Der Dreißigjährige Krieg in Münzen und Medaillen. Folge 1 – 1618: Kometen verkünden das kommende Unheil

Am 23. Mai 1618 stießen Vertreter der protestantischen böhmischen Stände drei Bevollmächtige des katholischen Kaisers Matthias aus dem Fenster der Prager Burg. Diese Aktion, der „Prager Fenstersturz“, löste einen Konflikt aus, der 30 Jahre dauern sollte.
Für die Menschen in Südwestdeutschland bedeute der Dreißigjährige Krieg große Not, vor allem in seiner zweiten Hälfte. 1648, am Ende der Auseinandersetzungen, war das Herzogtum Württemberg verwüstet und entvölkert: Nur noch etwa 40% der Vorkriegsbevölkerung lebten im Land.

Kometen als Boten des Unheils

Schon bald nach Kriegsausbruch suchten die Menschen nach Gründen für das Unglück, das sie traf. Und schon bald gerieten drei spektakuläre Himmelskörper in Verdacht, die zu Beginn des Krieges erschienen waren: Zwei kleinere Kometen und ein großer, der von Ende November 1618 bis Anfang 1619 auch mit bloßem Auge zu erkennen war. Diesen Himmelskörpern gaben die Menschen eine Mitschuld am Ausbruch des Krieges und am folgenden Elend.

Der Komet von 1618 über dem nächtlichen Heidelberg

Der Komet von 1618 über dem nächtlichen Heidelberg

Hans Heberle, ein Schuster, der in der Nähe von Ulm lebte, erwähnte den Kometen in seinem Tagebuch. Er verwies auch auf das große Leid, das die Menschen „mit heißen Tränen beweinen“ mussten:
„Anno 1618 ist ein großer Komet erschienen; der selbige ist gesehen worden vom Herbst an bis in den Frühling. Was er bedeutet, was auch darauf folgte, das selbige ist mit heißen Tränen zu beweinen.“
Auch auf Medaillen erschienen Kometen als Boten von Unglück. So zeigt eine viereckige Prägung auf ihrer Vorderseite einen solchen Himmelskörper. Auf der Rückseite finden sich zwei betende Hände, die um Gnade flehen.

Viereckige Medaille auf den Kometen von 1618/19. © Landesmuseum Württemberg

Viereckige Medaille auf den Kometen von 1618/19. © Landesmuseum Württemberg

Eine zweite Kometenmedaille thematisiert die Schrecken des Krieges. Dargestellt ist auf der Vorderseite der Sarg eines Soldaten, auf dem Schwert und Helm des Verstorbenen liegen. Auch der abgestorbene Baum symbolisiert den Tod, den der Krieg brachte. Über der Szenerie schwebt der Komet, der Unheil mit sich bringt, wie die warnende Umschrift mitteilt: BEDROVNG EINES COMETENS. Auf der Rückseite findet sich eine siebenzeilige Inschrift. Sie mahnt die Menschen, ihr Verhalten zu verändern: GOTT GEB DAS VNS DER COMETSTERN BESSERVNG VNSERS LEBENS LERN.

Runde Medaille auf den Kometen von 1618/19. © Landesmuseum Württemberg

Runde Medaille auf den Kometen von 1618/19. © Landesmuseum Württemberg

Kometenmedaillen, wie die beiden hier vorgestellten, waren sehr populär – auch bei den württembergischen Herzögen, die sie im 17. Jahrhundert in ihre Kunstkammer aufnahmen.

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