Ruhige Hände gefragt! – der Umzug des Glasdepots

Die meisten Objekte, die Museen bewahren und sammeln, sind nicht ausgestellt, sondern lagern in unterschiedlichen Depots. Hier befinden sich oft mehrere tausend Objekte nach unterschiedlichen Kategorien sortiert und für das jeweilige Material richtig klimatisiert und konservatorisch geeignet gelagert.

Wenn man ein solches Depot umziehen muss, wird daraus schnell ein Großprojekt! Das Landesmuseum Württemberg steht aktuell vor mehreren Depotumzügen. So wurde bereits das archäologische Depot mit den Sammlungen Steinzeiten und Römer umgezogen und auch in anderen Sammlungen stehen die nächsten Jahre weiterer Umzüge um. Viele Depoträume, die sich an mehreren Standorten in und um Stuttgart befinden, wurden vor 50 bis 70 Jahren bezogen und nun sind die Gebäude in die Jahre gekommen, so dass Umnutzungen, Sanierungen und Abrisse notwendig sind.

Auch das Gebäude, in dem sich neben vielen anderen Sammlungen auch unsere Glassammlung befindet, wird demnächst abgerissen, so dass ein Umzug der Sammlung dringend notwendig wurde.

Verschiedenfarbige Glasobjekte in einem Schrank in Regalfächern.

Abb. 1: Ein Teil der Glassammlung des Landesmuseums Württemberg im alten Depot.

Erfassen und Inventarisieren

Dem konkreten Umzug geht eine Erfassung der Objekte voraus: sind alle Objekte bereits in der Datenbank, muss etwas – wie Teile der Glassammlung – nachinventarisiert werden? Befindet sich auch auf allen Objekten eine Inventarnummer? Eine genaue Erfassung und Dokumentation in der Datenbank sorgen dafür, dass jedes Objekt zu jeder Zeit auffindbar ist. Gerade bei einem Umzug mit mehreren Tausend Objekten ist es unerlässlich, einen guten Überblick zu behalten.

Einpacken und Auspacken

Glas an sich ist ein ziemlich stabiles Material, solange die Oberfläche intakt bleibt. Wenn es jedoch sehr dünn ist oder sich bereits erste Abbauerscheinungen zeigen, ist es äußerst empfindlich.

Figur mit Hirsch und Hund aus weißem, glattem und fragilem Material.

Abb. 2: Die plastische Gruppe „Hirsch mit Hund“ ist ein sehr fragiles Objekt, da die Figuren hohl sind.

Damit alle Objekte ankommen ist eine genaue Standortverwaltung unablässig. Jedes Glas hat bei der Inventarisierung ein Etikett mit Inventarnummer und QR-Code erhalten. Außerdem wurde jeder ursprüngliche Schrank, jede Kiste und jedes neue Regalfach in der Landesmuseums-Datenbank als Standort mit eigenem QR-Code angelegt. So kann, mit einem Scanner bewaffnet, genau verbucht werden, wo sich jedes Objekt gerade befindet.

Und damit alle Objekte unversehrt ankommen, muss jedes einzelne Objekt vor Stößen geschützt werden, indem es in besonders dünnes aber stabiles Papier (sogenanntes Seidenpapier) gewickelt, zusätzlich in Luftpolsterfolie gepackt und vorsichtig in einer stabilen Kiste untergebracht wird. Insbesondere Gläser mit starken Abbauerscheinungen benötigen durchgehend ein möglichst konstantes Klima, damit ihr Zerfall nicht schneller voranschreitet.

Alles was zu groß für die Kisten ist, wird gesondert auf einer Palette verpackt – mit individuell angepasstem Polster natürlich.

Wichtig ist dabei, dass das Verpackungsmaterial nichts absondert, was den Gläsern schaden kann. Neben weiterem Material sind dabei bisher rund 4.500 Blätter Seidenpapier (3.375m2), 1.000 m2 Luftpolsterfolie und 200 Kisten zum Einsatz gekommen. Unter anderem, damit dieser Berg an Material zum größten Teil für den weiteren Umzug wiederverwendet werden kann, werden nicht alle Gläser gleichzeitig, sondern in zwei Abschnitten verpackt und transportiert.

Verpackte Gegenstände in einer Kiste.

Abb. 3: Vor Stößen geschützte Objekte in einer Transportkiste.

Aufeinander gestapelte graue und blaue Kisten in zwei Reihen.

Abb. 4: Gestapelte Kisten mit verpackten Objekten.

 

Gut angekommen

Nach knapp drei Monaten Einpacken geht am Tag des ersten Umzuges eigentlich alles ganz schnell – die mit Kistenstapeln beladenen Paletten werden vorsichtig in den LKW geladen, fahren ins Ziel-Depot und werden sanft wieder ausgeladen.

Großer, grüner LKW steht in einem Hof, davor stehen Kisten auf Paletten.

Abb. 5: Die gesicherten Objekte werden angeliefert.

Auch wenn das Auspacken der Gläser schneller als das Einpacken geht, muss dabei genauso vorsichtig vorgegangen werden. Jedes Objekt kommt an einen vorher festgelegten Platz und es wird genau kontrolliert, ob auch nichts kaputt oder verloren gegangen ist.

Im ersten Teil des Umzugs sind 2.261 Objekte ohne Schäden am Glas nun an ihren neuen Standorten angekommen. Ab Juni werden weitere 2.400 Objekte das Depot wechseln.

Verschiedenfarbige Objekte stehen in einem grauen Schrank. Davor steht eine Leiter.

Abb. 7: Ein Schrank im Depot wird eingeräumt.

 

Raum mit vielen, zum Teil offenen grauen Kisten, sowie mehrere weiße Tische mit Glasobjekten darauf. Eine Person steht vor offenen Kisten.

Abb. 6: Die Objekte werden im Depot ausgepackt und verstandortet.

Abbildungsnachweis und Nutzungsbedingungen

Abb. 1: Glassammlung de Ponte; Landesmuseum Württemberg (CC BY 4.0).
Abb. 2: Plastische Gruppe „Hirsch mit Hund“, 1910-20, Glas, 15,6 x 6,8 x 10,10; 10,30 cm; Landesmuseum Württemberg (CC BY-SA 4.0), 1984-41.
Abb. 3: Verpackte Glasobjekte in einer Transportkiste; Landesmuseum Württemberg (CC BY 4.0).
Abb. 4: Gestapelte Transportkisten mit verpackten Glasobjekten; Landesmuseum Württemberg (CC BY 4.0).
Abb. 5: Anlieferungssituation der Glasobjekte; Landesmuseum Württemberg (CC BY 4.0).
Abb. 6: Objekte werden im Depot Fellbach ausgepackt und verstandortet; Landesmuseum Württemberg (CC BY 4.0).
Abb. 7: Ausgepackte Objekte sind sicher im Depot gelagert; Landesmuseum Württemberg (CC BY 4.0).

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.