Protestveranstaltungen sind fast immer laut. Aber welche Musikinstrumente des Landesmuseums Württemberg passen eigentlich zum Protest? Vielleicht Holzratschen und Trillerpfeifen? Lärminstrumente übertönen allerdings die Botschaften des Protests. Das Instrument, mit dem sich die meisten Protestierenden Gehör verschaffen, ist ihre eigene Stimme.
Bauernproteste in der Musik
Passend zum 500-jährigen Jubiläum des Bauernkriegs, der ab dem 26. April 2025 in Bad Schussenried mit einer eigenen Ausstellung bedacht wird, ging die Suche nach musikalischem Protest in genau dieser Zeit los.

Abb. 1: Fähnrich und Trommler, Sebald Beham (Stecher), 1544.
Das Problem der heutigen Forschung ist: Damals haben nicht die aufrührerischen Bauernhaufen gewonnen, sondern die Feudalherren. Nicht gerade begeistert von den kriegerischen Protesten vernichteten sie so viele positive Zeugnisse zum Bauernkrieg wie nur möglich und verfolgten die Sympathisant*innen. Flugblätter mit Liedtexten der Bäuer*innen sind daher kaum zu finden.
Ein Lied, das von den Kriegsgeschehen in Schwaben berichtet und sich auf die Seite der Bäuer*innen schlägt, gibt es aber doch: In Nördlingen wurde 1527 der ehemalige Bürgermeister Anton Forner angeklagt und all seine Handlungen im Laufe des Bauernkriegs vor Gericht dargelegt. Dazu gehörte auch „Das bündisch Liedlein“, dessen Ursprung man in Forners Umkreis vermutete.

Abb. 2: „Ein Geier ist ausgeflogen“: 3 Strophen aus dem „Bündisch Liedlein“.
So meldete sich auch tatsächlich 1527 der Tuchmacher Conz Annahans als Liedverfasser. Seine und die verschiedenen daraus entstandenen Textversionen des Bündisch Liedleins findet man heute im Nördlinger Stadtarchiv in den Akten des Gerichtsverfahrens um Anton Forner.
Nischenthemen?
Der Ausstellungsaufbau ist vor allem von einem bestimmt: Es ist wenig Platz zur Verfügung. Auf der Galerie im 2. Obergeschoss des Fruchtkastens sind in den neun Wandnischen bisher Schallplatten ausgestellt gewesen. Das neue Thema muss also auch möglichst flach präsentiert werden. Dafür wurden große bedruckte Pappen mit Texten und Abbildungen in einem rauen, schmutzigen Look aufgehängt, quasi Protestplakate von 1525 bis 2025.

Abb. 3: Work in Progress: Aufbau der Ausstellung
Eine Chronologie der Protestmusik
Schlaglichtartig sind auch die weiteren Protestmusik-Situationen aufgebaut: Für die großen Demokratiebestreben um 1848 oder die Frauenbewegung zu Anfang des 20. Jahrhunderts wurden jeweils eigene Lieder für die Straßenproteste komponiert. Aber auch aktuellere Proteste gegen die Atomkraft oder für die Erhaltung von Klima und Umwelt nutzen Musik, um Zusammenhalt unter den Protestierenden zu erschaffen. Musik ist hier nicht immer nur reine Untermalung des Protestes – welche musikalischen Formen es darüber hinaus gibt, können Sie seit April 2025 in der Ausstellung entdecken!
Abbildungsnachweis und Nutzungsbedingungen:
Abb. 1: Fähnrich und Trommler, Sebald Beham (Stecher), 1544; Kunsthalle Bremen – Der Kunstverein in Bremen, Foto: Die Kulturgutscanner (Public Domain Mark 1.0).
Abb. 2: „Ein Geier ist ausgeflogen“: 3 Strophen aus dem „Bündisch Liedlein“; Stadtarchiv Nördlingen / Aktenfaszikel R31 F11Nr. 2/2 (Public Domain Mark 1.0).
Abb. 3: Work in Progress: Aufbau der Ausstellung „Protest wird laut“; Charlotte Schönebeck (CC BY 4.0).