Im Rahmen der Sonderausstellung „Dorfhochzeit“ zeigt das Museum der Alltagskultur im Schloss Waldenbuch eine Auswahl von über 200 Hochzeitsfotos aus Jungingen im Zollernalbkreis. Diese spiegeln den Wandel der Hochzeits- und vor allem der Fotopraktiken in diesem Dorf von 1880 bis 2017 wider. Im Vorfeld entwickelten wir die Idee, eine eigene kleine Sammlung zu generieren und Hochzeitsfotos aus Waldenbuch zu sammeln, frei nach dem Motto: Was in Jungingen geklappt hat, das schaffen die Waldenbucherinnen und Waldenbucher auch!
Waldenbuch gibt seine Hochzeitsfotos preis
Wir boten also drei Freitagnachmittage an, an denen Menschen, die in Waldenbuch geheiratet haben, ihre Hochzeitsbilder vorbeibringen konnten. Diese scannten wir ein und gaben sie dann an die jeweilige Person zurück. Zudem gibt es für die Dauer der Ausstellung eine E-Mail-Adresse, an die digitale Hochzeitsfotografien aus Waldenbuch gesendet werden können. Die Vorstellung, das eigene Hochzeitsfoto in der Ausstellung zu sehen, stieß auf immer mehr Interesse in Waldenbuch, bis zuletzt sogar der Bürgermeister sein Hochzeitsfoto ins Museum brachte.
Beim Abgeben der Fotografien erzählten viele Menschen aus ihrer Hochzeits- und Lebensgeschichte. Die meisten Fotos bekamen wir von „alteingesessenen“ Waldenbucher Familien, aber auch einige von Zugezogenen oder Menschen, die nur in Waldenbuch geheiratet haben, dort aber nicht (mehr) wohnen. Interessant war, dass viele bei einem anschließenden Besuch in der Ausstellung Freundinnen und Freunde auf den Hochzeitsbildern erkannten und Verbindungen zwischen den fotografierten Familien herstellten.
Hochzeitsfotos aus Griechenland
Ein Waldenbucher war besonders engagiert und erzählte einem Freund von unserer Suche nach Waldenbucher Hochzeitsfotos. Einzige Schwierigkeit: Der Mann lebt mittlerweile mit seiner Frau in Griechenland. Er war im Jahr 1961 als sogenannter Gastarbeiter mit seiner Familie nach Waldenbuch gekommen und dort bis 1981 bei der Firma Lorch tätig. 1963 lernte er während eines Italienurlaubs seine zukünftige Frau kennen, die aus Deutschland kam und bald zu seiner Familie und ihm nach Waldenbuch zog.
Im Jahr 1981 kehrte er mit seiner Frau nach Peristasi – einem Dorf im Nordosten Griechenlands – zurück, und baute dort mit ihr ein kleines Einfamilienhaus. Bis zu seiner Pensionierung war er in Peristasi als Schreiner tätig. Die Verbindungen nach Waldenbuch rissen nie ab, er erinnert sich gerne an die Zeit zurück und hat dort viele Freundschaften geschlossen. Begeistert von der Idee, seine Hochzeitsfotos zu zeigen, sandte er daraufhin per Post seine Bilder samt Heiratsurkunde als Zeichen des Einverständnisses an den engagierten Waldenbucher. Freudig überreichte dieser uns die Post aus Griechenland und wir konnten auch diese Waldenbucher Hochzeitsfotos aus dem Süden in unsere Ausstellung aufnehmen.
Das weit gereiste Waldenbucher Hochzeitsfoto aus Griechenland und all die anderen Fotografien können noch bis zum 8. September im Museum der Alltagskultur besichtigt werden.