Am 23. Mai 1618 stießen Vertreter der protestantischen böhmischen Stände drei Bevollmächtige des katholischen Kaisers Matthias aus dem Fenster der Prager Burg. Diese Aktion, der „Prager Fenstersturz“, sollte einen Krieg auslösen, der 30 Jahre dauerte und großes Leid für die Menschen in Mitteleuropa brachte.
Der Kurfürst von der Pfalz wird König von Böhmen
Seit dem „Fenstersturz“ war die Lage in Böhmen stark angespannt. Die Situation verschärfte sich weiter, als der evangelische Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz gegen den Willen des katholischen Kaisers zum böhmischen König gewählt wurde. Ende Oktober 1619 zog Friedrich feierlich in Prag ein, die Krönung fand am 4. November im Veitsdom statt. Seine Frau, die englische Königstochter Elisabeth Stuart, wurde drei Tage später gekrönt.
Der neue König in Gold
Um an die Krönung zu erinnern, wurde eine große Anzahl von Medaillen wurde ausgegeben. Einige dieser Exemplare gelangten auch in die Kunstkammer der württembergischen Herzöge.
Das wertvollste dieser Stücke ist eine große Goldmedaille, die auf ihrer Vorderseite den Löwen, das Pfälzer Wappentier, mit Schwert und Zepter in den Pranken zeigt. Die Hand Gottes, die aus den Wolken kommt, setzt dem Tier die böhmische Krone auf den Kopf.
Zwei Löwen
Da nicht nur die Pfalz, sondern auch Böhmen den König der Tiere im Wappen trägt, zeigt eine Medaille auf die Krönung Friedrichs zwei Löwen: Links ist der aufrecht sitzende pfälzische dargestellt, während der böhmische von rechts heran schreitet.
Unterstützt von den böhmischen Ständen …
Eine weitere Medaille setzt auf ihrer Vorderseite die Unterstützung der böhmischen Stände für Friedrich ins Bild: Fünf Hände halten die Krone empor, auf die die Strahlen der göttlichen Gnade fallen.
… und den Prager Städten
Auch die drei Prager Städte (Altstadt, Neustadt und Kleinseite) feierten die Wahl Friedrichs und Elisabeths. Sie verehrten dem neuen Herrscherpaar eine goldene Medaille, von der ein silberner viereckiger Abschlag in die württembergische Kunstkammer gelangte.
Friedrich sollte sich nur kurz über die neue Würde freuen können. Gerade ein Jahr lang trug er die böhmische Königskrone, dann erlitt er in der Schlacht am Weißen Berg (bei Prag) eine vernichtende Niederlage gegen die katholischen Truppen und musste fliehen. Weil nur einen Winter in Böhmen herrschte, bekam Friedrich den Spottnamen „Winterkönig“.
Allen, die mehr über das tragische Schicksal des „Winterkönigs“ und seiner Ehefrau lesen möchten, empfehle ich Daniel Kehlmanns großartigen Roman „Tyll“. Dort spielen Friedrich und Elisabeth eine große Rolle.
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