Ich kaufe, also bin ich

Kaufen und Verkaufen ist menschliches Miteinander. Eine soziale Interaktion auf die wir im letzten Jahr weitestgehend verzichten mussten. Im Pop-up-Museum haben wir Postkarten ausgestellt, die wir als Antwort auf die Frage „Einkaufen in der Krise bedeutet für mich…“ erhalten haben.

Bevor man das Pop Up Museum in Knittlingen betritt, findet man eine Vielzahl an Postkarten, die in der Auslage ausgestellt sind. Die Bewohner*innen Knittlingens haben uns Ihre Antworten auf die Frage „Einkaufen in der Krise bedeutet für mich…“ zugeschickt. Diese spiegeln das Lebensgefühl und das veränderte Konsumverhalten der Knittlinger*innen – und wahrscheinlich das vieler Menschen – der letzten Monate wider.

Normalität,…

Die Antworten zeigen, dass für viele der Gang in den Supermarkt ein „Stückchen Normalität“ ist, dass uns in dieser ungewöhnlichen Zeit geblieben ist. Für andere ist es „Freiheit und Hoffnung auf normale Zeiten“ oder ganz einfach „Spaß und Abwechslung“, um aus den eigenen vier Wänden hinaus zu kommen und einen dringend nötigen Tapetenwechsel zu erleben. Bei all den neuen Regelungen, die in den letzten Monaten unser Leben beherrschten, zeigt eine Antwort, dass Einkaufen in dieser Zeit für sie/ihn „Selbstbestimmtheit“ bedeutet.

… Zwischenmenschlichkeit…

Denn beim Einkaufen geht es nicht nur um Waren. Es geht auch um das Zwischenmenschliche. Seit März 2020 kaufen wir anders ein als zuvor. Für lange Zeit waren viele Geschäfte geschlossen. Stadt- und Dorfzentren waren menschenleer und vielen wurde zunehmend bewusst: Konsum ist soziales Handeln. Einkaufen ist lebendig. Früher ging es beim Kaufen ums Feilschen, ums Handeln und ums Diskutieren. Nur zu gerne jagen wir auch heute noch Schnäppchen nach, kommen zum Ausverkauf und warten auf Sonderangebote und Rabatte. Wir freuen uns über das Gesparte fast mehr als über die erstandene Ware. Und danach noch Kaffee und Kuchen; am liebsten mit der besten Freundin. Oder doch lieber mit dem Bruder zum Baumarkt?

…und der Supermarkt als Laufsteg

Doch auch kritische Stimmen sind bei der Postkartenaktion zu finden: Dass diese Zeit hoffentlich dazu führe, dass die Bevölkerung mehr über ihren Konsum reflektiere, woher die Waren kämen, ob man wirklich so viel brauche und ob nicht weniger mehr sei. Viele leiden auch unter dem Online-Shopping, denn das „echte Erlebnis“ des Einkaufens fehle. Und zu guter Letzt gab es auch eine Antwort, die das Einkaufen Gehen noch als letzten Ort sieht, an dem sie/er sich stylen kann: Einkaufen als #supermarktrunway.

Diese und  weitere Postkarten sind Teil des Pop-up-Museums, welches noch bis 27.6.2021 in Knittlingen geöffnet hat.
Alle Infos zum sicheren Besuch und einen digitalen 360-Grad-Rundgang finden sich unter pop-up-museum.de

 

 

 

2 Kommentare zu “Ich kaufe, also bin ich”

  1. Zum Artikel im Mühlacker Tagblatt 18.05.2021:

    Warum das Kaufhaus Leitz weniger angenommen wurde?

    Für unsere Familie kann ich Folgendes sagen:

    Mein Mann, die Kinder und ich wollten für unsere neu gebaute ca. 1 x 2 m große Eisenbahnanlage Ausstattung und Zubehör kaufen, u. v. a. mehrere Loks und Waggons.

    Wir wählten aus dem großen Angebot vieles aus, kein geringer Gesamtbetrag.

    Als es zum Bezahlen ging, entfernte Herr Leitz die aufgeklebten Preisschilder und meinte, das sei inzwischen alles teurer geworden.

    Er berechnete höhere Preise – wir bezahlten stillschweigend und betraten den Laden nie wieder .

    Freundliche Grüße

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