Der Drink mit der Glaskugel

In unserer vergangenen Sonderausstellung „Geht doch! Erfindungen, die die Welt (nicht) braucht“ zeigten wir im Museum der Alltagskultur – Schloss Waldenbuch sehr viele Flaschenöffner, sogenannte Kapselheber. Neben dem Schraubverschluss und dem Korken, ist der Kronkorken sicherlich einer der gebräuchlichsten Flaschenverschlüsse. Wir zeigten die Flaschenöffner, um darzustellen, dass es für dieses einfache Problem (den Kronkorken zu entfernen) unendlich viele Lösungen gibt, und in die Entwicklung von solchen Lösungen schon sehr viel menschlicher Erfindungsgeist geflossen ist. Jedoch gibt es historisch betrachtet auch viele andere Möglichkeiten eine Flasche zu verschließen. Denn der Kronkorken hat einen entscheidenden Nachteil: obwohl die Flasche wiederverwendet werden kann, bleibt das kleine Stückchen Metall verbunden (inklusive etwas Kunststoff auf der Innenseite) übrig und ist damit Müll. Und weil der Kronkorken so klein ist, landet er häufig auch nicht im Mülleimer, sondern in der Landschaft.

Besonders praktische Flaschenöffner in der aktuellen Sonderausstellung „Geht doch!“

Eine Auswahl an Flaschenöffnern, die wir derzeit in der Sonderausstellung „Geht doch!“ zeigen.

Eine Alternative, neben den bereits genannten, ist der Bügelverschluss, der sich vor allem bei Bierflaschen einer gewissen Beliebtheit erfreut. Doch bis vor rund 70 Jahren gab es in Deutschland auch noch eine weitere Variante: die Flasche mit Glaskugelverschluss. Ein Verschluss, der nur mit kohlesäurehaltigen Getränken funktioniert. Bei dieser Flasche besitzt der Flaschenhals eine sogenannte Falle, das bedeutet, dass der Hals oben einen größeren Durchlass hat als unten und dazwischen ist der Hals ausgebaucht. In dieser Falle ist eine Glaskugel gefangen. Diese passt genau in die obere Öffnung des Halses. Gibt man in so eine Flasche ein kohlensäurehaltiges Getränk und dreht sie auf den Kopf, dann ist der Druck, den das Gas aufbaut, so groß, dass er die Glaskugel problemlos in den Hals drückt und die Flasche verschließt. Will man die Flasche öffnen, so drückt man die Glaskugel mit dem Daumen in die Flasche, und sie wird in der Falle gefangen.

Hier sieht man wie die Glaskugel in der Falle „gefangen“ ist. Die Flasche ist offen und man kann aus ihr trinken.

Hier sitzt die Glaskugel im Verschluss ganz rechts, und die Flasche ist verschlossen.

„Klicker“-Limo war ein Spitzname für Limonade aus solchen Flaschen, da die Glaskugel in der leeren Flasche ein Klickergeräusch macht. Der große Vorteil war: die Flasche konnte problemlos gereinigt und wiederverwendet werden und es blieb kein Müll übrig. Nachteil war hingegen, dass die Kugel im verschlossenen Zustand an der Oberfläche allen Umwelteinflüssen ausgesetzt war und nach dem Öffnen im Getränk landete. Das ließ sich in den 1950er dann nicht mehr mit den Hygienevorschriften vereinbaren. Und der Verschluss fand ein jehes Ende seiner Verbreitung in Deutschland.

Zwei Flaschen der Marke Ramune aus Japan.

Limonade aus Japan. Eine der beiden einzigen Limonaden, die weltweit noch mit diesem Verschluss verkauft werden ist Ramune.

Heute gibt es weltweit noch zwei Limonaden, die in diesen Flaschen ausgeliefert werden: „Ramune“ aus Japan und „Banta“ aus Indien. Das Hygieneproblem löst Ramune in dem über die Kugel noch ein Plastikplättchen angebracht wird, so dass die Kugel geschützt ist. Mit dem Plättchen wird dann auch die Kugel in die Flasche gedrückt. Im Video haben wir mal für Euch festgehalten, was passiert, wenn man eine „Ramune“-Flasche öffnet…

Die Flaschen wurden übrigens sehr gerne von Kindern fallengelassen. Wenn die Flasche zersprang, blieb die Glaskugel in der Regel ganz, und diese konnte dann als Murmel verwendet werden.

Sowohl die historischen Flaschen, als auch eine Ramune Flasche sind in unserer Neuzugangsvitrine in Waldenbuch zu sehen.

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