Im Landesarchiv beginnen Basisarbeiten zur Geschichte des Landesgewerbemuseums: Seit dem 1. November 2019 erschließt Dr. Carl-Jochen Müller im Rahmen eines von der Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg geförderten Projekts das in Ludwigsburg und in Stuttgart archivierte Schriftgut zum ehemaligen Landesgewerbemuseum, zum Landesgewerbeamt und ihrer Vorgängerinstitutionen. Deren Bestände machen heute einen großen Teil der kunst- und kulturhistorischen Sammlungen des Landesmuseum Württemberg aus.
Über 200 Meter Papier
Als kulturhistorisch interessierter Archivar mit langjähriger Erschließungserfahrung – zuletzt in einem Mammutprojekt zur Provenienzforschung – bewegt er sich bei Objekten wie Möbeln, Teppichen, Bildern, Musikinstrumenten und Schmuck sowie Materialien wie Silber, Zinn, Glas und Porzellan in einem wohlvertrauten Element. Nun gilt es, über 200 Meter Papier umzuwälzen, um Informationen über das Aufgabenprofil und die Sammlungen des Landesgewerbemuseums zu ermitteln und für einen bequemen Zugriff aufzubereiten: beispielsweise über An- und Verkaufsmotivationen, über die Nutzung als Musterlager für die heimische Industrie oder über nationale und internationale Vernetzungen mit Museen ähnlicher Zielrichtung. Auch um die Vertretung auf den großen Pariser, Londoner und Wiener Industrie- und Weltausstellungen wird es gehen.
Geschmacksverirrungen
Mit besonderer Spannung erwartet werden Spuren der didaktischen ästhetisch-moralischen Einwirkung des Landesgewerbemuseums auf das Kunsthandwerk, sei es anleitend durch die „missionarische“ Einrichtung des Wanderlehrdienstes, sei es abschreckend durch Gustav E. Pazaureks berühmtes Horrorkabinett der Geschmacksverirrungen mit seinen „funktionellen Lügen“, „Protzereien“ und „Pimpeleien“.
Das Forschungsprojekt wird hier im Blog begleitet – freut euch also auf weitere Muster und Monstrositäten an dieser Stelle!