Zwischen Heilerwissen und Alpenfotografie

Seit nunmehr fünf Wochen arbeite ich als Praktikantin in der Landesstelle für Volkskunde. Durch mein Studium bin ich zunehmend auf die Museumsarbeit aufmerksam geworden. Und so packte mich die Neugier, hier am Landesmuseum bzw. in der Landesstelle für Volkskunde ein freiwilliges Praktikum zu absolvieren. Mir war dabei die Verbindung wichtig, das Erlernte und die Theorie auch mal direkt in der Praxis zu erleben und anzuwenden.

Heilkunst auf Schwarzwälder Art

Zu Beginn lernte ich den „Morlokhof“ bei Baiersbronn im Schwarzwald kennen. Ein Schriftenfund vor rund fünfzehn Jahren, in einem leer stehenden Gebäude des Hofes, hat weite Kreise gezogen. Die Handschriften wurden damals mit Unterstützung der Landesstelle für Volkskunde transkribiert. Während meines Praktikums erhielt ich die Aufgabe, das vorhandene Material im Archiv der Landesstelle zu sichten und für eine geplante Veranstaltung im November aufzubereiten.

„Morlokhof“ bei Baiersbronn im Schwarzwald

Die Familie des Hofes, die Morloks, besaßen angeblich heilerische Fähigkeiten. Die gefundenen Schriften offenbarten die Arbeitsweise der selbsternannten Heiler: Sie halfen den Menschen vor allem durch ihr pharmazeutisches Wissen. Doch die übernatürlichen Kräfte, die ihnen zugesprochen wurden, konnten durch Forschungen von ihrem Mysterium entkräftet werden. Anne Christin Lux, eine Volkskundlerin von der Universität Mainz, hat in ihrer Dissertation die Geschichte(n) des Morlokhofes erforscht. Über den „Schatz der Morloks – Heilerwissen im Schwarzwald“ wird sie am 22. November 2018 bei einer Veranstaltung der Landesstelle für Volkskunde im Vortragssaal des Landesmuseums Württemberg sprechen.

Ein Hauch von Bergluft

Während meines Praktikums bekam ich auch die Gelegenheit, selbst „Hand anzulegen“ und eine kleine Sammlung privater Foto-, Poesie- und Erinnerungsalben für das lebensgeschichtliche Archiv der Landesstelle für Volkskunde zu inventarisieren. Dieses Archiv befindet sich derzeit im Aufbau und enthält nicht nur Erinnerungsgegenstände zu einer Person, sondern sammelt und recherchiert auch die dazugehörigen Geschichten. Die Sammlung, die ich aufgenommen  habe, gibt Auskunft über das Leben einer Stuttgarterin und ihre Reisen, u.a. in die Alpen in der Zeit von ca. 1930-1960.

Sammlung privater Foto-, Poesie- und Erinnerungsalben einer Stuttgarterin und ihrer Reisen, u.a. in die Alpen in der Zeit von ca. 1930-1960.

Immer nah am Leben

Am Beispiel des Morlokhofes und anhand der Bestände des lebensgeschichtlichen Archivs wurde für mich die Verbindung zwischen Theorie und Praxis besonders deutlich. Denn die kulturanthropologische Arbeit der Volkskunde und ihre Nachfolgefächer Kulturanthropologie/Empirische Kulturwissenschaft/Europäische Ethnologie kann sehr nah am Leben und eng mit den immateriellen Sammlungsgütern, den Geschichten und Erinnerungen des Einzelnen, verbunden sein. Das macht für mich den Reiz meines Studiums aus und das habe ich auch bei meinem Praktikum in der Landesstelle für Volkskunde erlebt.

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