20 Euro für 2019

Am Montagmorgen ein Anruf mit der Bitte um ein Foto von einer griechischen Münze aus dem 4. Jahrhundert vor Christus.
Am Dienstagmittag eine Email mit einer Frage zu einer Münze des württembergischen Herzogs Carl Eugen von 1771.
Am Freitagvormittag ein Brief mit einem Leihersuchen für fünf Mailänder Münzen aus dem 15. Jahrhundert.
So sehen die Anfragen normalerweise aus, die ich im Münzkabinett erhalte: Es geht um Abbildungen, um Informationen oder um die Ausleihe von Münzen, die zum Teil schon mehr als 2000 Jahre alt sind.

Eine Münze für die Zukunft

Vor einiger Zeit erhielt ich einen Anruf, die kein historisches Stück betraf, sondern eine Münze, die es noch gar nicht gibt: Das Bundesfinanzministerium lud mich zu einem Wettbewerb ein, bei dem die 20 €-Gedenkmünze zum 100. Jubiläum der Weimarer Reichsverfassung ausgewählt werden sollte. Ein sehr schönes Angebot, das mich sehr gefreut hat und das ich sofort angenommen habe.

Berlin, Berlin – ich fahre nach Berlin

Der Wettbewerb fand im Bundesverwaltungsamt in Berlin statt. Die Jury bestand aus sieben Personen: Neben Vertreterinnen und Vertretern des Finanzministeriums, des Bundesverwaltungsamts und der Beauftragten für Kultur und Medien waren ein Bildhauer, ein Gestalter, ein Verfassungsjurist und ich als Numismatiker dabei. Als Sachverständiger nahm auch der Leiter der Berliner Münzstätte teil, in der die Gedenkmünze geprägt wird.
Insgesamt 12 Künstlerinnen und Künstler waren eingeladen worden, ihre Entwürfe einzureichen, in Form von Modellen der Vorder- und Rückseite in weißem Gips. Da der Wettbewerb streng geheim ist, darf ich hier leider keine Fotos von diesen Entwürfen zeigen.
Die Begutachtung erfolgte in mehreren Schritten, bis schließlich die ersten drei Plätze feststanden. Den dritten Rang erhielt David Grimm, ein Medailleur aus Nürnberg, der zweite Platz ging an Isabel Ritter aus München. Als Sieger wurde der Entwurf von Frantisek Chochola (* 1943) aus Hamburg ausgewählt, der schon einige Wettbewerbe für deutsche Gedenkmünzen gewinnen konnte.

Schwarz-Rot-Gold – die erste farbige deutsche Münze

Die Wertseite zeigt wie alle deutschen Gedenkmünzen den Bundesadler und die zwölf europäischen Sterne. Die Inschriften nennen den Staat, der diese Münze ausgibt (BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND), das Ausgabejahr (2019), die Prägestätte (A für Berlin), das Nominal (20 EURO) sowie das Material und den Feingehalt (SILBER 925). Im Rand der Münze findet sich die Inschrift NATIONALVERSAMMLUNG WEIMAR 1919.

Rückseite des Entwurfs von Frantisek Chochola (© Bundesverwaltungsamt)

Rückseite des Entwurfs von Frantisek Chochola                          (© Bundesverwaltungsamt)

Auf der Bildseite trägt Chocholas Entwurf eine vierzeilige Umschrift. Sie gibt außen den Anlass für die Ausgabe an: 100 JAHRE WEIMARER REICHSVERFASSUNG. Die beiden mittleren Zeilen zitieren zwei wesentliche Bestimmungen der Verfassung: DAS DEUTSCHE REICH IST EINE REPUBLIK und DIE STAATSGEWALT GEHT VOM VOLKE AUS. Innen schließlich sind die Jahre 1919 und 2019 genannt.

Vorderseite des Entwurfs von Frantisek Chochola (© Bundesverwaltungsamt)

Vorderseite des Entwurfs von Frantisek Chochola                         (© Bundesverwaltungsamt)

Das Besondere bei diesem Wettbewerb war, dass zum ersten Mal um eine Münze ging, bei der auch Farben verwendet werden durften. Frantisek Chochola entschied sich dafür, Schwarz, Rot und Gold, die Farben der deutschen Republik, im Zentrum der Bildseite zu platzieren.
Am 8. August 2019, zum 100-jährigen Jubiläum der Weimarer Verfassung – der ersten demokratischen in der deutschen Geschichte – wird diese Münze ausgegeben. Ich werde mir dann umgehend ein Stück kaufen – als silberne und schwarz-rot-goldene Erinnerung an den Wettbewerb, an dem ich teilnehmen durfte.

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