In Teil 1 unserer Serie zur Großen Landesausstellung 2024/25 haben wir die insgesamt fünf Teilprojekte und ihre Teams kurz vorgestellt. Im zweiten Beitrag werfen die Kuratorinnen Regine Hader, Agnes Obenhuber und Maaike van Rijn einen Blick hinter die Kulissen ihrer Arbeit an der Ausstellung „PROTEST! Von der Wut zur Bewegung“.
Steife Brise mit Blick auf die Elbphilharmonie und ein Fischbrötchen in der Hand: was wie Urlaubswochenende klingt, ist in Wirklichkeit eine kurze wohlverdiente Pause zwischen intensiven Arbeitstagen bei einem dreitägigen Workshop im Büro unserer Ausstellungsgestalterin Sigi Colpe in Hamburg.
Wir Kuratorinnen, Regine Hader, Agnes Obenhuber und Maaike van Rijn bereiten die kommende Große Landesaustellung „PROTEST! Von der Wut zur Bewegung“ (27. Oktober 2024 – 4.Mai 2025 im Alten Schloss in Stuttgart) vor und sind dafür drei Tage in Hamburg. Mit dem Team vor Ort um Bühnen- und Ausstellungsgestalterin Sigi Colpe – Grafiker*innen, Mediengestalter – wird geplant, wie die Ausstellung sein wird.
Eine Ausstellung nimmt Form an
Werden die Farben für die Raumüberschriften auf die Wand gesprüht oder auf ein Banner gedruckt? Welche Filmsequenzen werden im Prolog gezeigt? Sind die Durchgänge zwischen den einzelnen Räumen groß genug, damit auch Besucher*innen im Rollstuhl sich frei bewegen können? Es gibt viele Fragen, die im Vorfeld geklärt werden müssen.
Um was es geht? Protest!
Das alles passiert im Rahmen der Planungen der Großen Landesausstellung „PROTEST! Von der Wut zur Bewegung.“ Doch was können die Besucher*innen hier erwarten?
Bunte Banner und wehende Fahnen, Demonstrationen mit mehreren tausend Menschen, die globale Verbreitung von Anliegen durch millionenfach geteilte Hashtags oder bildstarke Symbole – Protest hat viele Gesichter und ist pluraler denn je. Und doch liegen allen Protestbewegungen ähnliche strukturelle Abläufe und Dynamiken zugrunde. Diese zu verstehen, durch eigenes Erleben zu erfahren und die persönliche Haltung zu betrachten, ist Ziel der Erlebnisausstellung „PROTEST! Von der Wut zur Bewegung“, die ab Herbst 2024 im Landesmuseum Württemberg zu sehen ist.
Thematisiert werden Strukturen und Abläufe von Bewegungen und wiederkehrenden Protesten für soziale Gerechtigkeit, Gleichstellung oder verschiedene regional verankerte Themen. Die Ausstellung geht der Frage nach, wie Protest entsteht und welche Erfahrungen von Ungerechtigkeit, Nicht-gehört-werden und Entbehrung stattgefunden haben müssen, um sich zu vernetzen und aufzubegehren.
Den Abschluss der Ausstellung bildet ein Veranstaltungs- und Diskussionsforum, das einlädt, sich mit aktuellen und möglichen zukünftigen Protestbewegungen zu beschäftigen. Besucher*innen jeden Alters werden ermutigt, eigene Utopien zu entwickeln und an der Gestaltung unserer Gesellschaft und Zukunft aktiv mitzuwirken.
Erlebnis und Interaktion
Die Ausstellung im Alten Schloss in Stuttgart verfolgt einen erlebnisorientierten Ansatz: Von der Besucher*innenperspektive ausgehend, stellt sie subjektive Erfahrungen in den Vordergrund. Immersive Welten und interaktive Stationen auf 800 Quadratmetern Ausstellungsfläche bieten die Möglichkeit, sich aktiv mit Fragen unserer Zeit auseinanderzusetzen und die eigene Bereitschaft zu Aktivismus auszuprobieren.
Wie kann das funktionieren? Die Besucher*innen gehen in Diskussion, wie weit Protest gehen darf, sie können in der Ausstellung an einer Menschenkette teilnehmen, eigene Grenzen in einem interaktiven Wutraum testen, in immersiven Inszenierungen die verschiedenen Formen von Protest erleben und vieles mehr.
Gemeinsam haben wir uns in Hamburg Gedanken zu Raum, Materialen und vielem mehr gemacht. Wir freuen uns auf weitere Workshops – das nächste Mal wieder im Alten Schloss in Stuttgart!
Neugierig, wie es weiter geht?
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Sie haben Fragen zur Großen Landesausstellung „500 Jahre Bauernkrieg“? Wir freuen uns auf Ihre Nachricht – am einfachsten geht es mit dem Kommentar-Feld weiter unten auf dieser Seite.
Die Große Landesausstellung „Der Bauernkrieg 1524/25“ wird gefördert aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg, sowie durch die Baden-Württemberg Stiftung.
Eine sehr gute Nachricht für 2024/25.
Ein Gedenktag für den kleinen Mann in der damaligen Zeit
der frühen Neuzeit.
Vergeßt nicht den Maler Jerg Rathgeb und den Herrenberger Altar.
Und die Schlacht bei Böblingen um 1524/25 nicht.
Inwieweit wird auch das Erstarken einen erneuten Bundschuh-Bauernbewegung in den 1980ern behandelt und gezeigt??
Gerade im Landesmuseum Stuttgart-das Beispiel „ David gegen Goliath“ damals plante Mercedes-Benz eine Teststrecke in Boxberg/ Schwabhausen..einer eher strukturschwachen Region in Ba-Wü; es formierte sich ein Protestbewegung, die sich „ back to the roots“ mit der Bundschuh-Flagge zeigte und zu einer vielfältigen Bewegung anwuchs; unterstützt von kritischen Daimler-ArbeiterInnnen wie Betriebsrat Willi Hoss und weiteren KollegInnen wie beispielsweise Walter Kress, damals Maschinenschlosser im Mercedeswerk Untertürkheim…und heute einer der Pioniere im ökologischen Landbau-denn auch dies hatte diese Protestbewegung bewirkt-eine Wende hin zum ökologischen Landbau , was beispielsweise den dort angebauten Grünkern betrifft…
Bei Interesse vermittle ich gerne Kontakt und Vernetzung mit Zeitzeugen !!
Hallo Frau Kreß,
vielen Dank für Ihre Nachricht und Ihr Interesse! Die Ausstellung greift exemplarisch einige Proteste der letzten fünfzig Jahre auch aus der Region Stuttgart auf, um daran strukturelle Abläufe von Protestbewegungen aufzuzeigen. Leider können wir nicht jeden Protest, seine Entstehung und Rezeptionsgeschichte in Gänze beleuchten. Das Begleitprogramm wird unter anderem auch Einblicke in die Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Proteste geben, deren Motive und Abläufe in der regionalen Spezifik. Wir würden uns freuen, Sie ab dem 27. Oktober 2024 in der Ausstellung oder bei einer unserer Veranstaltungen zu begrüßen zu können.
Viele Grüße
Dennis Hughes
Landesmuseum Württemberg