Dass das Ausprobieren verschiedenster Spieletechniken auch einmal zu unseren offiziellen Rechercheaufgaben gehören würde, hat bis vor Kurzem wohl keine von uns im Team Lichtenstern gedacht. Genau genommen bis zum Start des Projekts in diesem Jahr.
Neben verschiedenen inhaltlichen Fragen, die uns aktuell beschäftigen – z. B. Wo sollen die virtuellen Szenen angesiedelt werden? Welche Inhalte sollen sie und die Charaktere thematisieren? Und wie könnte die nordwürttembergische Gesellschaft vor rund 500 Jahren im Detail ausgesehen haben? – stellt die Beschäftigung mit Spielen eine Erweiterung der traditionellen Forschungsarbeit dar.
VR in Museen
Wir entwickeln im Moment eine VR-Station für die Mittelalterabteilung in unserer Schausammlung „LegendäreMeisterWerke„, die ab Dezember 2018 mithilfe von Virtual Reality auf eine Zeitreise ins Spätmittelalter einladen wird. Virtual Reality wird nach ersten Pionier-Anwendungen wie im ZKM inzwischen auch in verschiedenen anderen Museen eingesetzt. Solche Beispiele sind für uns in der Planungsphase besonders hilfreich, weil sie uns einige Möglichkeiten eröffnen, auszuprobieren, wie dort Informationen mit spielerischen Elementen aufbereitet werden und wir Anregungen für neue Vermittlungsansätze erhalten. Neben der Inhaltsebene interessieren wir uns für ganz praktische Fragen: Wie lange ist ein Eintauchen in die jeweilige virtuelle Welt angenehm, wie real ist sie gestaltet, was kann man dort erleben und wie sitzen die Brillen? À propos sitzen: Was ist bequemer, ruhig auf einer Stelle zu verharren oder sich doch bewegen zu können, zumindest soweit das die Kabel zulassen, mit denen die Brille an einen PC angebunden ist?
Charmant gelöst ist diese Frage in der Installation eines Ballonflugs über Karlsruhe im ZKM. Dabei betritt man einen nachgebauten Ballonkorb, in dem ein wehender Lufstrom das Erlebnis noch eindrücklicher macht. Außerdem kann man sich zur Rückversicherung an der Brüstung des Korbs abstützen. Schön ist auch, dass man über einen Monitor die Reise anderer Personen mitverfolgen kann, während man darauf wartet, selbst einsteigen zu können. Ein kleines Manko war für mich als Brillenträgerin, dass die VR-Brille nicht passte und ich die Dioptrin nicht anpassen konnte, weshalb mein Flug etwas „weichgezeichneter“ als ursprünglich geplant war. Aber die Installation stammt schließlich auch schon aus dem Jahr 2011.
Die angrenzende Game-Plattform „Game Play“ hält verschiedenste Spiele bereit. Wir haben sie auf unserem Weg von der sehr spannenden und anregenden Ausstellung „Open Codes“ zur Ballonstation kurz gestreift und – na klar – einiges ausprobiert. Schließlich sind Anregungen aus dem Spielebereich auch für die Konzeption unserer Zeitreise wichtig – natürlich rein im Dienst der Wissenschaft! 😉
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