Üben Himmelskörper einen Einfluss auf das irdische Dasein aus? Oder lässt sich anhand der Positionen der Planeten zumindest das Schicksal erahnen? Zwischen 1500 und 1700 boomte die deutende Sternkunde, die Astrologie. Zahlreiche Bücher, in denen das Beobachten und Auswerten von Himmelskonstellationen vorgestellt und gelehrt wurde, entstanden. Auch auf einigen Uhren, Kalendern und Geräten im Landesmuseum Württemberg lassen sich Hinweise auf dieses ‚magische‘ Denken finden.
Regiert von Planeten
Das Zifferblatt dieser Uhr zeigt auf dem unteren Zifferblatt die Zeit in Minuten, Viertelstunden und Stunden an. Das obere Zifferblatt ist kalendarischen Angaben gewidmet: Ein äußerer Ring zeigt in Miniaturbildern die 12 Monate in Form der ihnen zugeordneten Sternbilder an. Der innere Kreis des Ziffernblatts ist in sieben Segmente geteilt, in denen jeweils eine Figur zu sehen ist. Es handelt sich um die sogenannten Planetengötter, deren Eigenschaften als bestimmend für die einzelnen Wochentage galten. Deswegen wurden sie auch als Tagesregenten bezeichnet. Vor allem im Italienischen lässt sich der Zusammenhang zwischen Planet, dem zugeordneten Gott und dem Wochentag noch bestens ablesen. Auf den Mittwoch, mercoledì, nahm demnach der agile Merkur Einfluss, auf den Dienstag, martedì, der kriegerische Mars. Seiner großen Bedeutung in der Astrologie entsprechend kommt der Mond gleich zweifach auf der Uhr vor – einmal als Wochentag und dann als gold-blaue Kugel oberhalb der Zifferblätter. Mit der drehbaren Kugel können die Mondphasen von Neumond bis Vollmond angezeigt werden.
Himmlischer Einluss auf die Alltagsdinge
Auf den Einfluss des Mondes und der bekannten Planeten wurde bei alltäglichen Verrichtungen Rücksicht genommen. So sind auf einem großformatigen, wie ein Altar aufgebautem Kompendium in unserer Sammlung alle Tage eines Jahres aufgelistet. In Tabellen sind die zugeordneten Sternbilder, das Mondalter, der Position von Sonne und Mond im Tierkreis sowie weitere astronomische Daten aufgelistet. Darüber hinaus gibt es eine Spalte, in der die Positionen der Himmelskörper gedeutet werden. In knappen Bemerkungen sind Aussagen zum Wesen des jeweiligen Tages und auch Handlungsanweisungen notiert. So sind manche Tage vom „Glück“ oder von „Kranckhait“ bestimmt. Andere Tage bieten sich nach astrologisch-medizinischer Lesart zum Aderlass, zum Baden oder zum Haareschneiden an.
Ein magisches Hilfsmittel: der Himmelsglobus
Als Hilfsmittel für astronomisch-astrologische Datenerhebung kam der Himmelsglobus um 1500 in Mode. Seine Konstruktion basiert auf der Vorstellung, der Himmel mit den Fixsternen läge wie eine Schale um die Erde herum. Mittels eines Koordinatensystems, unter anderem Längen- und Breitengraden, lässt sich jeder der markierten Sterne genau lokalisieren und in Beziehung zueinander setzen. Auch die Aufgangszeiten der Sterne und Sternbilder über dem Horizontring lassen sich durch Drehen des Globus mit der Kurbel vorzüglich nachvollziehen und für Horoskope auswerten. Einer der ersten nachantiken Himmelsgloben befindet sich im Landesmuseum in Stuttgart.
Handliche Sternenkunde: das Astrolabium
Eine in Straßburg gefertigte Tischuhr trägt auf ihrer Rückseite ein Platz sparendes Gerät zum Ermitteln von Sternpositionen: ein Astrolabium. Auf der Grundplatte dieser Sternkarte ist das Koordinatensystem des Himmels in stereometrischer Projektion graviert – das heißt, die Koordinaten der dreidimensionalen Himmelskugel wurden in die zweidimensionale Fläche übersetzt. Über dieser Grundplatte liegt eine durchbrochene, drehbare Scheibe, deren schmale Leisten in vielen Spitzen enden. Diese Enden markieren Sterne, deren Position am Himmel mittels der Koordinaten auf der Grundplatte bestimmt werden können. So lassen sich wesentliche Daten zum Erstellen von Horoskopen ablesen.
Mit astrologischen Berechnungen wurden individuelle Schicksale vorhergesagt oder medizinische Verhaltensregeln begründet. Himmelsgeschehen wie Kometen wurden auch als Hinweis auf politische Ereignisse gedeutet. Einem vor 500 Jahren der Planetenkonstellation zugeschriebenem Geschehen widmen wir 2024/2025 zwei Ausstellungen, eine Roadshow und vieles mehr: dem Bauernkrieg.
Abbildungsnachweis und Nutzungsbedingungen
Abb. 1-6: Landesmuseum Stuttgart, Hendrik Zwietasch und Jonathan Leliveldt (CC BY-SA 4.0)