Nach rund 16 Monaten Bauzeit ist es soweit: die Abteilung „sakrale kunst des mittelalters – sammlung dursch“ im Dominikanermuseum Rottweil wird am Freitag, 22.11.2019, feierlich wieder eröffnet.
Die seit 1851 in Rottweil beheimatete Sammlung birgt Hauptwerke der spätmittelalterlichen Bildhauerei, darunter Arbeiten von Hans Multscher, Michel Erhart und Niklaus Weckmann. Mit rund 180 Objekten stellt sie eines der umfangreichsten Ensembles von Bildwerken aus Schwaben dar. Die neue Präsentation dieses Zweigmuseums des Landesmuseum Württemberg soll Einblicke in die mittelalterliche Glaubens- und Lebenswelt geben und darüber hinaus zum überzeitlichen Dialog über existenziell-menschliche Themen wie Liebe, Schönheit, Gemeinschaft oder Tod anregen.
Runderneuerung eines Zweigmuseums
Seit der Einweihung des Dominikanermuseums Rottweil im Jahr 1992 wurde die „Sammlung Dursch“ weitgehend unverändert präsentiert. Nach über 25 Jahren war für eine zeitgemäße, besucherorientierte Vermittlung des „Skulpturenschatzes“ eine Neukonzeption unabdingbar.
Die Stadt Rottweil, das Landesmuseum Württemberg sowie der Eigenbetrieb Vermögen und Bau Baden-Württemberg, die gemeinsam das Vorhaben finanzieren, waren nach einigem Hin- und Her der Ansicht, dass eine große Maßnahme sinnvoll sei: Nicht nur die Ausstellungsstruktur und -gestaltung der neuen Schausammlung sollten aktuellen gesellschaftlichen und museologischen Entwicklungen Rechnung tragen, auch der Ausstellungsraum selbst hatte ein „Update“ nötig, unter anderem in Form einer komplett erneuerten Beleuchtung mit energiesparenden LEDs. Es gab also einiges zu tun!
Um diesen Ansprüchen gerecht zu werden und pünktlich zur Vernissage alles fertig zu stellen, haben meine Kolleg*innen und ich wie auch unsere Partner bei der Stadt Rottweil und bei Demirag Architekten in den letzten Monaten auf Hochtouren an der Realisierung der komplett neu gestalteten Schausammlung gearbeitet.
Inhalte und Struktur für eine zeitgemäße Präsentation
Ein Ziel der Neuaufstellung der „Sammlung Dursch“ war es, dass die neue inhaltliche Gliederung der Ausstellung für die Besucher*innen sehr viel klarer erkennbar sein sollte, als in der bisherigen Präsentation. So werden die rund 180 Objekte zukünftig in thematischen, optisch unterscheidbaren Sektionen präsentiert. Diese sind unter anderem wesentlichen Bildtraditionen der christlichen Kunst und ihren allgemein-menschlichen Konnotationen gewidmet, wie „Liebe und Menschlichkeit“, „Tod und Verzweiflung“, „Schutz und Beistand“ oder „Schönheit und Würde“.
Der rund 500 m² umfassende Ausstellungsraum ist nun in zehn Kompartimente gegliedert, die einen dramaturgisch komponierten Rundgang ermöglichen. Eingestellte Ausstellungswände schaffen ruhige Hintergründe und konzentrierte Wirkungsräume für die Exponate. So wird eine ungestörte Begegnung mit den ausdrucksstarken Figuren ermöglicht.
Um diese Raumgliederung zu realisieren, wurden zunächst einige Tonnen an Material verbaut. Danach wurden die neuen Wandelemente gestrichen, um zum jeweiligen Kapitelthema und vor allem natürlich zu den Objekten passende farbige Hintergründe zu erhalten.
Der letzte Schliff – Ausstellungsaufbau und mehr
Einen zentralen Beitrag zur neuen Ausstellung leisteten die Restauratorinnen und Restauratoren der Skulpturen- und Gemälderestaurierung. Rund vier Wochen verbrachten das Team in Rottweil, um die Objekte konservatorisch zu betreuen und alle Exponate auf den neuen Sockeln zu platzieren.
Auch die Bürotäterinnen arbeiteten parallel zum Ausstellungsaufbau an mehreren Baustellen gleichzeitig: Zukünftig werden in der Ausstellung Mitmachstationen – unter anderem ein Retabelbaukasten sowie Heiligendrehwürfel – angeboten. Sie laden die Besucher*innen zum genauen Hinsehen, einem anderen Blickwinkel, zum spielerischen Lernen ein und tragen zur Unterhaltung bei.
Ferner galt es die Texte für die Print-Produkte zu verfassen und diese bis zur Drucklegung zu begleiten: In der neuen Schausammlung können Familien (und andere Gruppen mit Kindern) mit einem speziell auf Kinder im Vor- und Grundschulalter zugeschnittenen Begleitheft ihren Museumsbesuch interaktiv gestalten. Interessierten bietet zudem ein Begleitband, der zugleich Jahresgabe des Rottweiler Geschichts- und Altertumsvereins ist, einen tieferen Zugang zu den Ausstellungsthemen.
Freuen Sie sich mit uns auf die Wiedereröffnung der „Sammlung Dursch“ und aufs Neu-Entdecken des mittelalterlichen „Skulpturenschatzes“ in Rottweil. Zur Feier dieses Anlasses ist der Eintritt in die Abteilung am 23. und 24.November frei. An beiden Tagen geben Kuratorin Ingrid-Sibylle Hoffmann und Museumsleiterin Martina Meyr in Führungen Einblicke in die Ausstellung. Kommt vorbei!