Vieles ist anders in diesem Jahr, fast nichts ist so geworden, wie wir uns das im Januar vorgestellt hatten. Corona hat die meisten unserer Planungen verändert, im Privaten wie auch im Berufsleben.
Auf meiner Liste für 2020 stand unter anderem der Münzfund aus Trailfingen auf der Schwäbischen Alb, jetzt ein Stadtteil von Münsingen. Wie kam es dazu? Was war geplant? Was konnte – schon oder noch – umgesetzt werden?
Januar 2019: der erste Kontakt und unsere Pläne
Das Gefäß, in dem der Münzschatz von Trailfingen verborgen wurde, mit rund 200 Münzen.
Vor fast zwei Jahren bekam ich eine Anfrage aus Trailfingen, das 770 erstmals erwähnt wurde und so 2020 sein 1250-jähriges Jubiläum feiern kann. Der Anlass für die Anfrage war ein Münzschatz, der 1965 in Trailfingen gefunden wurde. Dieser Fund ist einer der größten württembergischen Münzschätze des späten Mittelalters: mehr als 10.000 Pfennige und Heller mit einem Gesamtgewicht von über 3½ Kilogramm. Das Trailfinger Koordinationsteam für das Jubiläum wandte sich mit der Frage an mich, ob es möglich sei, Fundgefäß und Münzen zu besichtigen.
Wir saßen dann mit über zehn Personen in unserem Besprechungsraum zusammen – eine Enge, die heute nicht mehr vorstellbar ist: Jetzt dürfen wir in diesem Raum nur noch zu viert sitzen, und das auch nur bei geöffnetem Fenster sowie mit Maske vor Mund und Nase.
Bei der Besprechung vereinbarten wir, dass das Landesmuseum die Jubiläumsfeierlichkeiten im Mai 2020 gerne unterstützt: mit einem Beitrag für die Festschrift, einem Vortrag und der Ausleihe von Teilen des Schatzes für eine geplante Ausstellung zur Geschichte Trailfingens.
Der frühe Vogel fängt den Wurm – aber ganz knapp
Da ich mich also intensiv mit dem Schatz beschäftigte, beschloss ich, ihn im Frühjahr auch in einer Kunstpause im Alten Schloss vorzustellen. Als Termin wählte ich den 5. März 2020.
Präsentation des Münzschatzes von Trailfingen in der Kunstpause am 5. März.
Natürlich konnte ich damals noch nicht wissen, dass das für längere Zeit die letzte Kunstpause sein sollte – kurz danach kam der Lockdown, und nichts ging mehr, auch nicht bei uns im Landesmuseum.
Während des Lockdowns: kein Festwochenende
Im Mai 2020 sollte in Trailfingen das große Festwochenende zum 1250-jährigen Jubiläum stattfinden. Geplant waren viele Veranstaltungen, unter anderem war ich eingeladen, um über den Münzschatz zu berichten. Doch Corona machte all diese Planungen zunichte: Alle Veranstaltungen mussten schweren Herzens auf unbestimmte Zeit verschoben werden.
Der Auftakt für 1250+1: der Jubiläumsband
Cover des Heimatbuchs Trailfingen.
Die Ausstellung abgesagt bzw. verschoben, der Vortrag abgesagt bzw. verschoben – aber die Trailfinger blieben am Ball, und so kam jüngst eine positive Nachricht: Gegen Ende des Jubiläumsjahrs, im November, während des „Lockdowns light“, ist der Jubiläumsband erschienen. Er beleuchtet auf 144 Seiten die Geschichte Trailfingens – und immerhin sieben Seiten darin sind dem Münzschatz gewidmet.
Es freut mich sehr, dass der Band doch noch im Jubiläumsjahr erscheinen konnte. Und ich hoffe, dass alle geplanten Feierlichkeiten möglichst bald nachgeholt werden können!