Ja, die Querflöte ist klein und zärtlich, aber sie ist nicht schüchtern. Im Gegenteil, sie hat viel Persönlichkeit! Oft hören wir sie als prominente Solistin im Orchester mit ihrer hellen und virtuosen Stimme. Teamarbeit ist ihre Stärke, denn sie versteht sich gut mit allen Instrumenten; egal ob sie mit Streichern, Gitarristen oder Blechbläsern spielen soll.
Ein vielfältiger Lebenslauf
Außerdem hat sie einen vielseitigen Lebenslauf außerhalb des Orchesters: Früher war sie im Militärdienst aktiv, zusammen mit der Trommel. Ebenfalls übernahm sie die musikalische Untermalung von höfischen Veranstaltungen als Teil der Kammermusikensembles – sie wurde sogar von Königen selbst gespielt, wie das berühmte Gemälde von Friedrich dem Großen zeigt (siehe Header links). Sie kam nie aus der Mode und, als ob das noch nicht genug wäre, eroberte sie im 20. Jahrhundert die populäre Musik in ganz unterschiedlichen Genres wie Rock-, Pop-, Jazz- und Flamencomusik. Etwa durch die Flötensolos von Ian Anderson (Jethro Tull, siehe Header rechts) oder Jorge Pardo an der Seite des Gitarristen Paco de Lucia entdeckte man, dass die Querflöte mehr Musiksprachen beherrscht, als man sich vorstellen konnte!
Spurensuche
In der Musikinstrumentensammlung des LMW gibt es Querflöten von internationalen Herstellern seit Ende des 18. Jahrhunderts, aber die Geschichte der europäischen Querflöte begann viel früher. Die ersten ikonografischen Quellen stammen aus dem Mittelalter. Der Codex Manesse enthält eine dieser Darstellungen.
In der Renaissance waren die klappenlosen Flöten aus einem zylindrisch gebohrten Stück Holz und in verschiedenen Größen gebaut. In unserer Sammlung gibt es kein Exemplar aus dieser Zeit, aber die Säulen im Innenhof des Alten Schlosses sind mit Renaissanceflöten verziert!
Es wird komplex!
Diese relativ einfache Bauweise wurde nach und nach komplexer. In der Barockzeit bestand die Querflöte aus drei Teilen und hatte eine konische Bohrung. Einige Exemplare wurden aus wertvollem Elfenbein gebaut aber meistens aus Holz. Sie hatte einen warmen Klang, auch wegen einer tieferen Stimmung als bei den modernen Instrumenten. Im Laufe des 18. Jahrhunderts wurde sie immer ausgeklügelter. Sie bestand aus vier Teilen mit austauschbaren Mittelstücken in verschiedenen Stimmungen, wie diese Flöte von Friedrich Gabriel August Kirst von 1790.
Siegermodell aus München
Die Barockflöte hatte eine einzige Klappe (dis-Klappe), doch allmählich wurden mehr Klappen eingebaut, um das chromatische Spiel zu erleichtern. Trotz der Erneuerungen behielten die einzelnen Töne verschiedene Klangfarben, sodass jede Tonart einen anderen Charakter hatte. Das gab der Querflöte ihren Reiz, bis der Musikgeschmack sich veränderte.
Im 19. Jahrhundert wollte man einen klaren, gleichmäßigen und lauteren Ton im ganzen Tonumfang der Flöte, was parallel zur Entwicklung anderer Orchesterinstrumente geschah. Die Instrumentenbauer entwickelten verschiedene Griffsysteme aber letztlich siegte in der ganzen Welt die zylindrische Flöte aus Metall von Theobald Boehm, die er 1847 in München erfand. Das ist die moderne Querflöte, die heutzutage überall gespielt wird. Mehr zu diesem Siegermodell erfahrt ihr auch in unserem Highlight auf Instagram!
Musikalische Weltreise mit der Querflöte – jetzt auf Spotify!
Ein Muster des vielfältigen Repertoires der Querflöte findet ihr in der neuen Playlist Von Barock bis Pop #2. Dabei mischen sich Kompositionen aus verschiedenen Epochen, von der Renaissance, mit „Au joly bois“ und „O felici occhi miei“, bis ins 20. Jahrhundert. Ihr hört unterschiedliche Gattungen und Genres, von solistischen Werken bis zu großen Besetzungen. Geographisch geht es von Europa über Nord- und Südamerika bis nach Australien mit der inoffiziellen Hymne „Down under“. Viel Spaß bei der Reise!