Böser Blick und Liebeszauber. Magie im alten Griechenland und Rom

Bis zum 2. Juni 2024 zeigt das Landesmuseum Württemberg die Große Mitmachausstellung Die kleine Hexe. Magisches findet Ihr nicht nur in dieser Sonderausstellung, sondern auch in unseren Schausammlungen Wahre Schätze und LegendäreMeisterWerke. Mit diesem Blog wollen wir Euch einen kleinen Einblick in die Welt der Magie zur Zeit der alten Griech*innen und  Römer*innen geben.

Die Ursprünge der Magie

Unser Begriff der Magie kann über das altgriechische mageía und das lateinische magia direkt auf die Antike zurückgeführt werden. Sowohl im alten Griechenland als auch im Römischen Reich gab es einen mágos oder magus, der oder die Handlungen ausführte, die nicht zu den regelmäßigen Riten innerhalb der Staatsreligion gehörten. Ein Magier wurde immer dann zu Rate gezogen, wenn man ein spezielles privates oder auch öffentliches Problem zu lösen oder eine Krankheit zu bezwingen hatte.

Liebes- und Schadenszauber

Magie war im Altertum ganz konkret mit Fluch, Liebes- und Schadenszauber verbunden. In Griechenland ritzten die Menschen seit dem 5. Jahrhundert vor Christus Beschwörungsformeln auf dünne Bleitäfelchen und vergruben diese zusammen mit Zauberpuppen, Kleiderfetzen oder Haarsträhnen. So versuchte man vor allem eine sich widerstrebende Person erotisch gefügig zu machen. Auch wurden Bindetexte verfasst, die bei einem Gegner vor Gericht Sprachverlust hervorrufen sollten. Aus dem spätantiken Ägypten kennen wir Papyri mit Zauberformeln. In Kombination mit Zaubertränken unterstützten diese Heilungsriten beispielsweise bei Zahnschmerzen oder Migräne. Magie war in der klassischen Antike am Rande von Religion, Philosophie und Medizin angesiedelt. Mittels Magie versuchte man geheime Wünsche zu erfüllen und Nöte zu lindern.

Gött*innen und Dämon*innen als Medium

Die in den Texten angerufenen übermenschlichen Mächte umfassten vor allem die Unterweltsgött*innen. Sie konnten Tote zum Vollzug von Wünschen der Lebenden einsetzen.  Als Medium zur Kontaktaufnahme mit Verstorbenen diente beispielsweise die dreigestaltig dargestellte Hekate. Als Göttin der Wegkreuzungen, Schwellen und Übergänge sowie als Wächterin der Tore zwischen den Welten konnte sie mit den Wesen in der Unterwelt in Verbindung treten.

Nicht nur Gottheiten, auch Dämonen konnten um Hilfe gebeten werden. Eine der  ambivalentesten Dämoninnen ist Gorgo Medusa. Einst eine schöne junge Frau wird sie von der Göttin Athena in eine Dämonin verwandelt, die Menschen mit ihrem Blick versteinert. So ungewollt zur Plage der Menschheit geworden, lässt Athena ihr durch den Helden Perseus das Haupt abschlagen. Fortan dient dieses Göttin und Menschen als unheilabwehrendes Emblem.

Donnerkeile und Glücksbringer

Wichtige Utensilien für magische Praktiken waren Amulette wie beispielsweise Donnerkeile. Das sind nachträglich beschriftete und dadurch magisch aufgeladene neolithische Steinbeile (siehe Auftaktblog Hexereien und Magisches im Alten Schloss). Sie wurden dann wirkmächtig, wenn ein Magier oder eine Magierin den Stein mittels bestimmter Handlungen beseelte und ihn dadurch in einen Dämon verwandelte, der seiner Trägerin oder seinem Träger im Guten wie im Bösen diente.

Abb. 3: Lunula-Anhänger an Silberkette, 2.-3. Jahrhundert

Abb. 4: goldene Bulla, 1. Jahrhundert

Amulette konnten aber auch – wie heute noch – als Glücksbringer dienen. Äußerst beliebt bei den Römer*innen waren Halsketten mit Anhängern in Form eines Phallus oder Halbmondes, beides Fruchtbarkeitssymbole. Brachte man den Mond (lateinisch luna) zunächst eher mit der weiblichen Sphäre in Verbindung, so wurden Ketten mit Lunula-Anhängern sukzessive von Menschen jeglichen Alters und Geschlechts getragen. Sie schmückten sogar Pferdetrensen. Speziell jungen, frei geborenen Römern vorbehalten war die goldene bulla, eine Amulettkapsel, in die man Glücksbringer stecken konnte . Gold galt als unheilabwehrend.

Sag mir, in welchem Sternzeichen du geboren bist

Abb. 5: Marmorglobus mit Tierkreiszeichen, 2. Jahrhundert

Bereits im alten Griechenland und Rom gab es Astrolog*innen, die Geburtshoroskope erstellten. Sie orientierten sich am Tierkreis mit den zwölf Sternbildern, wie er auf einem steinernen Himmelsglobus zu sehen ist.

Da seit Beginn der römischen Kaiserzeit die magia weitgehend als negativ angesehen und aus der traditionellen Religion ausgeschlossen wurde, vertrieb man zeitweise Astrolog*innen und Hexer*innen aus Rom.

Über die lateinischen Schriften wissen wir, dass die Römer vor allem älteren Frauen einen Hang zum Okkulten nachsagten. Diese bereits in der Antike besonders Frauen unterstellte Nähe zur Magie scheint sich bis in Mittelalter und darüber hinaus in Form des Hexenphänomens und der damit einhergehenden Hexenverfolgung fortgesetzt zu haben.

Mehr zu mit Magie, Zauber und übernatürlichen Kräften aufgeladenen Objekten aus den Schausammlungen des LMW erfahrt ihr im nächsten Blog unserer Reihe „Hexereien und Magisches im Alten Schloss“.

Bildangaben:
Abb. 1-5: Landesmuseum Württemberg, Stuttgart. Foto: LMW, P. Frankenstein / H. Zwietasch, CC BY-SA 4.0

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