Am 13. März schlossen die Museen Baden-Württembergs ihre Türen, so auch das Museum der Alltagskultur. Seit der Schließung hat sich in unserem Alltag so einiges verändert. Auch wir Museumsmitarbeiter*innen mussten lernen mit den Auswirkungen des Coronavirus auf unser gesellschaftliches Leben umzugehen. Das fing schon bei der gewohnten Arbeitsweise an. Wir waren alle mehr oder weniger ausschließlich im Homeoffice tätig, gemeinsames Arbeiten im Büro, in den Ausstellungsräumen oder im Depot war nicht mehr und ist nach wie vor nur unter eingeschränkten Bedingungen möglich.
Das Museum der Alltagskultur versteht sich als Ort, in dem Veränderungen in der Gesellschaft beobachtet, dokumentiert und diskutiert werden. Die vergangenen drei Monate nutzten wir mitunter auch, um zu überlegen, wie wir diese Zeit und die Veränderungen des Alltags im Museum thematisieren können.
Von Digital zu Analog
Zunächst wählten wir aus dem Online-Sammlungsaufruf des Landesmuseums Württemberg “Corona-Alltag. Dein Objekt für Übermorgen” einzelne Objekte aus und zeigen diese nun im Eingangsbereich des Museums unter dem Titel “Mein Stück Alltag trotz(t) Corona”. Hier wird deutlich, auf welch vielseitige Art und Weise Menschen in ihrem Alltag mit der Coronakrise umgegangen sind.
Das Wiedereinstiegsszenario
Die Wiedereröffnung des Museums am 22. Mai war keineswegs ein Schritt in den gewohnten Normalzustand. Wir mussten Hygiene- und Abstandsmöglichkeiten schaffen, haben veränderte Öffnungszeiten, Führungen und Veranstaltungen können noch lange Zeit nur eingeschränkt oder online stattfinden. Um besser zu verstehen, wie es unseren Besucher*innen in den vergangenen Monaten erging, haben wir das Amt für Corona-Angelegenheiten initiiert, das in den nächsten Wochen immer freitags von 14-18 Uhr geöffnet sein wird. In diesem Amt haben die Besucher*innen die Gelegenheit Geschichten aus ihrem Corona-Alltag zu erzählen und vielleicht ein passendes Objekt dazu vorbeizubringen.
Alltag mit Corona
Besonders wichtig war uns, die Veränderungen des Alltags durch die Corona-Krise nicht als ein vergangenes Ereignis darzustellen, sondern als eine die Gesellschaft weiterhin begleitende und prägende Zeit. Wir haben nach einem Weg gesucht, die ganz unterschiedlichen Wahrnehmungen, Eindrücke, Meinungen und Erlebnisse aus dieser Zeit zu sammeln. Die Schausammlung des Museums der Alltagskultur greift bereits unterschiedliche Themen unseres Alltagslebens wie etwa Wohnen, Kleidung, Arbeit oder Religion auf. Daran anknüpfend haben wir in nahezu allen Räumen Schnüre gespannt. Die Besucher*innen können sich am Eingang des Museums mit Klemmbrett, Bleistift und Notizzetteln ausstatten. “Zurück zur Normalität?” steht als Frage auf den Notizzetteln. Sie soll dazu einladen, beim Rundgang durch die Ausstellung Erfahrungen aus der sich nun stets verändernden Alltagsrealität in den jeweiligen Räumen aufzuhängen und zu teilen.
Corona und Sprache
Auch unsere Sprache hat sich in den vergangenen Monaten verändert. Begriffe wie “Herdenimmunität”, “Pandemie” oder “Kontaktverbot” werden jetzt ganz selbstverständlich von uns verstanden und verwendet. Im ersten Stock des Museums haben Besucher*innen daher die Möglichkeit, die “neuen” Begriffe aus ihrem Alltag im Corona-Alphabet zu hinterlassen. Und alle, die es noch nicht ins Museum geschafft haben, können auch auf der Facebook-Seite des Museums der Alltagskultur das Corona-Alphabet zu erweitern.
Ein spannender Artikel. Wer hätte vor einem Jahr gedacht, dass Museen sich weltweit über Hygienekonzepte Gedanken machen müssen. Wir waren diesen Sommer im Stedelijk Museum Amsterdam. Online Tickets lenken die Besucher – Hygienemaßnahmen gut umgesetzt.
Mehr Infos hier: https://www.travelguide.amsterdam/de/museum/stedelijk-museum/
Wir haben uns wohlgefühlt und freuen uns auf unseren nächten Besuch bei Euch in Stuttgart