Von Anfang bis Zukunft. Meine Hospitanz in der Digitalen Museumspraxis

Anfang

Gleich am Anfang meines Volontariats (zweijährige Ausbildung im Museum) begegnet mir die Abteilung „Digitale Museumspraxis“. In einem Online-Meeting ist Christian Gries, Leiter der Abteilung. Ganz neu im Museum verstehe ich nur Bahnhof. Was sind FAIR-Prinzipien? Warum wird dauernd von Nachnutzbarkeit gesprochen? Und überhaupt was ist eigentlich eine Digitale Museumspraxis?

Begegnung

Je länger ich am Museum bin, desto mehr Begegnungen gibt es mit der Digitalen Museumspraxis. Mittlerweile verstehe ich, was die FAIR-Prinzipien sind (siehe F) und merke die Abteilung arbeitet an vielen spannenden Projekten. Im Laufe meines Volontariats darf ich in einer anderen Abteilung hospitieren, um so Einblicke in weitere Museumsprozesse zu bekommen. Ich entscheide mich für die Digitale Museumspraxis. Zwar ist mir, ehrlich gesagt, zu diesem Zeitpunkt noch nicht ganz klar, wie meine Arbeit in dieser Abteilung genau aussehen wird. Aber genau das reizt mich.

Wie macht man Museumsobjekte für Technikaffine attraktiv? Dabei kann eine Affenmaske helfen. Foto: Tanja Meißner

Coding da Vinci

Schnell erfahre ich, dass der Coding da Vinci (CdV) zu einen meiner Aufgaben gehören wird. Der CdV ist ein Kulturhackathon, mit dem Ziel, die ‚Technik-Szene‘ und Museen, Archive und Bibliotheken zu vernetzen. Die Kulturinstitutionen stellen Daten (z.B. Fotos und Infos von Objekten) zur Verfügung. Die Technikaffinen entwickeln daraus Anwendungen, Spiele und mehr. Auch das Landesmuseum hat einen Datensatz eingereicht: 150 Objekte aus der Sammlung der Geschmacksverirrungen. Gemeinsam mit Kolleg*innen stellte ich die Daten zusammen und entwickelte ein Werbevideo für den Datensatz. Am 7. Mai wurde es dann ernst. In Karlsruhe fand die Kick-Off-Veranstaltung des CdV statt. Ich durfte in einer (!) Minute unseren Datensatz vorstellen, mit dem Ziel möglichst viele Teilnehmer*innen von unseren Daten zu überzeugen. Mit Erfolg: Am Ende entschied sich eine internationale Gruppe für unsere Daten und entwickelte ein Kartenspiel.

Digitale Strategie

Ein weiteres großes Projekt, an dem ich während meiner Hospitanz arbeitete, war die Publikation zur Digitalen Strategie. Die Leitlinien der Digitalen Strategie existieren bereits. Gemeinsam mit der Abteilung und einer Grafikerin arbeite ich an einer ausführlichen Publikation, die dann auch am Ende meiner Hospitanz erschien und auch online einsehbar ist.

Die Publikation leuchtet mir bei der Anlieferung aus dem Karton entgegen.

Einblicke

Im Laufe der Hospitanz bekomme ich zahlreiche Einblicke in die Arbeit der Digitalen Museumspraxis. Für mich ist dies persönlich und professionell unglaublich bereichernd. Um dem Rahmen des Blogbeitrags nicht zu sprengen, hier einige schlaglichtartige Einblicke und Erkenntnisse:

FAIR-Prinzipien

Was ist das nun eigentlich? FAIR steht für: Findability, Accessibility, Interoperability und reusability. Es geht also darum, dass (Museums-)daten auffindbar, zugänglich, verknüpfbar und wieder verwendbar sind. Kurz: Es geht darum Daten für Menschen und Maschinen zugänglich zu machen, so dass möglichst viele am Kulturellen Erbe teilhaben können.

 

Google Arts and Culture

Dank digitalen Ausstellungen auf Google Arts and Culture können Menschen weltweit von daheim aus in Themen des LMW eintauchen. Als Ausstellungsmacherin merke ich schnell, hier muss Kuratieren anders gedacht werden. Teils wird es inhaltlich etwas oberflächiger, aber dafür kann man Objekte aus ganz neuen Perspektiven bewundern.

Hohes Tempo

Genau wie im Internet, geht es in der Abteilung schnell zu. Mental bleibt man auf jeden Fall auf Trab, weil zahlreiche Projekte und das Tagesgeschäft gleichzeitig umgesetzt werden.

Immer das Ziel vor Augen

Was mich in der Abteilung beeindruckt. Sie haben ihre Ziele genau im Blick und denken sie strategisch und taktisch immer mit.

Jux

Nicht immer bierernst: Trotz zahlreichen Aufgaben ist in der Abteilung immer Zeit für ein nettes Gespräch und Lacher.

Kolleg*innen

Oder besser großartige Kolleg*innen. Danke, dass ich mich sofort wohlgefühlt habe. Immer wertgeschätzt wurde, immer nachfragen konnte und in euren Arbeitsalltag eintauchen durfte.

Learnings

Ganz viele persönliche Learnings, die ich gar nicht alle hier festhalten kann.

Museumsbesucher*innen

Für mich eine wichtige Erkenntnis ist es, dass die Museumsbesucher*innen nicht nur diejenigen sind, die das Museum vor Ort besuchen. Auch Sie, die Sie diesen Blog lesen, sind ein*e Museumsbesucher*in. Museumsbesuch kann auch digital sein. Der digitale Raum muss deshalb immer gleichwertig mitgedacht werden.

Nachnutzbarkeit

Das A und O! Daten, die nur ich verstehen oder lesen kann, nutzen niemanden etwas. Deshalb sind die FAIR-Prinzipien so wichtig.

Offenheit

Digitalität kann skeptisch machen. Wer offen an das Thema herangeht, merkt schnell, wie viele Möglichkeiten und Welten sich dadurch eröffnen.

Die Preisverleihung des Coding da Vinci in der Dürnitz. Foto: Tanja Meißner

Preisverleihung

Für die Preisverleihung des Coding da Vinci im Landesmuseum am 24.Juli bin ich verantwortlich. Mein Learning: Veranstaltungen organisieren ist ziemlich stressig, aber am Ende lohnt es sich wirklich.

QR-Codes

Seit der Pandemie wieder total angesagt, dementsprechend habe ich während der Hospitanz Unzählige erstellt.

Reden

Weil Digitalität für viele neu und eventuell auch überfordernd sein kann, muss viel, sehr sehr viel kommuniziert werden!

Schlagworte

Ich bearbeite die Schlagworte, die für Objekte in der Datenbank vergeben werden. Ich lerne: Digitale Daten zu strukturieren, erfordert sehr viele Nerven. Der Ordnungs-Freak in mir hat trotzdem Spaß daran.

Twitter

Den Twitter-Account betreuen macht Spaß, weil ich direkt in den Austausch mit Menschen weltweit treten kann. Allerdings ist es aber auch viel Arbeit jeden Tag etwas zu twittern.

Un-menschlich

Nicht im Sinne von grausam, sondern im Sinne von nicht-menschlich. Wer sich in der digitalen Museumswelt bewegt, muss auch an die Bedürfnisse von Maschinen denken. Können meine Daten überhaupt von Maschinen gelesen werden?

Besonders Spaß gemacht hat mir der Austausch mit Kolleg*innen und Teilnehmer*innen des Coding da Vinci Hackathons.

Vernetzt

Menschen, die im Museum und im Bereich Digitales arbeiten, sind unglaublich vernetzt. Gefühlt, kennen sich alle. Dass museumsübergreifend gearbeitet wird und Austausch stattfindet, empfinde ich als Bereicherung.

Zukunft

Wer Digitalisierung hört, denk vielleicht als erstes an Technik und Maschinen. Es mag deshalb überraschen, dass ich gerade in dieser Abteilung mit so vielen Menschen zu tun hatte, wie noch nie: Mit Kolleg*innen aus allen Abteilungen des Museums und aus anderen Häusern, mit Menschen aus aller Welt. Genau das nehme ich für meine zukünftige Arbeit mit: Digitalisierung im Museum bedeutet noch mehr in den Austausch zu treten nach innen und außen. Sich zu öffnen für neue Ansätze und Akteur*innen und am Ende von großartigen Ideen überrascht zu werden.

Danke an Christian, Anna, Hanna und Noreen für zwei sehr spannende Monate, viel Vertrauen, Unterstützung und die zahlreichen Einblicke und neuen Perspektiven!

 

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