In diesem Frühjahr hatten wir die Möglichkeit, der königlichen Gruft unter der Schlosskirche im Landesmuseum unsere konservatorische Aufmerksamkeit zu widmen. Dabei fiel der Blick besonders auf das größte Element im Raum: die Wandbehänge.
Aber wie sieht es in der Gruft eigentlich aus?
Fünf Grabmale aus Stein sind der zentrale Inhalt der Königsgruft. Die Wände schmücken insgesamt knapp 32m Wandbehänge, über denen vereinzelt kunstvoll gearbeitete Metallkränze zur Andacht hängen.
Die Wandbehänge stammen aus dem 19. Jh. und setzen sich aus insgesamt 39 aneinandergenähten Bahnen zusammen. Oben schließen sie mit einem Fries aus abwechselnden Kronen und Sternen in Ziegelrot und Beige ab. Darunter befinden sich große Medaillons mit jeweils steigenden Löwen und Hirschen in Blaugrün und Beige, die einander zugewandt sind. Der Historismus, in dem die Wandbehänge entstanden, griff stilistisch auf vergangene Zeiten zurück. In diesem Fall bezieht sich das Musterprinzip auf mittelalterliche Stoffe, die ebenso mit einander zu- oder abgewandten, steigenden Tieren in einer Vielzahl erhalten sind.

Abb. 1: Detail des Musters

Abb. 2: Adlerstoff aus dem Schrein der heiligen Librada, Mittelalter
Der Vorraum der Gruft wurde 2019 umgestaltet. Im Blogbeitrag zu deren Neukonzeption kann man einen Blick hinein erhaschen.
Was bisher geschah
Im Laufe des Zweiten Weltkrieges wurden die Behänge aus der Gruft entfernt und zwischengelagert, vermutlich im Schloss Ludwigsburg. In einem kurzen Bericht aus dem Jahr 1989 spricht die damalige Restauratorin von deren stark verschmutztem Zustand und anderen sichtbaren Schäden bei der Auffindung der Wandbehänge vier Jahre zuvor.
Um sie damals wieder ausstellungstauglich zu machen, wurden die Wandbehänge in die einzelnen Bahnen aufgetrennt, gereinigt, mit Insektenschutzmitteln behandelt, gesichert, ergänzt, nach ihrer Helligkeit sortiert zusammengenäht und zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg wieder in der Gruft aufgehängt.
Erhaltungsmaßnahmen 2024
Das vorherrschende Grundbaumaterial des Alten Schlosses ist Sandstein, in der Gruft ist er mit Rauputz überdeckt, der unter den klimatischen Bedingungen des Untergeschosses stark arbeitet und bröselt. Wegen der dadurch entstehenden Stäube sorgte er mit den Jahren für eine starke Verschmutzung der Behänge. Deshalb und um einer Schimmelbildung entgegenzuwirken, sollten die Behänge grundlegend gereinigt und ein Maßnahmenpaket zu ihrem Schutz erarbeitet werden. Anfang Februar 2024 wurde ein Luftreiniger aufgestellt, die fünf marmornen Grabmale wurden mit Staubsaugern abgesaugt und zum Schutz vor Staub während der weiteren Arbeiten abgedeckt. Dann ging es mit den beiden Restaurierungs-Volontärinnen Leonie Paetzold und Ronja Herbeck an die Reinigung der Wandbehänge. Wegen einer eventuellen Schimmelbelastung trugen wir sicherheitshalber entsprechende Schutzausrüstung. Da die Wandbehänge zu groß für die Bearbeitung im Textilrestaurierungsatelier sind, musste das Team vor Ort loslegen. Zunächst wurden die Behänge von vorne abgesaugt.
Um sie von der Rückseite reinigen zu können, hängten wir sie mit ihren Haken umgedreht nach und nach an geeignet hohe und durch Räder mobile Garderobenständer.

Abb. 3: Verschmutzte Rückseite

Abb. 4: Angebrachter Rückseitenschutz an temporär umgehängtem Wandbehang
Damit die Behänge in Zukunft durch die teilweise etwas bröselige Wand nicht so schnell verschmutzen, wurde auf die Rückseite vorsichtig ein Kunststoff-Vlies genäht.
In der Zwischenzeit hängte unser Kollege Moritz Paysan die angebrachten Metallkränze ab, reinigte sie und brachte sie wieder sicher auf der Wand an.
Innerhalb von 7 Tagen und mit vielen helfenden Händen gelang so die lang ersehnte und dringend nötige Reinigung der 32m Wandbehänge in der Königsgruft.

Abb. 5: Arbeiten in Schutzkleidung
Abbildungsnachweis und Nutzungsbedingungen
Beitragsbild: Landesmuseum Württemberg, Bettina Beisenkötter (CC BY-SA 4.0)
Abb. 1: Landesmuseum Württemberg, Bettina Beisenkötter (CC BY-SA 4.0)
Abb. 2: Standort und Besitzerin: Abegg-Stiftung, CH–3132 Riggisberg, Inv. Nr. 2655a und 2659.
Credit Line: © Abegg-Stiftung, CH–3132 Riggisberg (Photo: Christoph von Viràg)
Abb. 3: Landesmuseum Württemberg, Bettina Beisenkötter (CC BY-SA 4.0)
Abb. 4: Landesmuseum Württemberg, Ronja Herbeck (CC BY-SA 4.0)
Abb. 5: Landesmuseum Württemberg, Verena Wollnik (CC BY-SA 4.0)
