Große Ereignisse werfen große Schatten voraus – Große Landesausstellungen fordern frühzeitige Planung. Und so bin ich mit einigen Kolleginnen jetzt schon sehr beschäftigt mit der Großen Landesausstellung, die in eineinhalb Jahren, im Oktober 2020, eröffnet wird.
Große Landesausstellung 2020/21: „Fashion?! Was Mode zu Mode macht“
Um was es da geht? Um Mode! Dass dies ein vielseitiges spannendes Thema ist, zu dem fast jeder etwas beizutragen hat und das von wichtiger Bedeutung für unseren gesellschaftspolitischen Alltag ist, zeigt sich auch in den frühen Recherchen zum Thema.
Shopping-Event?!
Eine der vielen schönen Aspekte unserer Arbeit im Museum ist ja, dass man immer wieder in neue Situationen gerät und neue Themen bearbeitet, von denen man sich während seines Studiums nie hätte träumen lassen.
Da hat man plötzlich ein Foto-Shooting mit Darth Vader, kauft Rüben und Sellerie für einen mittelalterlichen Markt, oder verbringt – wie ich zuletzt mit meinen beiden Kolleginnen Janna Meyer und Agnes Obenhuber – einen ganzen Samstagnachmittag auf einem Shopping-Event im benachbarten Modehaus Breuninger. Shopping-Event? Ja!
Was kann man als Ausstellungskuratorin denn auf einem Shopping-Event lernen? Dass die Mode und das gesamte Modebusiness von Inszenierung und Dramaturgie leben zum Beispiel. Dass Show und Spektakel eine wunderbar aufgeladene Stimmung schaffen können und alle Fragen um Mode, Identität, Rollen und soziale Codes immer wieder neu verhandelt werden. Und natürlich, dass Mode sehr vom Sehen und gesehen werden lebt und es wichtig ist, dass man sich einbringen und mit seiner Kleiderwahl immer wieder neu erfinden kann.
Mode braucht Inszenierung und Erlebnisse
Aber natürlich gehen wir zur Inspiration für die Planung der kommenden Ausstellung nicht nur auf Shopping-Events. So waren für mich in den letzten zwei Jahren auch die Besuche vieler anderer Mode-Ausstellungen in ganz Europa wichtige Inspiration.
Man muss allerdings durchaus zugeben, dass man Ausstellungen anders anschaut, wenn man gerade selbst eine Ausstellung plant, als wenn man einfach nur unbedarfter Museumsbesucher ist. Denn während die anderen Besucher sich vor allem an den wunderbaren Kleidern – zum Beispiel in der Ausstellung zum Modedesigner Azzedine Alaïa im Design Museum in London – erfreuen, beäugte ich kritisch die Beleuchtung. Sieht das echt gut aus, die Hochglanzsockel in diesem hellen Licht? Kann man die Texte gut lesen?
Kopf ab oder Kopf dran?
Was für eine Art von Figurinen würden wir denn am besten verwenden? Welche mit Kopf und aufwändiger Frisur wie in der Ausstellung zu Jean Paul Gaultier in der Kunsthalle München (Winter 2015/16) oder lieber schlichte Schneiderpuppen wie im Textilmuseum Krefeld? Oder mit Kopf, aber ohne erkennbares Gesicht wie auf der Jil Sander Ausstellung in Frankfurt (Frühling 2018)?
Und wie schafft man es, dass die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung nicht nur ehrfurchtsvoll schöne Kleider betrachten, sondern sich eingebunden fühlen, mitdiskutieren und teilhaben können?
Überlegungen zu Form und Inhalt
Aber auch inhaltlich nehmen wir in der Vorbereitung einer Ausstellung vieles mit, was sich an Veranstaltungen zum Thema bietet. Und das ist gerade bei der Mode jede Menge! Eine Konferenz zum Thema „The Relevance of Fashion“ veranstaltet vom Zeitmagazin und der Vogue (Berlin Januar 2018) war neben einer internationalen Tagung in Straßburg zu Mode und Museum (Mai 2018) nur ein Highlight des letzten Jahres.
Besonders anregend sind auch immer wieder die Modeschauen der Abschlussklassen der Modeschulen der Region. Gerade hier zeigt sich, was die Mode aktuell bewegt. Welche Themen wichtig sind und wie sehr Mode mit Identität, Körperkonzepten, Geschlecht und gesellschaftlichen Codierungen zu tun hat.
Ausstellungsvorbereitung heißt also nicht immer nur Bibliothek, Archiv und Depot, sondern gerade im Hinblick auf die anstehende Mode-Ausstellung auch Shopping-Event, Gespräche mit Jugendlichen und Instagram.
Um was es inhaltlich in der Mode-Ausstellung geht, was unsere Fragen und Leitgedanken sind und welche Objekte wir überhaupt ausstellen, wird in den nächsten zwei Jahren bis zur Eröffnung auch hier auf dem Blog wohl noch einige Male Thema sein.
Liebes Team,
ein interessanter Ansatz, sich als Laie auf den Weg zu machen und zu staunen. Auch und gerade, weil Mode heute nicht mehr das bewegt, wie es früher mal war. Ich selbst bin die Tochter einer Moderedakteurin für Haute Couture und kenne die Textilwelt seit meiner Kindheit. Mehr unter LinkedIn. Bin nur mobil erreichbar unter 0157.70206330. Mein Büro ist geschlossen.
Grüsse Petra Knecht
@knechtpetra