Ein Kleidungsstück einfach nur zusammengefaltet in der Vitrine liegend, so wie im Kleiderschrank zu Hause, wäre doch ein etwas trauriger Anblick und entspricht sicherlich nicht den Erwartungen, die man an eine Ausstellung zum Thema Mode hat. Und da ein Kleidungsstück eigentlich erst am Körper getragen seine volle Wirkung entfalten kann, wird auch ein Großteil der Objekte unserer Großen Landesausstellung „Fashion?! Was Mode zu Mode macht“ an Figurinen, wie man sie auch aus Schaufenstern kennt, gezeigt.
Unter den zahlreichen Unternehmen die Schaufensterpuppen herstellen, gibt es auch einige, die sich speziell auf Figurinen für den musealen Gebrauch spezialisiert haben. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass sie aus Kunststoffen hergestellt sind, die keine für Textilien gefährliche Schadstoffe ausdünsten.
Umfangreiche Datenblätter für Leihgaben
Bevor wir die Figurinen beim Hersteller bestellen konnten, mussten wir natürlich ganz genau die Maße aller Kleider wissen, die ausgestellt werden. Schließlich darf kein Kleid bei der Montage plötzlich reißen, weil der Rücken doch zu breit ist und andersherum soll auch nichts herumschlackern und Falten werfen. So haben wir den Leihgebern – Museen, Modemarken und Privatpersonen – detaillierte Datenblätter geschickt mit der Bitte, doch noch einmal ganz genau nachzumessen, wie breit die Taille des Kleides oder wie lang die Beininnenseite der Hose ist.
Nicht jedes Kleidungsstück hat Standardmaße
Vor große Herausforderungen stellen uns Kleidungsstücke, die besondere Maße haben. So zum Beispiel eine der allerersten in Europa gefertigten Damenjeans aus den frühen 1950er Jahren, die wir von der Firma Mustang aus Künzelsau als Leihgabe bekommen werden. Sie ist so schmal geschnitten, dass die heute gängigen Maße für Beinfigurinen nicht passen.
Ebenso fordert unsere Restauratorin ein opulentes Kleid einer Dragqueen heraus: ursprünglich von einem schmalen Mann getragen, passt hier weder die Frauenfigurine mit der viel zu großen Brust, noch die Männerfigurine, die keine Taille hat.
So führt uns die Arbeit an der Ausstellungsvorbereitung immer wieder vor Augen, dass Mode und Körper untrennbar miteinander verbunden sind und dass sich schwerlich alle Kleider und Körper über Standardmaße abhandeln lassen.
Die Figurinen bestimmen das Bild der Ausstellung mit
Neben den konservatorischen Aspekten und passenden Größen spielt natürlich auch das Aussehen der Figurinen in der Ausstellung eine wichtige Rolle. Wir haben zahlreiche Kataloge gewälzt und online recherchiert, andere Ausstellungen besucht und Kolleg*innen anderer Museen nach Tipps zu Figurinenherstellern befragt. Wir konnten einige Figurinen probehalber bestellen, testen und haben uns viele Gedanken zu Farben und Formen gemacht.
Denn eine Figurine wirkt mit oder ohne Kopf völlig unterschiedlich. Und auch ein mehr oder weniger detailliert ausgeprägtes Gesicht einer Figurine kann den Gesamteindruck eines Ausstellungsbereiches komplett verändern.
Wir haben uns daher entschieden, an manchen Stellen der Ausstellung auf den Kopf zu verzichten und das Kleidungsstück damit noch mehr in den Vordergrund zu stellen. In anderen Bereichen verweisen die Köpfe in abstrahierter Form auf Menschen, welche die ausgestellten Kleidungstück getragen haben. Wie das dann aussieht? Das seht ihr ab dem 24. Oktober 2020 im Alten Schloss!
Sehr geehrte Frau Maaike van Rijn
Auf Grund der Corona-Situation hatte ich ganz vergessen mich bei Ihnen zu melden. In unserer Tageszeitung (Schwäbisches Tagblatt) kam vor längerer Zeit ein Artikel über die neue geplante Ausstellung im Alten Schloss
Titel:“Fashion ? Was Mode zu Mode macht“
Meine Schwiegereltern hatten bis ca. 1985 eine Schneiderei in Münsingen auf der Schwäbischen Alb. Sie arbeiteten im Auftrag von Detlef Albers (Modellanfertigung)
Aus ihrer Schneidertätigkeit habe ich noch ein Alcantara Kostüm und einen kompletten Stresemann-Anzug.
Ist Ihre Kleidungsstückauswahl schon abgeschlossen oder haben Sie noch Interesse an diesen Leihgaben? Über eine Antwort würde ich mich freuen.
Mit freundlichen Grüssen
Zita Pflüger