Neu in Szene gesetzt – Der Lichtensterner Altaraufsatz und seine Spezialvitrine

Schon seit 2019 könnt Ihr im runden Turmraum des 2.OG mit Hilfe eines Virtual Reality Films in die Lebenswelten des Mittelalters eintauchen. Ergänzend sollte dort in Zukunft der neu restaurierte Lichtensterner Altar gezeigt werden, der aus genau dieser Zeit stammt und dessen Entstehungsgeschichte auch Teil des VR-Films ist.

Dieser Wunsch stellte uns vor einige Herausforderungen: der Turmraum ist im Gegensatz zur angrenzenden Hochmittelalterausstellung nicht klimatisiert. Das heißt, er wird nicht mit temperierter Luft und stabiler relativer Luftfeuchtigkeit zwischen 45 % und 55 % versorgt. Ganz im Gegenteil: wir wissen, dass es dort mit Ausnahme der feuchten Sommermonate meist viel zu trocken ist und dass die Luftfeuchtigkeit stark schwankt. All das würde sehr schnell zu neuen Schäden an der Bemalung des Altars führen. Eine Klimatisierung des ganzen Raumes kam wegen des hohen technischen und finanziellen Aufwands nicht in Frage.

Die Grafik macht deutlich: das Klima im Turmraum passt nicht.

Wie ausstellen…?

Naheliegend war deshalb die Ausstellung in einer klimatisierten Vitrine. Es handelt sich hier allerdings um unseren größten mittelalterlichen Altar, der mit den benötigten rund 4 m x 4 m  x 2 m den Platzbedarf eines auf die Seite gelegten Tiny Houses hat. Eine so große Glas-Metallkonstruktion hat mehrere Tonnen Gewicht, die den Boden im Alten Schloss an die Grenze seiner statischen Belastbarkeit bringen. Die Tür zum Turmraum ist außerdem nur 1,2 m x 2 m groß, das heißt, jedes Bauteil musste durch diese Öffnung passen. Die lokale Klimatisierung einer Vitrine dieser Größe ist ebenfalls nicht ohne weiteres umzusetzen.

Die Planungen…

Zunächst mussten wir also sicherstellen, dass unser Vorhaben in dem Raum technisch zu verwirklichen ist. Daher beauftragten wir einen Vorentwurf der Vitrine nach unseren Spezifikationen. Es war ein aufwändiger Prozess, innerhalb dessen die Pläne mehrfach zwischen uns und den Ingenieuren diskutiert und verbessert wurden. Das Team des Landesmuseums bestand aus Kolleg*innen der Restaurierung, der Ausstellungswerkstätten und der Projektsteuerung, die mit unterschiedlichen Aspekten des Vitrinenbaus vertraut sind. Unsere Expertise ergänzte sich hier bestens. Auf Basis des Vorentwurfs erfolgte schließlich im Frühjahr die öffentliche Ausschreibung und Beauftragung, verbunden mit dem Feilen an letzten Details.

… und die Umsetzung

Der Korpus steht!

An einem Montag Anfang November war es dann endlich soweit – der vollgepackte 14 t LKW mit den Einzelteilen der Vitrine und das vierköpfige Montageteam fuhren am Alten Schloss vor. Für sie war dieser Tag schweißtreibend: sie mussten alle der bis zu 140 kg schweren Gläser sowie die vorgefertigten, je 8 qm großen Sockel- und Deckenelemente händisch über die Treppe ins 2.OG tragen und millimetergenau durch die kleine Tür in den Turmraum schleusen. Danach ging es Schlag auf Schlag: schon nach wenigen Tagen stand beeindruckend groß der Korpus der Vitrine, die darauffolgende Woche galt der Ausführung der Details und der Einbindung der Licht- und Klimatechnik. Nach insgesamt 10 Tagen war die Vitrine ‚einzugsbereit‘ und bot dem Altar jetzt den angemessenen Raum und Rahmen für eine sichere und glanzvolle Präsentation.

In diesem Zeitrafferfilm könnt Ihr den Aufbau der Vitrine und die Einbringung des Altars in nur 72 Sekunden vom Wohnzimmersofa aus nachvollziehen (Ton nicht vergessen!):

Und jetzt: Kommt vorbei und schaut Euch das Legendäre Meisterwerk (und seine Vitrine ) an! Das 2. OG ist dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr für Euch geöffnet.

Ein ganz besonderer Dank geht an die Fördergesellschaft des Landesmuseums, deren großzügige finanzielle Unterstützung den Bau der Vitrine ermöglichte.

Die ‚einzugsbereite‘ Vitrine!

 

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