Berauschend. 10.000 Jahre Bier und Wein

So lautet der Titel der aktuellen Großen Sonderausstellung des Landesmuseums Württemberg. Seit etwa 10.000 Jahren trinken wir Menschen also bereits Alkohol. Eine wahrlich lange Zeit. Daher scheint es auch nicht verwunderlich, dass der Alkohol in unserer heutigen Gesellschaft einen hohen Stellenwert einnimmt. Alkohol gehört zur Lebenswelt von uns allen, unabhängig davon, ob wir selbst konsumieren oder nicht. Wer hat also nicht schon direkt oder indirekt eigene Erfahrungen damit gemacht oder kennt den Zustand des Berauschtseins, ob aktiv erlebt oder aber von außen beobachtet?

Fotoserie „The Wine Project“, Marcos Alberti, Sao Paulo / Brasilien, 2016 © Marcos Alberti

Kitt der Gesellschaft?

Die kulturhistorische Ausstellung beleuchtet seit dem 22. Oktober 2022 das Thema des Trinkalkohols, denn eines ist gewiss: Die Bedeutung von Bier und Wein für eine Gesellschaft ist kein Phänomen der Gegenwart. Ganz im Gegenteil, die Herstellung von Alkohol ist seit der Steinzeit belegt und der Konsum alkoholischer Getränke zieht sich geradezu wie ein roter Faden durch die Menschheitsgeschichte der letzten 10.000 Jahre.

Die zentrale Rolle, die alkoholische Getränke bei gemeinschaftlichen Anlässen und sozialem Austausch einnehmen, führt zwangsläufig zu der Frage, ob Alkohol nicht eine Art „Kitt der Gesellschaft“ vergangener Kulturen war – und es vielleicht heute noch ist? Eine Welt ohne Alkohol und damit eine Vielzahl von gemeinschaftlichen Aktivitäten, bei denen nicht die entsprechenden Getränke für eine ausgelassene Stimmung sorgen, sind kaum vorstellbar.

Drei jungneolithische Becher mit Henkelkrug © Landesmuseum Württemberg, Hendrik Zwietasch

Kylix (Trinkschale) mit Darstellungen eines Symposions, um 480 v. Chr. © Badisches Landesmuseum, Karlsruhe, Foto: Thomas Goldschmidt

 

 

Von der Steinzeit bis in die Gegenwart

Der geografische Ausgangspunkt der Großen Sonderausstellung ist der südwestdeutsche Raum, ergänzt durch historisch wichtige Bezüge in die mediterrane und vorderasiatische Welt. 250 Objekte spannen dabei einen Bogen von der Steinzeit bis in die Gegenwart. Warum und wie Alkohol Gemeinschaft, Identität und damit zugleich soziale Abgrenzung schafft, ist eine der zentralen Fragen der Ausstellung. Darüber hinaus thematisiert sie Alkohol als Wirtschaftsfaktor, seine ökonomische Bedeutung als Nahrungsmittel und Handelsware und sie geht auch auf historische Herstellungsweisen ein.

Spielautomat Schildkröte, Leodegar Grimaldo (nachweisbar 1601–1638), 1630 © Landesmuseum Württemberg, Hendrik Zwietasch

Maßvoll genießen

So interessant die kulturhistorischen Themen auch sind, Alkohol ist auch ein Rauschmittel, das nicht nur Entspannung, Genuss und Ausgelassenheit, sondern auch erhebliche Gefahren mit sich bringt. Dennoch ist sein maßvoller Genuss allgemein akzeptiert. Dabei sind die dazugehörigen Normen und Regeln für seinen Konsum einem stetigen Wandel unterworfen. Ein kühles Pils zum Mittagessen in der Betriebskantine oder Bierkästen im Spielzeugformat in unserem Kinderzimmer – was noch vor ein paar Jahrzehnten normal war, ist heute kaum mehr denkbar.

Spielzeugset „Playmobil Klicky – 3400 Bauarbeiter Baustelle“ der Firma Geobra, 1974 © Landesmuseum Württemberg, Hendrik Zwietasch

Dennoch pflegt Deutschland im Vergleich mit anderen Ländern einen sehr liberalen Umgang mit Alkohol. Wir sind ein sogenanntes Hochkonsumland. Jede*r Deutsche trinkt im Jahr durchschnittlich eine Badewanne voll alkoholischer Getränke – deutlich zu viel. Warum trinken wir sie denn dann so gern? Eine weitere Frage, die hinter der Ausstellung steht und wie sich zeigt, nicht ganz so einfach zu beantworten ist…

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