Neuerwerbung: Ein klassizistisches Gemälde aus „Bares für Rares“

Die sich aktuell zunehmend verdüsternden Zeiten (Corona, 4. Welle) wurden am Wochenende für mich erhellt durch die glückliche Übergabe eines vom Landesmuseum angekauften Kunstwerks. Infolge der frühzeitigen Recherche der Gemälde-Expertin aus der beliebten ZDF-Sendung „Bares für Rares“, Dr. Bianca Berding, erfuhr ich im Sommer vom bevorstehenden Verkauf eines klassizistischen Gemäldes des Stuttgarter Malers Jakob Friedrich Weckherlin (1761−1814). Privatleute veräußerten es in der am 9.11.2021 ausgestrahlten Sendung an den bekannten Kunsthändler Fabian Kahl aus Leipzig.

Rückkehr nach Stuttgart

Da das Landesmuseum mehrere Gemälde des Malers Weckherlin besitzt, meldete ich mich als zuständiger Kurator im Auftrag der Fachabteilung Kunst- und Kulturgeschichte bei dem medienbekannten Händler, sobald er uns als Käufer bekannt wurde. Er begeisterte sich sogleich für die Idee, das Ölgemälde wieder nach Stuttgart zurückkehren zu lassen. Obwohl es noch weitere Interessenten gab, die die Sendung verfolgt hatten, stimmte Fabian Kahl dem Verkauf ans Landesmuseum Württemberg zu.

Übergabe des angekauften Gemäldes: Jakob Friedrich Weckherlin „Allegorie auf die Metallverarbeitung“ (?), Stuttgart, um 1780

Seit letztem Samstag, dem 27.11.2021, ist das Museum nun im Besitz des Gemäldes, dessen Pendant in der Schausammlung „Legendäre Meisterwerke“ ausgestellt ist. Es handelt sich bei diesem ebenfalls um ein querovales Bild mit ähnlichem Rahmen und denselben Maßen von 118 x 95 cm. Ob es ebenfalls von Weckherlin oder aus seinem Umfeld stammt, müssen wir noch näher erforschen.

Fächerkanon erweitert

Diese querovalen Gemälde waren über den Türen der ehemaligen Hohen Karlsschule in Stuttgart (früher hinter dem Neuen Schloss gelegen) angebracht und symbolisierten die dort gelehrten Fächer. Das Landesmuseum besitzt schon die „Allegorie auf die Pflege der Geografie unter Herzog Carl Eugen“ und erwirbt nun von Fabian Kahl die „Allegorie auf die Metallverarbeitung“ (?) von etwa 1780. Es zeigt eine leicht bekleidete Dame in antikem Gewand, die Metallerze emporhält und neben der Gold- oder Bronze- und Silbergefäße sowie Waffen und eine Rüstung aus Eisen drapiert sind. Der Name des Malers „Weckerlin fecit“ (Weckerlin hat [es] gemacht) ist in alter Schrift auf der Rückseite zu lesen.

Weitere Supraporten (Gemälde über den Türen) aus der Karlsschule mit Sinnbildern für die unterrichteten Lehrfächer sollen nach dem Zweiten Weltkrieg auf Schloss Solitude in Stuttgart zweitverwendet worden sein: die Allegorien der Baukunst, der antiken Geschichte, der englischen Literatur und Arithmetik. Es gibt also noch einiges zu untersuchen.

Unbekannter Künstler, „Allegorie auf die Pflege der Geografie unter Herzog Carl Eugen“, um 1780

Künstlerischer Hot Spot Stuttgart

Der Künstler Jakob Friedrich Weckherlin, der selbst zusammen mit dem späteren Dichterfürsten Friderich Schiller an der Karlsschule studierte, wurde dort Professor für Malerei. Das Landesmuseum besitzt von ihm unter anderem noch die ebenfalls ausgestellten Bilder des Besuchs von Herzog Carl Eugen und seiner Gemahlin Franziska von Hohenheim in der Karlsschule, umringt von uniformierten Studenten.

Jakob Friedrich Weckherlin, „Franziska von Hohenheim umgeben von Karlsschülern“, um 1780

Von Schloss zu Schloss

Fabian Kahl jedenfalls war mit dem neuen Zuhause für sein Gemälde sehr einverstanden. Selbst zeitweilig auf einem Barockschloss in Thüringen lebend, interessierte er sich sehr für unser neues Foyer, die Dürnitz des Alten Schlosses und die Schausammlungen. Natürlich ließ er es sich auch nicht nehmen, einen Blick in die aktuelle Große Landesausstellung „Fashion?!“ zu werfen…!

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