Von Optimaten und Popularen – oder von Elitären und Populisten?

Eine Frau mit einer großen römischen Münze in der Hand

Ich und Aes grave, wörtlich „schweres Erz“

Seit vielen Monaten schon beschäftige ich mich in unserem Münzkabinett mit dem Geld der Römischen Republik. Die barrenschweren Bronzemünzen aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. mit der vielsagenden Bezeichnung Aes grave, die silbernen Denare mit ihren mitteilungsfreudigen, für uns heute manchmal schwer zu entziffernden Bildmotiven und schließlich ein paar vereinzelte Goldmünzen aus dem 1. Jahrhundert v. Chr., unter anderem mit dem Porträt des Caius Iulius Caesar, dessen spektakuläre Ermordung die Römische Republik auch nicht mehr vor dem Untergang retten konnte: Sie alle wanderten durch meine Hände, wurden fotografiert, gewogen, gemessen, beschrieben und mit Hilfe der einschlägigen Literatur datiert.

Das Ergebnis kann in der Sammlung Online auf unserer Webseite betrachtet werden. Aus den fast tausend römisch-republikanischen Münzen unserer Sammlung werden außerdem bei museum digital 54 Stück in einer kleinen virtuellen Ausstellung näher vorgestellt.

Personalisierte Münzprägung – Raum für Selbstdarstellung

Eine Münze mit einer Reiterstatue

Der Denar des L. Marcius Philippus zeigt eine Reiterstatue und ein
Aquaedukt seiner Vorfahren

Im Zuge dieser Arbeiten habe ich viel über die Römische Republik und ihre Bürger gelernt. Die Bildfelder der Denare als eine Art antike Zeitung zu bezeichnen, wäre sicher stark übertrieben. Allerdings erzählen sie ab dem Ende des 2. und während des 1. Jahrhunderts vor Christus die Familiengeschichten der für die Prägungen verantwortlichen Münzmeister. Diese amtierten in einem Dreierkollegium für ein Jahr und nutzten diese Zeit zur Eigenwerbung.

Auch politische Botschaften und Positionierungen wurden auf diese Weise deutlich gemacht, wobei der berüchtigte Riss durch die Gesellschaft während der Römischen Republik die Optimaten, also die reichen und den Staat führenden Patrizier, von den sogenannten Popularen trennte, die sich als Vertreter des einfachen Volkes für die Rechte der Plebejer einsetzten.

Die Münzbilder dieser Zeit zeigen je nach Münzmeister einerseits die politischen und militärischen Errungenschaften der Adelsfamilien, andererseits die Freiheitsgöttin Libertas sowie republikanische Institutionen, durch welche die politische Mitsprache des Volkes gewährleistet sein sollte. Die beiden Fraktionen bekämpften sich teilweise bis aufs Blut und ließen sich auch leicht von opportunistischen Politikern wie Pompeius oder Caesar instrumentalisieren.

Was ich von der Münzprägung der Römischen Republik über unsere Zeit gelernt habe

Beeindruckt hat mich bei Beschäftigung mit den Münzen die Parallele zur heutigen Zeit, in der einer dämonisierten Elite vorgehalten wird, sämtliche Posten in Politik und Wirtschaft zum Schaden der kleinen Leute zu besetzen und sich dabei über Bildungseinrichtungen und Medien die gesellschaftliche Deutungshoheit zu sichern, während diese wiederum in der populistischen Bewegung der „bildungsfernen Schichten“ gleich das Ende der Römischen Republik, ach nee, der demokratischen Bundesrepublik kommen sehen.

Würde man heutigen Parlamentariern erlauben, die Bildmotive unserer Euromünzen zu bestimmen, würde dabei vielleicht ähnliches herauskommen wie vor über 2000 Jahren in Rom. Dies alles zeigt, dass unsere gesellschaftlichen Konflikte nicht erst gestern aus dem Ei geschlüpft sind.

2 Kommentare zu “Von Optimaten und Popularen – oder von Elitären und Populisten?”

  1. Die Parallelen zur heutigen Zeit sind schon frappierend. Da gibt es Minister, die sich mitten in der Krise für mehrere Millionen Euro Luxushäuser leisten, während vielen Menschen die Existenzgrundlage abhanden kommt. Die Regierenden („Optimaten“) halten sich vollständig im Besitz der Wahrheit und versuchen mit allen Mitteln, in allen Medien die Deutungshoheit zu wahren, zu erlangen und/oder missliebige Ansichten zu löschen.
    Noch auffälliger wird der Sprachgebrauch des Wortes „Populismus“, der von der Elite zur Denunziation all jener verwendet wird, welche die Zustände kritisieren.
    Wohin das alles führt, wissen wir aus der Geschichte. Ist denn die Gier nach Macht und Besitz, die Ausgrenzung und Armut erzeugen will, wirklich nicht aus den Köpfen herauszubekommen?

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