Schon seit einigen Wochen bewegen wir uns auf den Spuren eines Unbekannten. Obwohl wir nicht einmal seinen Namen kennen, sind wir bestens mit seinen Finanzen vertraut. Warum sich unser Anonymus in den 1670er Jahren gezwungen sah, über 900 seiner Münzen zu verstecken, werden wir wohl nie erfahren. Fest steht auf jeden Fall, dass sein Geldbesitz die Zeit überdauert hat: In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in einem Kuhstall in Öschelbronn (Landkreis Böblingen) gefunden, befindet er sich heute im Münzkabinett des Landesmuseums Württemberg.
Geld regiert die Welt – und der Halbbatzen unsere Semesterferien

Angehende NumismatikerInnen in freier Wildbahn. © Landesmuseum Württemberg, Foto: Sonja Hommen, CC BY-SA
Und hier kommen wir ins Spiel, drei angehende (Kunst-)HistorikerInnen der Universität Heidelberg. Zwar verfügen wir als Studierende über ein tendenziell eher bescheidenes Budget, in diesen Semesterferien aber schwimmen wir in Geld, genauer gesagt in Halbbatzen, Zweidritteltalern und dergleichen. Unsere Aufgabe ist es nämlich, den Hortfund zu systematisieren und zu digitalisieren – unter Zuhilfenahme modernster Hilfsmittel wie Messschieber und Lupe.
Das Projekt wird durch die Finanzierung des Numismatischen Verbundes in Baden-Württemberg ermöglicht.
Überrascht hat uns vor allem die große Vielfalt an Münzen, insbesondere ihre weitverstreuten Herkunftsgebiete. Wann hat man schon einmal Six Pence-Stücke der englischen Königin Elisabeth I. in der Hand oder schaut dem jährlichen Wachsen des Doppelkinns auf den Münzporträts König Ludwigs XIV. von Frankreich zu? Die territoriale Zersplitterung des Alten Reichs hat uns hingegen teilweise an unsere Grenzen gebracht: Auch Prägungen von Fürstentümern, an die man vielleicht nicht sofort denken würde, warten darauf, von uns bearbeitet zu werden – die Geschlechter der Sayn-Wittgenstein-Hohenstein und der Bentheim-Tecklenburg sollen an dieser Stelle als Beispiele reichen. Aber auch in diesen kniffligen Momenten spendet uns der Gedanke an die nächste Kaffeerunde Kraft und Trost.
Detektivarbeit
In detektivischer Kleinarbeit müssen wir jede einzelne In- oder Umschrift entziffern, jedes Wappen erkennen und schließlich mit Münzkatalogen abgleichen, deren Publikation teilweise bis ins 18. Jahrhundert zurückreicht. Eine große Hilfe ist dabei das hochauflösende Fotogerät, das zusammen mit einer speziellen Software für das Aufnehmen von Münzfotos selbst das kleinste Detail sichtbar macht. Nachhaltig geprägt (oder geschlagen?) hat uns der direkte Kontakt mit Originalen, die unmittelbar Zeugnis von der Vergangenheit ablegen. Einige der Stücke haben deutliche Abnutzungsspuren – durch wie viele Hände diese Münzen wohl schon gewandert sind, bevor sie auf unserem Tisch landeten? Nachdem alle Daten erfasst sind, kann der Fund von Öschelbronn jetzt im Digitalen Katalog des Museums eingesehen werden.
Finde das ganze doch zeimlich spannend. So etwas bekommt man ja auch nicht alle Tage zu sehen.
Ich werde mich so langsam mal beim Daytrading versuchen. Es soll sehr lohnenswert sein.
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