7.55 Uhr: Flinken Schrittes gehe ich von der Bushaltestelle zum Büro.
8.05 Uhr: Dort angekommen, muss ich mit Entsetzen feststellen, dass das Internet nicht funktioniert. Ich bin ratlos. Was mache ich jetzt?
8.15 Uhr: Ich gehe meine Wiedervorlage durch, erledige alles, was ich ohne Internetzugang erledigen kann und lese die über Ostern eingetroffenen E-Mails. Doch ich muss feststellen: beantworten kann ich keine, da sie im Postausgang hängen bleiben…
8.20 Uhr: Meldung von IT-Stelle. Sie arbeitet an der Behebung des Problems. Dauert aber noch ein paar Minuten.
8.30 Uhr: Ich gehe zur Museumspforte und hole die für mich deponierte Tagespresse ab. Gott sei Dank funktioniert das Lesen der Papierzeitungen noch analog. Auf dem Weg zurück ins Büro treffe ich zwei Kollegen und lausche interessiert ihrem Gespräch. „Kommst du ins Netz?“, fragt Kollege 1. „Nein, es geht nichts. Rein gar nichts“, antwortet Kollege 2. „Und jetzt?“, erwidert Kollege 1. „Weiß ich auch nicht. Ohne Internet bin ich komplett aufgeschmissen“, so Kollege 2.
Ohne Computer arbeiten? Ohne Internet kommunizieren? Wie ging das noch einmal?
Das obige morgendliche Beispiel zeigt deutlich, wie weitgehend unsere Arbeitswelt inzwischen digitalisiert ist. Sie betrifft nicht nur die Kommunikation mit unseren Besuchern über Webseiten, Newsletter, Presseverteiler, Social Media etc. Der Umfang der Digitalisierung zeigt sich bereits beim morgendlichen „Einstempeln“ und Starten des Computers. Sie schließt die Hardware, die Software und die Infrastruktur ein. Funktioniert einer dieser Bausteine nicht richtig, bricht das ganze System zusammen – denn vollkommen analog läuft in unserem Alltag kaum noch etwas.
Nichts ist nur analog und alles ist (auch) online?
Die digitale Kommunikation hat auch vor Kultureinrichtungen nicht haltgemacht: Digitale Kanäle sind ein selbstverständlicher Teil unserer Arbeit. Durch sie sind nicht nur das Landesmuseum und seine Sammlungen zu jeder Zeit (der Aufbau des digitalen Katalogs geht sukzessive voran) und von nahezu jedem Ort der Welt aus (virtuell) zugänglich. Auch wir sind als Teil des Hauses fast rund um die Uhr und überall online unterwegs.
Die Datenmengen, die wir täglich hin- und herschieben – ganz gleich ob privat oder beruflich – werden immer größer, unsere Computer leistungsstärker und der Softwareeinsatz umfänglicher. Dies alles ist selbstverständlich für uns. Wir merken aber erst, wie selbstverständlich die Technik und das „www“ für uns geworden sind, wenn etwas einmal nicht funktioniert.
Das Museum nach außen tragen
Die Digitalisierung bietet die Chance, uns noch stärker zu vernetzen: im Berufsalltag mit den Kollegen, aber auch mit der breiten Öffentlichkeit. Dies bedeutet zum einen eine Arbeitserleichterung, weil Prozesse unmittelbarer und Wege kürzer werden. Die digitale Kommunikation ermöglicht vor allem aber auch eine breitere Interaktion mit unseren Besuchern. Wir können Einblicke in die Museumsarbeit geben, die analog nicht möglich wären. Die Verständigung ist interaktiver, vielfältiger, persönlicher und auch schneller. Wir erhalten über die sozialen Medien direkte Reaktionen auf unsere Arbeit, die uns helfen, zu optimieren und noch stärker auf unsere Zielgruppen einzugehen.
Einen entscheidenden Haken hat die Digitalisierung jedoch: Fällt der Strom oder das Netzwerk aus, ist der Akku leer, dann bekommen wir die Konsequenzen sofort zu spüren: vollständiges analoges Arbeiten ist inzwischen unmöglich. Wie sagte es der Kollege 2: „…Ohne Internet bin ich komplett aufgeschmissen“. Und dem ist nichts mehr hinzuzufügen.