Wie alle staatlichen Museen verfügt auch das Landesmuseum Württemberg über begrenzte Etats für Neuankäufe. Da ist es immer wieder eine große Freude, wenn sich finanzielle Sondertöpfe auftun. Einen solchen Sondertopf stellen seit einigen Jahren die Ankaufsmitteln des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst zur Förderung zeitgenössischer Kunst mit Bezug zum Land Baden-Württemberg dar.
Dieses Jahr wurden aufgrund der prekären Lage freischaffender Künstler*innen sogar weitere Mittel zu Verfügung gestellt. Über die Bereitstellung solcher gesonderten Gelder für den Ankauf von Stücken lebender Künstler*innen können auch wir neue Objekte für die Sammlung erwerben.
Dies geschieht über einen schriftlichen Antrag, in dem wir als Museum genau begründen müssen, warum die Stücke für die Sammlung relevant sind und was sie besonders auszeichnet.
Zwei Outfits …
Für unsere Modesammlung konnten wir das Outfit einer Drag Queen von Tommy Dombrowski aus Stuttgart und eine Oberteil-Rock-Kombination von Pia Tholen aus Wildberg erwerben, jeweils mit dazugehörigem Skizzen- bzw. Projektbuch.
Das Outfit „Die Dramatische“ ist als Gesamtoutfit einer Drag Queen konzipiert und besteht aus einem T-Shirt-artigem Unterkleid mit halb sichtbarer Krinoline, die von einem Bustierkleid überkleidet ist. Zum Outfit gehören passende Schuhe, Strumpfhose, Handschuhe und Perücke. Das Drag Queen-Outfit „Die Dramatische“ aus Dombrowskis Abschlusskollektion „Creating who you are“ von 2019, wurde 2020 mit dem Wilhelm-Lorch-Preis ausgezeichnet.
Die variable Kleid-Kombination von Pia Tholen besteht aus mehreren quadratischen Stoffstücken, die sich mittels Klickverschlüssen miteinander verbinden lassen, so dass wahlweise ein Rock, ein Oberteil oder ein Kleid entsteht. Das Konzept der Modedesignerin Pia Tholen, die mit dieser Abschlusskollektion an der Fakultät für Gestaltung der Hochschule in Pforzheim ihr Studium Modedesign beendete, sieht vor, durch wenige feste Vorgaben flexible Trageweisen zu ermöglichen. Nach dem Baukasten-Prinzip kann die Trägerin selbst entscheiden, wie sie ihr Kleidungsstück zusammensetzen möchte.
Beide Outfits sind in der Großen Landesausstellung „Fashion?! Was Mode zu Mode macht“ ausgestellt.
… und 28 Medaillen
Seit Jahrzehnten werden im Münzkabinett des Landesmuseums Württemberg die Werke von Victor Huster gesammelt. Er zählt zu den bedeutendsten zeitgenössischen Medailleuren in Deutschland. Rund 750 Medaillen, Münzentwürfe und Prägestempel werden im Stuttgarter Münzkabinett bewahrt. Im letzten Jahr konnten diese Objekte in einem von der Gitta Kastner-Forschungsstiftung geförderten Projekt online publiziert werden.
Die schon umfangreiche Sammlung konnte jetzt um 28 Medaillen erweitert werden, die Victor Huster in den Jahren 2018 bis 2020 schuf. Sie dokumentieren die große Bandbreite im Œuvre Victor Husters. Dies gilt sowohl für die verwendeten Materialien wie für die aufgegriffenen Themen.
Neben Medaillen aus Kupfer und Silber sind auch Werke aus Gold vertreten, einem Material, mit dem Victor Huster erst seit kürzerer Zeit arbeitet. Er verwendet nur unter menschenwürdigen und ökologisch unbedenklichen Bedingungen abgebautes Gold und verarbeitet daher Edelmetall, das in heimischen Flüssen gewonnen werden konnte, unter anderem aus dem Oberrhein.
Auch thematisch bieten die 28 Medaillen ein breites Spektrum. Neben den Entwürfen für Gedenkmünzen der Bundesrepublik Deutschland, wie zu 100 Jahren Weimarer Verfassung oder zum 250. Geburtstag Alexander von Humboldts) stehen Auszeichnungen, wie die Verdienstmedaillen der Stadt Baden-Baden und des Rosgartenmuseums in Konstanz.
Wir freuen uns sehr, dass unserem Antrag stattgegeben wurde und dass wir unsere Sammlungen um diese Werke baden-württembergischer Künstler*innen erweitern konnten.
Die Rheingold-Medaille mit dem Quellstein ist ein phantastisches Erzeugnis der modernen Technik der Hochrelief-Prägung! Diese relativ neue Serie (ab 2018) beinhaltet wirklich ganz außergewöhnliche Prägungen nach antikem Vorbild.