Drei Spontons – drei Geschichten?

Württembergische Offiziers-Spontons aus dem 18. Jahrhundert –  Rangabzeichen und Waffen

Auf den ersten Blick gleichen sich die drei Spontons: Waffen mit beidseitig gravierter Klinge, markanter Mittelrippe, geschweifter Bandschleife mit Inschrift und der typischen kantigen Tülle mit Wulst-Parierstange. Doch bei genauerem Hinsehen offenbaren sich jedoch feine Unterschiede, die nicht nur auf zwei verschiedene Regimenter, Regimentsinhaber, sondern auch auf unterschiedliche Entstehungszeiten und militärische Kontexte hinweisen.

Drei breite Klingen, ähnlich wie Speerspitzen mit großflächigen Inschriften.

Abb. 1: Klingen von drei Spontons

Der Sponton war im 18. Jahrhundert das klassische Erkennungszeichen der Infanterieoffiziere – nicht nur eine Waffe, sondern ein Symbol von Autorität und Rang. Im Kampf wurde er genutzt, um Kommandos anzuzeigen oder Formationen zu ordnen. Dass er durchaus auch im Gefecht verwendet wurde, belegt die Instandsetzung eines der vorliegenden Exemplare: Zwei eiserne Verstärkungen sichern den scheibenförmigen Ansatz – eine Reparatur, die auf tatsächliche Nutzung hindeutet.

Drei Waffen – drei Inschriften

1. „PRINZ. LOUIS. REG: V: WURTEMBERG“ (ca. 1740, Initialen „CE“)

Eine metallene Klinge, ähnlich einer Speerspitze, mit filigranen Inschriften.

Abb. 2: Spontonklinge

Detailaufnahme der Klinge mit Inschrift. Die Inschrift ist eingraviert.

Abb. 3: Detailaufnahme der Inschrift

 

Dieses Exemplar verweist auf das Infanterie-Regiment Prinz Louis von Württemberg, das 1744 aus dem Leibregiment hervorging und zunächst als Teil der Reichstruppen im Schwäbischen Kreis diente. Der Inhaber, Prinz Louis (oder Ludwig) Eugen von Württemberg, war der jüngere Bruder von Herzog Carl Eugen. Von 1752 an wurde das Regiment durch Frankreich subventioniert und kämpfte im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) an der Seite Österreichs. Die Gravur der von einer Krone überhöhten Initialen „CE“ – für Herzog Carl Eugen – lässt auf eine frühe Herstellungszeit schließen. Die Klinge ist im Vergleich mit den beiden anderen Waffen insgesamt breiter und gedrungener ausgeführt, die Initialen sind dünner und floraler ausgestaltet.

2. „PRINTZ. LOUI. REGIME: V: WURTB“ (ca. 1750, Initialen „CC“)

Eine metallene Klinge, ähnlich einer Speerspitze, mit eingravierten Inschriften.

Abb. 4: Spontonklinge

Detailansicht der Klinge mit Inschrift. In einem Band sind Buchstaben eingraviert.

Abb. 5: Detailansicht der Klinge mit Inschrift

 

 

Dieses Stück stammt vermutlich aus der Zeit kurz vor der Schlacht bei Leuthen. Die abweichende Schreibweise („PRINTZ“, „REGIME“) und die Initialen „CC“ könnten auf eine andere Herstellungswerkstatt hinweisen bzw. zeigen das später einheitlich verwendetet Spiegelmonogramm für Herzog Carl Eugen. Auch dieses Exemplar steht in Verbindung mit dem Regiment Prinz Louis, das 1757 in der Schlacht von Leuthen schwer getroffen wurde: Der Regimentsinhaber, mehrere Offiziere und ein Großteil der Truppe gerieten in preußische Gefangenschaft. Johann Kaspar Schiller, Vater des Dichters Friedrich Schiller und damaliger Fähnrich, entkam offenbar der Gefangennahme. Das Regiment wurde bereits 1765 wieder aufgelöst.

Radierung: Zwei Soldaten mit dunkelblauer Uniform. Beide tragen Waffen aber unterschiedliche Kopfbedeckungen.

Abb. 6: Musketier und Grenadier des Regiments Prinz Louis

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


3. „H. WURT. GEN. AUGE. GR. REGT“ (ca. 1770, Initialen „CC“)

Eine metallene Klinge, ähnlich einer Speerspitze, mit Inschriften.

Abb. 7: Spontonklinge

Detailansicht der Klinge. Eingraviert ein Band mit Inschrift.

Abb. 8: Detailansicht der Klinge mit Inschrift

Der dritte Sponton gehört in einen neuen Zusammenhang: Er verweist auf das Grenadierregiment von Augé, das 1767 aus verschiedenen Grenadierkompanien gebildet wurde. Die Inschrift nennt deutlich den Regimentsnamen und damit auch eine neue Phase württembergischer Militärgeschichte nach dem Truppenabbau ab 1765. Die erneut auftretenden Initialen „CC“ verweisen auch hier auf Herzog Carl Eugen.

Generallieutenant Johann Abraham David von Augé (1698-1784) war von 1767 bis 1784 der Inhaber dieses Regiments und ab 1771 General-Feldzeug-Meister in Württemberg.
Nach seiner medizinischen Ausbildung an der Hohen Carlsschule, diente ab 1778 Friedrich Schiller im Grenadierregiment von Augé als Regimentsmedicus.

Zeichnung: Zwei Soldaten mit dunkelblau-gelber Uniform. Sie tragen unterschiedliche Kopfbedeckungen.

Abb. 9: Grenadier und Musketier des Regiments von Augé

Vom Regiment Prinz Louis zum Grenadierregiment Augé

Die drei Spontons spannen einen historischen Bogen vom Aufbau des württembergischen Militärs im mittleren 18. Jahrhundert über seine aktive Rolle im Siebenjährigen Krieg bis hin zur Reorganisation nach Kriegsende. Während der erste und zweite Sponton noch dem Infanterieregiment Prinz Louis zuzurechnen sind, markiert der dritte den Übergang zu einer neuen Formation: dem Grenadierregiment von Augé, das unter wechselnden Namen bis 1794 bestand.

Fazit

Spontons waren mehr als Waffen: Sie transportierten Rang, Zugehörigkeit und oftmals dynastische Ansprüche. Ihre Gravuren erzählen – in oft knapper, aber prägnanter Form – von militärischen Hierarchien, historischen Umbrüchen und persönlichen Schicksalen. Dass drei so ähnliche Objekte doch so unterschiedliche Kontexte aufrufen, zeigt die Faszination historischer Waffen als Quellen militärischer, politischer und kultureller Geschichte.
Ein Sponton ist bis zum 12.September 2025 in der Ausstellung „Maskenball und Kanonendonner. Das Herzogtum Württemberg im Siebenjährigen Krieg“ im Hauptstaatsarchiv Stuttgart zu sehen.

Literatur und Quellen:

L. J. von Stadlinger: Geschichte des württembergischen Kriegswesens, Stuttgart, 1856, Tafel 35
Heinrich Müller, Das Heerwesen in Brandenburg und Preußen von 1640 bis 1806, Die Bewaffnung, Brandenburgisches Verlagshaus, Berlin, 1991, Seite 128 ff.
Abb. 9: Grafiken des Armeemuseums, AM 1936-15 e und AM 1936-19
https://kronoskaf.com/syw/index.php/Prinz_Louis_Infantry

Abbildungsnachweis und Nutzungsbedingungen:

Abb. 1-3, 7-9: Landesmuseum Württemberg (Public Domain Mark 1.0)
Abb. 4-6: Landesmuseum Württemberg, Moritz Paysan (Public Domain Mark 1.0)

 

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