Wo ein spätmittelalterlicher Marktplatz entsteht …

… da sind Ingrid-Sibylle Hoffmann und Katharina Wilke nicht weit!

Ein Marktplatz aus dem Kofferraum

Auf unserer Reise ins Mittelalter hatten die Living-History-Gruppe und wir zwei vom Landesmuseum nicht nur eine Malerwerkstatt im Gepäck, sondern auch einen spätmittelalterlichen Markt.
Die Kofferräume unserer Living-History-Akteure kann man, ohne zu übertreiben, als wahre Schatzkästchen bezeichnen. Ein Marktstand nach dem anderen wurde da ausgepackt, zusammengesteckt und hingestellt. Das, was wir uns so oft davor immer nur in Gedanken vorgestellt hatten, nahm im Innenhof einer Baugruppe des Fränkischen Freilandmuseums Bad Windsheim endlich Gestalt an.

In Gedanken hatten wir schon vor einem halben Jahr unseren Marktplatz bestückt. Jetzt war er lebendig geworden. © Landesmuseum Württemberg

Einkaufen wie im Spätmittelalter

Einen belebten städtischen Marktplatz stellten wir uns vor, an dessen Ständen Bauern aus der näheren Umgebung ihre Waren anbieten. Die Auslagen mit Gemüse, Hülsenfrüchten und Backwaren bestückt. Dieser Wunsch war gar nicht so leicht umzusetzen, denn was wurde auf einem spätmittelalterlichen Gemüsemarkt alles angeboten? Welche Nüsse und Früchte gab es auch schon vor 550 Jahren.

Links ein noch leerer Marktstand mit Plane, daneben liegen bereits die Waren aus. © Landesmuseum Württemberg

Eines war ganz sicher, wir mussten am Stuttgart Großmarkt auf jeden Fall kleine und krumme Objekte anfragen – eine EU-Norm gab es damals noch nicht. Dazu zogen wir Bildquellen und einschlägige Fachliteratur zu Rate, um eine längst vergangene Welt, so echt wie möglich aussehen zu lassen. In unserem Transporter stapelten sich Kisten Roter Rüben, Mangold, Sellerie, Gurken und Spinat. Eine für uns Kunsthistorikerinnen ungewöhnliche Fracht, die „nach Ankunft im Mittelalter“ in Flechtkörbe und Strohschalen verteilt, auf den Marktständen drapiert wurde.

Lebendige Geschichte

Zwei Dutzend Living-History-Akteure tummelten sich schließlich auf einem reich bestückten Marktplatz. Viele kauften, manche verkauften, schrien ihre Waren aus und knabberten sich in den Drehpausen durch das üppige Angebot.

Die Living-History-Akteure hatten ihren Spaß und knabberten sich während der Dreharbeiten durch das Warenangebot. © Landesmuseum Württemberg

In farbenfrohe Gewänder gekleidet boten sie uns auch einen repräsentativen Querschnitt durch die verschiedenen Gesellschaftsschichten einer spätmittelalterlichen Stadt: Ratsherren und Patrizier neben Bauern und einfachen Handwerkern. Auch hier steckt die Liebe im Detail, weil die Gewänder nicht nur nach historischen Bildvorlagen, sondern teilweise in historischer Nähtechnik angefertigt wurden. Ein wahrer Augenschmaus!
Natürlich haben wir es uns auch nicht nehmen lassen, selbst in eines der Gewänder zu schlüpfen! Ein ganz besonderes Erlebnis.

Eine verblüffende Verwandlung. Ingrid-Sibylle Hoffmann und Katharina Wilke in spätmittelalterlichem Gewand. © Landesmuseum Württemberg

 

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