Zwei Museen besucht, T-Shirts mit Statements versehen, Taschen genäht und bedruckt, einen Film produziert und eine Choreographie einstudiert. So gestaltete sich die vielseitige Kultur- und Sportwoche für zehn Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 17 und 27 Jahren. Eine Kooperation zwischen den JOBLINGEN, dem Landesmuseum Württemberg, dem Werkstatthaus und der Choreographin Monika Kebieche-Loreth ermöglichte eine spannende Projektwoche rund um das Thema Arbeitswelt.
Viele Projektbeteiligte unter einem Hut
Die allgemeinnützige Initiative JOBLINGE unterstützt junge Menschen dabei, eine Perspektive für künftige Ausbildungsplätze zu entwickeln, neue Berufsfelder und Interessensgebiete zu entdecken und ungewohnten Aufgaben selbstbewusst entgegenzutreten. In einer mehrwöchigen Orientierungsphase bereiten die JOBLINGE die jungen Erwachsenen auf eine Ausbildung im jeweiligen Wunschberuf vor. Zu Beginn durchlaufen die Teilnehmer*innen ein Kultur- und Sportprogramm, welches ihnen ermöglicht, sich innerhalb der Gruppe besser kennen zu lernen. Je nach Vorerfahrung und Interessen stehen sie vor der Herausforderung, sich auf Unbekanntes einzulassen, innerhalb kurzer Zeit gemeinsam etwas zu erarbeiten und vor Publikum zu präsentieren. Gemeinsam mit den Projektpartner*innen haben wir die Herausforderung angenommen.
Über Arbeit
Als Thema unseres Projektes griffen wir auf, womit die Teilnehmenden intensiv beschäftigt sind: die Arbeitswelt. Die Projektwoche begann im Landesmuseum, wo die Gruppe sich mit ausgestellten Objekte im Alten Schloss befasste und im Museum der Alltagskultur, Schloss Waldenbuch, wo sie mehr über den Wandel der Arbeit im 20. Jahrhundert in Erfahrung bringen konnte. Nach dieser theoretischen Auseinandersetzung fand zum einem durch handwerkliche und grafische Gestaltung und zum anderen durch das Einüben einer Tanz-Performance eine künstlerische Annäherung an das Thema statt.
Im Alten Schloss, Stuttgart
Um den Jugendlichen einen Einstieg in das Museum zu ermöglichen, beschäftigten wir uns zunächst mit dem Museum als Ort und dem Gebäude, in dem wir unsere Projektwoche starteten: dem Alten Schloss. „Was macht man hier im Museum?“, fragten wir die Gruppe. „Einfach so zusammenkommen und sich austauschen“, war die Antwort. Ein guter Start in eine Woche, in der wir voneinander lernen wollten. Sarah Dolde, wissenschaftliche Volontärin der Abteilung Kommunikation und Kulturvermittlung, gab Einblick in die Schausammlung „LegendäreMeisterWerke“: Ein Gang durch die Region vom Mittelalter über die Herzogszeit, das Königreich Württemberg bis hin zur Industrialisierung. Die Teilnehmenden nährten sich dem Thema Arbeit über eine Auswahl von Objekten. Sie erhielten zugleich die Aufgabe, kleine Ausstellungen zu unterschiedlichen Themenstellungen zu erarbeiten. Zum Schluss des ersten Workshoptages konnten wir drei Präsentationen lauschen: zur Blüte der Textilindustrie, zu den sich verändernden Produktionsbedingungen im Kunsthandwerk und zum Wandel der Arbeitswelt in Württemberg um 1900.
Im Museum der Alltagskultur, Schloss Waldenbuch
Im Museum der Alltagskultur erkundete die Gruppe gemeinsam mit Frank Lang, dem Kurator der Abteilung Populär- und Alltagskultur, die Schausammlung. Das Augenmerk lag auf dem Wandel einzelner Berufsfelder und auf dem, wofür Arbeiter*innen sich im 20. Jahrhundert eingesetzt und gekämpft haben. Dank des herrlichen Wetters konnten die Teilnehmer*innen eigene Forderungen und Wünsche an die heutige Arbeitswelt bei Sonne im Schlosshof formulieren, welche sie an den darauffolgenden Tagen im Werkstatthaus gestalterisch verarbeiteten.
Im Werkstatthaus, Stuttgart
Das Werkstatthaus ist eine Einrichtung der Stuttgarter Jugendhausgesellschaft, die allen Altersgruppen eine Plattform für künstlerisches, handwerkliches und experimentelles Gestalten ermöglicht. Das Haus voller Werkstätten hat auch die Teilnehmenden zu spannenden Ideen inspiriert. Zwei Teilnehmerinnen lernten von Ingrid Mitterer die Grundkenntnisse für das Arbeiten an der Nähmaschine. Sie nähten Taschen für die ganze Gruppe und druckten auf diese im Siebdruckverfahren „Ausbildung gesucht!“. Eine Gruppe beschäftigte sich mit Riva Fleur Vidal ausschließlich mit dem Siebdruck. Sie gestalteten grafisch Schriftzüge und Abbildungen und druckten diese auf T-Shirts und Pullover. Die dritte Gruppe dokumentierte mit Kristina Fritz den Arbeitsprozess, indem sie Interviews führten und einen dreiminütigen Kurzfilm schnitten.
Und dann wurde es ernst…
Wieder im Landesmuseum, erarbeitete die Gruppe gemeinsam mit Monika Kebieche-Loreth eine Choreografie und überlegte, wie sie ihre Taschen, T-Shirts und den Film am besten präsentieren könnten. Bei der feierlichen Abschlusspräsentation wurde dem Publikum so nicht nur eine Tanz-Performance dargeboten, zwei der Teilnehmenden entschieden sich zudem im Gespräch mit Raffaela Sulzner, Kuratorin in der Abteilung Populär- und Alltagskultur, vor dem Publikum über ihr Projekt zu berichten. Manch eine*r trat dabei aus ihrem / seinem Schatten, stellte sich in das Bühnenlicht und hielt eine Tasche mit dem Aufdruck „Ausbildung gesucht!“ in die Höhe. Im Publikum saßen Teilnehmer*innen des JOBLINGE-Programms, Mitarbeiter*innen des Landesmuseums und des Werkstatthauses sowie die Mentoren*innen, welche die Jugendlichen an dem Abend kennenlernten und die sie in Zukunft weiter auf dem Weg in die Arbeitswelt begleiten.
Wir wünschen den Teilnehmenden alles Gute für ihren weiteren beruflichen Weg, viel Freude und Energie beim Finden des richtigen Berufes. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen im Museum, im Schlosshof bei Eberhard, beim Jubiläumsfest in Waldenbuch oder im Werkstatthaus, um zusammen zu kommen und sich auszutauschen.