(M)ein freiwilliges Soziales Jahr im Museum – Museum mittendrin

Wenn man für gewöhnlich ein Museum besucht und sich die Exponate ansieht, hat man eigentlich gar nicht im Kopf, wie viel sich dort hinter der Fassade der Ausstellungen verbirgt. Zumindest war mir das nie klar, bevor ich mein FSJ und damit die Arbeit im Museum begonnen habe. Ich erhielt Einblick in ein paar Bereiche des Museums und Räume, die ich so wahrscheinlich nicht gesehen hätte, angefangen bei den Objekten in der Ausstellung …

Ein Blick in die Restaurierung

Wirft man nämlich einen genauen Blick auf die Keramikobjekte in der Ausstellung „LegendäreMeisterWerke“ so fällt einem vielleicht auf, dass hier und da versteckte „Pflaster“ zu finden sind, die die Töpfe und Schalen zusammenhalten. Es handelt sich dabei um Restaurierungsarbeiten, die nun allerdings schon etwas älter und nicht mehr ganz „up to date“ sind. Ich treffe dort Sarah Reyer, Wissenschaftliche Volontärin in der Restaurierung, die mir ihre Arbeit vorstellt, was wesentlich mehr umfasst, als ich anfangs dachte.

Nicht nur alte Bilder und Vasen

Nicht nur alte Bilder und Vasen werden in der Restaurierung behandelt, auch Möbel, Textilien, Metall und Weiteres. Dabei ist allerdings besonders wichtig, den Zustand und die Geschichte, die so ein Objekt erzählt, herauszufinden und zu bewahren. Also nicht einfach die Objekte wieder schön herzurichten, wie ich ursprünglich angenommen habe. Um dies zu gewährleisten, müssen an manchen Objekten auch Ergänzungen vorgenommen werden. Das ist besonders gut zu erkennen an den alten Tongefäßen in der Ausstellung „LegendäreMeisterWerke“.

Mehr als man denkt

Doch das ist nur die Spitze des Eisberges, die Restaurierung hat neben diesen noch weitere Aufgaben, die viel mehr Zeit in Anspruch nehmen. So ist die eigentliche Hauptaufgabe der Restaurierung die Pflege der Sammlung und deren Erhaltung für die nachfolgenden Generationen. Das gilt nicht nur für die Sammlung des Landesmuseums Württemberg, sondern auch für die Zweigstellen wie beispielsweise das Modemuseum in Ludwigsburg. Um das zu gewährleisten, beschäftigt sich die Restaurierung viel mit der richtigen Lagerung und dem Transport der Objekte, unter anderem also auch der Planung von neuen Depots. Ein anderes Themenfeld ist auch die Vorbereitung der Stücke für Ausstellungen, das Auswählen und Gestalten der Vitrinen, sowie das Management des Leihverkehrs von Objekten an andere Museen.

Die Werkstätten

Ich erhielt außerdem eine kleine Führung durch die Werkstätten der Restaurierung hier im Landesmuseum Württemberg. Zu sehen gibt es da zum Beispiel die Holz- und Gemäldewerkstatt, in welcher allerhand organische Objekte behandelt und Kunstwerke konserviert werden. Zusätzlich gibt es auch noch Werkstätten für Keramik, Metallobjekte, Textilien und ein Chemielabor. Eine besondere Überraschung erwartete mich allerdings in der Werkstatt für archäologische Metalle, hier war eine Kollegin mit einer „Blockbergung“ beschäftigt.

Eine Überraschung

Weshalb das so eine Überraschung ist? Eva Schreiber erklärt mir, dass sie gerade eine archäologische Blockbergung aus den 1980er Jahren freilegt – ein Überbleibsel aus älteren Werkstattzeiten. Aktuell in Baden-Württemberg geborgene Blockbergungen werden nicht mehr am Landesmuseum bearbeitet, das findet vor allem beim Landesamt für Denkmalpflege statt. Bei einer Blockbergung handelt es sich um einen Block Erde, welcher Fundstücke aus einer Grabung enthält, die man dann einfacher im Labor freilegen kann. Welche Fundstücke sich in einem Block befinden, lässt sich mit Röntgenaufnahmen zuvor herausfinden. Dieses spezielle Fundstück stammte aus Dittigheim aus einem frühmittelalterlichen Gräberfeld.

Meine Tour durch die Schausammlung sowie meine ausführlichen Gespräche mit Sarah Reyer und Eva Schreiber sind in diesem Video zu sehen.

Da das Alte Schloss aber natürlich nicht nur aus der Restaurierung besteht, führt mich mein weiterer Weg auf Erkundungstour …

Der Experte

Durch das Schloss geführt hat mich Manfred Bock, Hausmeister seit über 20 Jahren und mit entsprechend vielen Geschichten auf Lager. An seinem Schlüsselbund hängen sämtliche Schlüssel, um wirklich in den letzten Winkel des Kellers, oder die höchste Terrasse im Alten Schloss zu kommen.

Auf Entdeckungstour

Auf dem Dachboden des Jungen Schlosses begann unsere Tour, ein unscheinbares Plätzchen möchte man meinen, doch genau hier verbirgt sich der Zugang zur Schlossuhr und deren Glocken. Ein wirklich alt aussehendes Konstrukt aus Zahnrädern und Aufzugsseilen mit Gewichten. Manfred erzählt mir, dass sich ein schöner Mechanismus hinter dieser Uhr verbirgt, welcher die zwei Steinböcke über der Uhr, vom Schlosshof aus gesehen, zu jeder vollen Stunde der Uhrzeit entsprechend mit dem Kopf zusammenstoßen lässt. Außerdem belehrte er mich darüber, dass der Putzlappen auf dem Gewicht nicht zum Putzen dort liegt, sondern wirklich als extra Gewicht, damit die Uhr auch nicht zu schnell oder zu langsam abläuft.

Hoch hinaus

Die nächste Station auf unserer Tour war weit oben mit Blick auf den Schlossplatz. Die „Herrenterrasse“, wie sie auch genannt wird, liegt ungefähr 4 Stockwerke über dem Haupteingang und bietet eine klasse Aussicht über Stuttgart. Ebenso bietet sie eine witzige Geschichte, wie sie zu ihrem Namen gekommen ist. Nach den Dreharbeiten meinte er noch zu mir, dass Silvester dort oben etwas ganz Besonderes ist.

Und tief hinab

Die letzte Station führt mich in den Keller, der eine durchaus leicht unheimliche und mysteriöse Atmosphäre erleben lässt. Allerdings fasziniert es doch im gleichen Moment auch, wenn man darüber nachdenkt, dass die Mauern dort unten noch viel älter sind als das Schloss darüber. Besonders deutlich wird das in der „Tonne“ wohin mich Manfred mitnimmt. „Tonne“ ist ein umgangssprachlicher Name für den Raum mit der alten Ausgrabungsstelle. Dort, erklärt Manfred feierlich, sind die ältesten Funde des frühen „Stutengarten“ noch in Form von Treppenstufen und Mauerwerk zu sehen. Sie gehen bis auf das 12. Jahrhundert nach Christus zurück und legten im wahrsten Sinne des Wortes den Grundstein für das heutige Stuttgart.

Falls Sie etwas verpasst haben

Auch aus der Erkundungstour mit unserem Hausmeister Manfred Bock ist ein spannendes Video entstanden. Sollten Sie das Video noch nicht gesehen haben, finden Sie es auf YouTube. An dieser Stelle möchte ich mich persönlich auch noch an die vielleicht jüngeren Leser*innen wenden, die gerade ihren Abschluss machen oder bereits gemacht haben und noch nicht wissen, wohin die Reise weitergehen soll. Das FSJ (Kultur) hat mir wirklich gezeigt, was meine Stärken sind und wofür ich diese beruflich in Zukunft einsetzen kann.

1 Kommentar zu “(M)ein freiwilliges Soziales Jahr im Museum – Museum mittendrin”

  1. Hallo Herr Röckle,
    Ihr Beitrag „Hinter den Kulissen“ ist super interessant. Danke dafür.
    Nun gehöre ich mit 68 Jahren nicht zu Ihrer Zielgruppe und habe als Rentner auch die Zeit, mir Ihren sehr ausführlichen Beitrag in Ruhe anzuhören. Ob jüngere Menschen die gleiche Zeit wie ich aufbringen wollen, bezweifle ich etwas. Damit will ich aber nichts an Ihrem Beitrag schmälern.
    Vielen Dank für Ihre Arbeit, wie gesagt, super gemacht.
    Gruß
    Dieter Eisele

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