Wie der Name bereits verrät, widmet sich die E-Learning-Plattform „NumiScience“ ganz der Numismatik (Münzkunde). Sie wurde 2017 durch den Numismatischen Verbund in Baden-Württemberg ins Leben gerufen und konnte seither in Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnerinstitutionen – von Museen bis hin zu Studierenden in numismatischen Lehrveranstaltungen – mit epochenübergreifenden Lerninhalten bestückt werden.
Durch die Kooperation mit dem Landesmuseum Württemberg (LMW) und der Universität Heidelberg ist in diesem Zuge auch ein umfangreiches Modul zu frühneuzeitlichen Medaillen entstanden und vor kurzem online gegangen. Für diese Einheit wurden viele Objekte aus den reichhaltigen Beständen des Stuttgarter Münzkabinetts verwendet.
Bei der Entwicklung unseres Medaillen-Moduls konnten wir – zwei Studierende der Geschichte an der Universität Heidelberg – von unseren Erfahrungen profitieren, die wir in letzten Jahren durch die Tätigkeit in verschiedenen Erfassungs- und Digitalisierungsprojekten im Münzkabinett des LMW sammeln konnten.
In diesem Rahmen entstand beispielsweise auch ein Blogbeitrag über Medaillen zur Zeit des Ersten Weltkriegs, die im Zuge eines regelrechten Werbefeldzuges als Kriegssouvenirs ausgegeben wurden.
Der Numismatische Verbund Baden-Württemberg fungierte dabei immer wieder als Sponsor, sodass hier verschiedenste Projekte angestoßen werden konnten, deren Ergebnisse einem interessierten Publikum im Digitalen Katalog in der Sammlung Online zugänglich sind.
NumiScience: Numismatik geht online!
Auch die numismatische E-Learning-Plattform NumiScience selbst wurde durch den Numismatischen Verbund Baden-Württemberg in enger Zusammenarbeit mit verschiedenen Projektpartnern entwickelt und wird durch die Volkswagen-Stiftung gefördert.
Die Plattform www.numiscience.de versammelt eine ganze Reihe an Themen rund um die Numismatik und richtet sich an ein breites Publikum verschiedener Altersstufen wie Studierende, Lehrende, Schüler*innen oder auch Archäolog*innen auf Sondengang. Die verschiedenen Module sind dabei mit entsprechenden, zielgruppenspezifischen Icons markiert und ermöglichen so den passgenauen Einstieg in die Welt der Münzen und Medaillen.
Um die numismatischen Inhalte spielerisch und niedrigschwellig zu vermitteln, arbeitet die Website mit Videos, Audiodateien, Grafiken und verschiedenen Quizarten. Durch die Verknüpfung der Münz- und Medaillenbilder mit den dazugehörigen Museen oder Fachdatenbanken sind weiterführende Informationen schnell und ohne Aufwand erreichbar.
Eintauchen in den Pool des Digitalen Lernens:
Der Weg aus den Hörsälen durch die Museumshallen ab in die virtuelle Welt
Das Modul zu „Medaillen in der Frühen Neuzeit“ widmet sich zunächst der Geschichte und den grundlegenden Begrifflichkeiten rund um die Medaille, erklärt ihren Unterschied zur „Münze“ und stellt die verschiedenen Medaillengattungen vor. Durch die Verwendung von Grafiken, Videos und Audiodateien kann sich dem Bereich der frühneuzeitlichen Medaillen aus verschiedenen Richtungen genähert werden.
Weitere Kapitel widmen sich den Auftraggeber*innen von Medaillen, der Entwicklung von Bildmotiven sowie der Vielzahl politischer oder konfessioneller Botschaften, die mit Medaillen transportiert werden konnten. An verschiedenen Beispielen wird dabei anschaulich gezeigt, wie Medaillen zeitgenössische Themen aufgriffen und welche Botschaften sie dabei zu vermitteln versuchten. Kleine Quizze ermöglichen es immer wieder und in verschiedenen Schwierigkeitsstufen, das erworbene Wissen auf spielerische Art und Weise zu überprüfen.
Für dieses NumiScience-Modul wurden unter anderem die reichen Bestände des Stuttgarter Münzkabinetts genutzt, dessen Geschichte bis in die Zeit Eberhard im Bart im ausgehenden 15. Jahrhundert zurückreicht. In der Barockzeit war die Münz- und Medaillensammlung Teil der herzoglichen Kunstkammer und wurde durch Ankäufe, Erbschaften und Schenkungen stark erweitert – auch um Stücke, die im Medaillenmodul zu sehen sind. Heute werden im Münzkabinett des Landesmuseums Württemberg rund 180.000 Objekte aufbewahrt.
Ein Bruchteil der Objekte, die es schlussendlich auf die Plattform NumiScience geschafft haben, ist bereits durch unsere Hände gelaufen. Im Zuge der verschiedenen Projekte, an denen wir im Laufe der Jahre gearbeitet haben, haben wir verschiedene Arten von Münzen und Medaillen untersucht, akribisch jedes Detail verzeichnet, erfasst und bestimmt, Fotografien und Beschreibungstexte angefertigt – und konnten das Endergebnis schließlich im Online-Katalog in der Sammlung Online des Landesmuseums begutachten. .
Nun waren wir in der Situation, einen Schritt weiter zu gehen und – auf unserem Kenntnisstand aufbauend – größere Themen auf dem Gebiet des E-Learnings zu erarbeiten. Dabei haben wir gewissermaßen Neuland betreten: Beide keine Lehramtsstudierenden, mussten wir erst einmal in den großen Pool des Digitalen Lernens eintauchen und passende Vermittlungstools erschließen, um so historische und moderne Medienwelten miteinander verbinden zu können.
Dabei stießen wir zwar immer wieder auf verschiedene Probleme im Umgang mit internetbasierten Lernplattformen, die uns vor diverse Herausforderungen bei der Umsetzung der analogen Inhalte stellten. Unsere Erfahrungen, die wir in der Museumswelt bereits sammeln konnten, sowie das allgemeine Interesse am Bereich der Geschichtsvermittlung halfen uns jedoch dabei, sich diesem neuen Aufgabenkomplex zu nähern und zurechtzufinden.
Zudem kam uns oftmals zugute, dass wir mit einigen Objekten bereits vertraut waren: Das Wissen um Hintergründe, Haptik und Form(at) ermöglichte uns, schneller die Besonderheiten der Stücke erfassen zu können und diese digital zugänglich zu machen.
Aus diesem Kontext entstanden beispielsweise Animationen einer sich beständig drehenden Spottmedaille aus der Zeit der Reformation oder zum „unschlagbaren“ Team von Medaille und Druckgrafik, welche die enge Verwandtschaft der verschiedenen Mediengattungen der Frühen Neuzeit visualisieren soll.
Neugierig geworden? Klicken Sie hier, um Numiscience NumiScience einmal selbst auszuprobieren und sich auf die materiellen Spuren von Medailleuren, Königen und Patriziern zu begeben!