
Abb. 1: Logo Wikimedia Datenprojekt
Die Digitalisierung des kulturellen Erbes hat die Art und Weise, wie Museen, Archive und andere Institutionen Wissen teilen, tiefgreifend verändert. Die öffentliche Verfügbarkeit und Weitergabe von strukturierten Daten sind dabei zentrale Elemente moderner Dokumentation und kultureller Vermittlung. Im Kern geht es bei dieser Museumsarbeit darum, die langfristige Zugänglichkeit der Daten für Menschen (und Maschinen) sicherzustellen, sie mit anderen Wissensarchitekturen zu vernetzen, kreative Prozesse der Nachnutzung zu motivieren und sie für unterschiedliche Nutzungsszenarien und Zielgruppen (im Idealfall international) zu öffnen.
Für die Veröffentlichung von Daten sind mittlerweile unterschiedliche Szenarien möglich. Zur Platzierung bieten sich vor allem etablierte regionale oder nationale Kulturportale wie museum-digital, LEO-BW, Europeana oder die Deutsche Digitale Bibliothek (DDB) auf der einen Seite und offene Plattformen wie Wikimedia auf der anderen Seite an. Eine differenzierte Betrachtung zeigt, dass es heute nicht mehr um die Entscheidung für eine einzige Plattform (oder solitär die eigene Online-Sammlung) geht. Stattdessen ist eine multidirektionale Strategie gefragt, die sowohl die Veröffentlichung auf spezialisierten Kulturportalen als auch auf offenen Plattformen einbezieht. Im Idealfall etablieren die jeweiligen Datengeber feste Prozessketten, die eine kontrollierte, aber automatisierte Weiterlieferung von Datensätzen an die miteinander vernetzten Systeme befördern.
Ein gemeinsames Projekt
Vor diesem Hintergrund hat das Landesmuseum Württemberg gemeinsam mit der Landesstelle für Museen Baden-Württemberg, der MFG Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg und weiteren staatlichen bzw. nichtstaatlichen Museen ein wegweisendes Projekt zur nachhaltigen Bereitstellung kultureller Inhalte im Netz gestartet. Ziel der Initiative ist die Verfügbarmachung hochwertiger Bilddaten und zugehöriger Metadaten aus den Sammlungen baden-württembergischer Museen auf der Plattform Wikimedia Commons unter freien Lizenzen.
Freie Inhalte für ein internationales Publikum
Der freie Zugang zu digitalem Kulturgut, die Nachhaltigkeit der Daten und ihre Nachnutzung werden zudem zu einem immer bedeutenderen Faktor in der Bildungsarbeit sowie für die Qualität von Forschungs- und Innovationsprozessen. Das Projekt verfolgt das Ziel, die reichen kulturellen Schätze der Museen einem weltweiten Publikum zugänglich zu machen. Zu diesem Zweck werden Bilder und Metadaten ausgewählter Objekte auf Wikimedia Commons hochgeladen und mit entsprechenden Creative Commons Lizenzen versehen.
FAIR-Prinzipien: Eine gemeinsame Grundlage
Sowohl Kulturportale als auch Wikimedia streben danach, die FAIR-Prinzipien (Findable, Accessible, Interoperable, Reusable) zu erfüllen. Während Kulturportale ihre Interoperabilität oft auf institutionelle Netzwerke konzentrieren, zielt Wikimedia auf eine universelle Nachnutzung ab. Beide Ansätze sind wichtig, doch ihre Kombination maximiert die Wirkung. Durch die Veröffentlichung auf Wikimedia wird sichergestellt, dass die Daten nicht nur auffindbar und zugänglich, sondern auch praktisch und global wiederverwendbar sind.
Das Landesmuseum im Wikiversum

Abb. 3: Führung im Museum

Abb. 2: GLAM on tour, Auftaktveranstaltung im Alten Schloss
Bereits 2015 lud das Landesmuseum Württemberg zu einer exklusiven Wikipedianer-Führung ein. Dabei wurden 20 Wikipedianer durch die Schausammlung LegendäreMeisterWerke geführt und zur Auseinandersetzung mit der Sammlung inspiriert. Ein Jahr später fand die erste GLAM on Tour im Landesmuseum Württemberg statt, deren Dokumentation noch heute frei verfügbar ist und nachgelesen werden kann.
2023 folgte das Projekt „GLAM goes openDATA“, bei dem das Landesmuseum Württemberg mit Unterstützung des Zentrums für Kulturelle Teilhabe Baden-Württemberg ein Fachvernetzungstreffen und zwei Workshops („Edit-a-thons“) veranstaltete. Dabei wurden Inhalte für Wissensdatenbanken wie z.B. Wikimedia oder Wikidata editiert und Datensätze im Rahmen des übergeordneten Themas „Kulturgut auf Reisen“ angelegt und angereichert.
In dieser Tradition der offenen und zugänglichen Daten beteiligte sich das Landesmuseum mit 150 Sammlungsobjekten aus der Welt der Geschmacksverirrungen auch beim Coding da Vinci 2022. Zusammen mit dem Datenset des HumorCare e.V. Deutschland Österreich entstand ein Kartenspiel, das den „Most curious approach“-Preis gewann.
Für das Datenprojekt 2025 arbeitet das Landesmuseum Württemberg mit der Wikipediagemeinschaft-Stuttgart zusammen, die die Museen beim Upload unterstützt und berät.
Das gemeinsame Ziel: ein starkes Zeichen für Open Access und digitale Teilhabe
Das Projekt startete mit einer Auftaktveranstaltung für alle interessierte staatlichen Museen im Januar. Weitere Informationsveranstaltungen mit den nichtstaatlichen Museen sind im Frühjahr geplant. Ziel ist es, bis Herbst einen gemeinsamen Datenupload zu generieren und eine relevante Zahl von Objektdaten ins Wikiversum zu heben.
Mit dem Datenprojekt setzen das Landesmuseum und die Partner ein Zeichen für Open Access in Baden-Württemberg bzw. digitale Teilhabe und stärken die Sichtbarkeit unserer Museumslandschaft auf einer weiteren internationalen Plattform.

Abb. 4: Auftaktveranstaltung Datenprojekt im Reinhold-Würth Saal
Alle relevanten Informationen, Termine und beteiligten Museen werden auf einer Projektseite nachhaltig dokumentiert.
Abbildungsnachweis und Nutzungsbedingungen
Abb. 1: Landesmuseum Württemberg (Public Domain Mark 1.0)
Abb. 2: Dr. Bernd Gross: Auftaktveranstaltung im Alten Schloss (CC BY-SA 4.0)
Abb. 3: Rudolf Simon: Führung im Museum (CC BY-SA 3.0)
Abb. 4: Landesmuseum Württemberg (Public Domain Mark 1.0)
Beitragsbild: Generiert mit Midjourney, KI-Bild (Public Domain Mark 1.0)