Vom Schwarzwald, dem Bollenhut und dem Bier

Die Ausstellung FASHION?! Was Mode zu Mode macht sowie die am 30. September 2021 um 19:00 Uhr im Alten Schloss stattfindende Podiumsdiskussion der Landesstelle für Volkskunde gaben Student*innen der Empirischen Kulturwissenschaft an den Unis in Freiburg und Tübingen den Anlass, sich mit Trachtlern, Nicht-Trachtlern und dem Trachtenwesen in Baden-Württemberg zu beschäftigen. Daraus entstanden zwei Blogbeiträge (dieser ist der zweite, hier findet sich der erste) und eine Online-Präsentation auf Google Arts & Culture.

Kleider machen Leute?!

Unter diesem Titel startete im letzten Jahr unser Seminar in Tübingen. Geplant waren dabei wöchentliche Seminar-Sitzungen, ein Treffen zwischen den Kursteilnehmer*innen aus Tübingen und Freiburg und die Beschäftigung mit Trachten aus dem Archiv der Alltagskultur des Ludwig-Uhland-Instituts als Anschauungsobjekte. Doch die Corona-Pandemie machte auch vor dem Uni-Alltag keinen Halt. Mit Lektüre, Online-Sitzungen und Video-Referaten verschafften wir uns daher einen Überblick über die verschiedenen Fragen rund um die Tracht. Wer trägt Tracht, wann und warum? Was trägt Mann, was trägt Frau? Wer stellt die Tracht her und wie? Leute machen Kleider – machen Kleider auch Leute?

Was Empirische Kulturwissenschaftler*innen unter Feldforschung verstehen

Um diesen Fragen konkret nachzugehen, führte der Weg – nach einigen Telefonaten–  Mitte August von Tübingen in den Hochschwarzwald. Genauer gesagt nach Glottertal und St. Märgen. Dort waren wir zum Interview mit einer Trachtenschneiderin und einem Trachtler-Ehepaar verabredet. Als Interessensschwerpunkte hatten wir uns die Fragen nach dem Trachten machen und dem Verhältnis von Tracht und Geschlecht ausgewählt. Endlich konnten wir wieder – wenn auch mit Abstand – mit Menschen vor Ort sprechen und von ihren persönlichen Ansichten und Erlebnissen mit der Tracht erfahren. Und zwischendurch die Aussicht über die Schwarzwaldtäler genießen… Schließlich muss man sich auch um die angenehmen Seiten des Studierendenlebens kümmern.

Die Sache mit dem Logo

Schon auf der Fahrt nach Glottertal fiel uns allgegenwärtig ein Stück Tracht ins Auge: Der Bollenhut. Ob auf „Willkommen in…“-Schildern, an Kuhställen oder Bäckereien – neben grünen Tannenbäumen, überall war der Hut mit den roten Woll-Bollen zu sehen.
Komisch. Denn der Bollenhut wird tatsächlich nur in drei Dörfern getragen: Gutach, Kirnbach und Hornberg-Reichenbach. Und keines davon lag in der näheren Umgebung.
Trotzdem ist der auffällige Bollenhut DAS Symbol für den gesamten Schwarzwald geworden. Als solches ist er weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt.
Unsere Gesprächspartner vor Ort schüttelten nur noch den Kopf, wenn selbst ihre Nachbargemeinden den Bollenhut als Logo verwenden. Sowohl in Glottertal, als auch in St. Märgen, so erzählen sie uns, trägt Frau traditionell einen (bollenlosen) Hut oder eine Haube zur Tracht. Nur sind die wohl längst nicht so ein Hingucker und weniger attraktiv für Marketing-Zwecke.

Ausnahmen bestätigen die Regel

Ach ja, aber eins gäbe es dann doch, dass sich mit der regional getragenen Haube im Logo präsentiert: Das Tannenzäpfle!
Von der Flasche des Biers der Badischen Staatsbrauerei Rothaus lächelt einem seit Jahrzehnten ein Schwarzwald-Mädel an. Mit hohem Wiedererkennungswert in Tracht und mit Haube. Ein Schwarzwaldlogo. Ganz ohne Bollenhut.

 

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