Ludwigsburger Porzellan – Ein Vermächtnis für das Landesmuseum

Ich stehe vor einem großen Depotschrank in unserem Fotoatelier und blicke auf eine Sammlung Ludwigsburger Porzellan. Noch halb verpackt, ist sein Blumendekor nur in Teilen zu erkennen. Nun gilt es, sich erst einmal Handschuhe anzuziehen, bevor jedes Stück vorsichtig ausgepackt und genau betrachtet wird. Auf der Suche bin ich nach Marken, Ritzzeichen, Stempeln – und vor allem nach Malerzeichen, die sich auf den Rückseiten verstecken. Diese werden notiert und mit kleinen Zetteln zum Fotografieren markiert.

Das Vermächtnis

Das Porzellan ist durch ein Vermächtnis in die Sammlung des Landesmuseum Württemberg gelangt. Frau Petra Benteler verfügte, dass ihr Ludwigsburger Porzellan dem Keramikmuseum im Schloss Ludwigsburg, einem Zweigmuseum des Landesmuseums, vermacht werden soll. Ursprünglich stammt das Porzellan aus dem Besitz der Eheleute Alexander und Ellen Knorr, Herr Knorr, mit dem Frau Benteler verwandt war, leitete das bekannte gleichnamige Nahrungsmittelunternehmen. Ob aus der schönen Terrine mit Blumendekor Fertigsuppe herausgeschöpft wurde, ist nicht belegt, aber vorstellbar.

Der erste Eindruck…

Zu Beginn dieses Jahres machten sich eine Kuratorin und eine Restauratorin auf den Weg zum Tegernsee, dem Wohnsitz von Frau Benteler, um das Vermächtnis zu begutachten, erste Arbeitsfotos zu erstellen und alles vorsichtig für den Transport einzupacken. Dabei wird von unserer Restauratorin der Zustand geprüft und Abplatzungen, Sprünge, Risse, Brüche und Altrestaurierungen zu jeder Tasse und Untertasse, Kanne und Deckel, Zuckerdose, Teller und Servierplatte notiert. Anhand der CC-Marken (mit und ohne Fürstenkrone in Unterglasur blau), des Modells und der Blumenmalerei nimmt die Kuratorin eine erste Datierung des Porzellans vor und ein Schätzwert wird zu jedem Stück festgehalten.

… und die Details

Nun gilt es, dieses Vermächtnis in das Inventar aufzunehmen. Hierfür benötigen wir neben guten Objektfotografien so viele Informationen wie möglich und bestenfalls gilt es, Zuschreibungen zu den Ludwigsburger Malern vorzunehmen. Anhand der Namenslisten und der wenigen Malerzeichen ist es möglich, das Werk einiger Ludwigsburger Maler zu bestimmen. Allerdings können die Malerzeichen nicht nur über die Übereinstimmung mit den Initialen mit bestimmten Malern in Verbindung gebracht werden, es sollten weitere Anhaltspunkte für eine Zuschreibung gegeben sein, wie zum Beispiel eine stilistische Verwandtschaft.

Beispielsweise zeigt die reiche Blumenmalerei auf einer Terrine und deren Deckel mehrere lose Sträußchen aus rostroter Tulpe, ungefüllte purpurne Anemonen, hellgelbe Tausendschön sowie rote und blaue Vergissmeinnicht. Auf dem Boden der Terrine befindet sich das Malerzeichen „R“, welches auf Joseph Jakob Ringler, den Direktor der Ludwigsburger Porzellanmanufaktur, hinweist. Ein weiteres Indiz ist der Vergleich der hier gegebenen Blumenmalerei mit Zeichnungen von Ringler aus seinem Notizbuch, welches uns überliefert ist und ihm eindeutig zugeschrieben werden kann.

Blütezeit

Das Vermächtnis von Frau Benteler ist insgesamt der Früh- und Blütezeit der Ludwigsburger Porzellanmanufaktur zuzuschreiben. Zu dieser Zeit haben die besten Brennmeister, Glasierer und Maler in der Manufaktur gearbeitet. Alle hatten bereits Erfahrungen in anderen bekannten Porzellanmanufakturen gesammelt, oder sich auf Reisen fortgebildet. Die Blumenmalerei aus den 60er Jahren des 18. Jahrhunderts zeichnet sich durch eine asymmetrische und spielerische Zusammenstellung der Blumen aus. Die Blumen an ihren zierlichen, bewegten Stielen in aufgelockerten Sträußen, wirken wie leicht dahingeweht.

Der Weg in die Sammlung

Viele „Gewerke“ des Landesmuseum sind bei der Aufnahme einer Sammlung von Objekten beschäftigt. Die Restaurierung ist mit der Bewertung des Zustandes und dem Transport beschäftigt. Die Kuration trägt umfassende Informationen zu allen Objekten zusammen, nimmt eine Datierung und, wenn möglich, eine Zuschreibung vor. Der Fotograf erstellt brillant scharfe Objektbilder von allen Seiten und Details. Und die Kolleg*innen im Depot schützen die Objekte vor widrigen Einflüssen, damit uns allen diese feine Sammlung Ludwigsburger Porzellan für immer erhalten bleibt.

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