Bereits im November 2018 fand in Stuttgart das dritte Jahrestreffen des Arbeitskreises „Materielle Kultur und Konsum in der Vormoderne“ statt. Die dreitägige Tagung widmete sich dem Thema „Aufbewahren, Transportieren, Inventarisieren – Objekte und ihre Ordnung in der Vormoderne“.
Vorträge und Führungen im Alten Schloss
Das Alte Schloss war am letzten Tag der Konferenz der Veranstaltungsort, da es um neue Erkenntnissen zu Objekten aus der württembergischen Kunstkammer und ihren Erwähnungen in den zeitgenössischen Verzeichnissen ging: Katharina-Küster-Heise berichtete über „Indianisches, chinesisches und türkisches – zu den Exotika in der Stuttgarter Kunst- und Wunderkammer“.
Irmgard Müsch stellte anhand der Mathematica-Inventare den Wandel von der quantitativen zur qualitativen Beschreibung des Einzelstücks fest.
Und Matthias Ohm sprach über „allerlei Numismata und Schaupfennig – Gliederungsprinzipien in Inventaren der Münzen- und Medaillensammlung“.
Nach unseren Vorträgen führten wir durch die Kunstkammer-Ausstellung in der Schausammlung „Wahre Schätze“ im Ersten Obergeschoss des Alten Schlosses. Wenn Ihr mehr über diese Tagung wissen wollt, dann lest unseren Blog-Beitrag „Begeisterung für unsere Kunstkammer – und unsere Forschungsergebnisse“.
Digitale Publikation der Tagungsergebnisse
Kurz vor Weihnachten wurden die Forschungsergebnisse publiziert – in digitaler Form als Sonderband von Memo (Medieval and Early Modern Material Culture Online), einem Open Access Online Journal, das sich der nachhaltigen Wissenschaftskommunikation im breiten Forschungsfeld der materiellen Kultur des Mittelalters und der Frühen Neuzeit in interdisziplinärer Ausrichtung widmet.
Der Band versammelt unter dem Titel „Objektordnungen zwischen Zeiten und Räumen. Verzeichnung, Transport und die Deutung von Objekten im Wandel“ eine Einleitung der beiden Herausgeberinnen und elf Aufsätze, deren Themen vom „Nachlassinventar Erzherzog Ferdinands II. aus dem Jahre 1596“ über „Frühneuzeitliche Auktionskataloge“ bis hin zu „Akten in Kisten und Fässern“ reichen.
Mit Objekten aus der Kunstkammer der Herzöge von Württemberg befassen sich zwei Aufsätze: Zum einen hat Kirsten Eppler, die vor einigen Jahren Volontärin am Landesmuseum Württemberg war, „Archäologische und prähistorische Objekte in Inventarverzeichnissen frühneuzeitlicher Sammlungen am Beispiel der Württembergischen Kunstkammer“ untersucht.
Zum anderen haben sich Katharina Küster-Heise, Irmgard Müsch und Matthias Ohm dem gemeinsamen Aufsatz „Pagoden – Mathematica – Goldmedaillen“ mit den Beständen der Exotica-, Mathematica- und Numismatica-Sammlung und deren Erwähnung in den Inventaren befasst. Diese drei Bestände weisen große Unterschiede auf, was die Anzahl, das Alter und die Herkunft der Objekte betrifft. Bei der Inventarisierung der Bestände lassen sich jedoch gemeinsame Entwicklungen feststellen. Seit dem letzten Drittel des 17., vor allem aber mit Beginn des 18. Jahrhunderts werden die Objekte systematischer und wissenschaftlicher erfasst. Der Beitrag bietet zudem eine ausführliche Übersicht der diversen Standorte der württembergischen Kunstkammer über vier Jahrhunderte – von 1616, als der Augsburger Kunstagent Philipp Hainhofer die Kunstkammer im Alten Schloss besuchte, bis 2016, als die Neuaufstellung der Kunstkammer als Teil der Schausammlung „Wahre Schätze“ eröffnet wurde.