CASES überschreibt die in Stuttgart beheimatete Künstlerin Sinje Dillenkofer ihre Serie bearbeiteter Fotos, auf denen Innenansichten historischer Behältnisse zu sehen sind (CASES). Das englische Wort case ist doppeldeutig und kann mit Kasten aber auch mit Fall übersetzt werden. Tatsächlich stellt jedes der fotografierten Etuis, Schatullen und Aufbewahrungskisten einen eigenen Fall dar – sind sie doch als Schutzhüllen für ganz unterschiedliche Dinge angefertigt worden und sind jeweils entsprechend geformt. Jedes Behältnis hat seine eigene Geschichte und trägt sichtbar deren Spuren.
Bilderrätsel um das Bewahren
Die an der hiesigen Akademie der Bildenden Künste ausgebildete Sinje Dillenkofer fotografiert die ausgewählten Behältnisse ohne die Gefäße, Bestecke oder Waffen, für die sie passgenau angefertigt worden sind. Streng von oben aufgenommen und kunstvoll ausgeleuchtet, entwickeln die Fächer, Vertiefungen und Abdrücke ein geheimnisvolles Linienspiel. Die ursprüngliche Funktion des Abgebildeten ist nicht auf den ersten Blick zu erkennen, es entsteht eine Spannung zwischen dem Abbild eines realen Objektes und den abstrahierten Formen. Als ästhetische Bilderrätsel fordern die „CASES“ die Wahrnehmung der Betrachtenden heraus.
Nun hat Sinje Dillenkofer auch historische Behältnisse aus dem Landesmuseum fotografiert. Möglich gemacht haben dies finanzielle Sondermittel, die das Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg für den Ankauf von Werken zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler mit Baden-Württemberg-Bezug zur Verfügung stellt. In diesem Fall entstand das anzukaufende Werk, indem sich die Künstlerin ganz auf das Landesmuseum und seine Bestände einließ, mit uns das Depot durchmaß und insgesamt fünf Objekte auswählte.
Diese Behältnisse wurden zunächst von unseren Restaurator*innen gereinigt, denn jedes Staubkörnchen würde bei den großformatigen Fotografien ablenken. Für die eigentlichen Aufnahmen arbeitete Sinje Dillenkofer dann mehrere Tage in unserem Fotostudio, bevor sie im heimischen Atelier die Nachbearbeitung vornahm. In den Schausammlungen im Alten Schloss befindet sich das Etui für ein Schachspiel Herzog Carl Eugens, das Ausgangspunkt für CASE 122 war.
In guter Nachbarschaft
Aus den entstandenen Aufnahmen wählten wir eine Fotografie aus, die wir als großformatigen Ausdruck auf Büttenpapier, das wiederum auf eine Alu-Dibondplatte aufgezogen wurde, erwerben konnten – CASE 121. Dieses Kunstwerk entstand ausgehend von der Truhe für ein 1844 entstandenes Reiseservice, das sich im Depot des Landesmuseums befindet. Friedrich Ludwig Eugen Karl, Erbprinz von Hohenlohe-Öhringen, hatte Service und Kiste seiner zukünftigen Ehefrau, Freifrau von Mathilde von Brauneck, als Hochzeitsgabe geschenkt.
CASE 121 ist nun für ein Jahr im 1. Stock des Alten Schlosses in den Räumen der Kunstkammer-Präsentation ausgestellt. Das vielschichtige Werk, das aufgrund seiner Farbigkeit und Formen auch immer wieder den menschlichen Körper assoziieren lässt, kann zu den Öffnungszeiten besichtigt werden. Viel Spaß dabei!