Mein Zeigefinger bewegt 88 Tonnen

In den letzten Wochen habe ich mich viel mit mittelalterlichen Münzen befasst – mit Münzen, die wir ausleihen: für die Ausstellung zum Herrenberger Altar der Staatsgalerie oder für die Margarethe von Savoyen-Ausstellung des Hauptstaatsarchivs Stuttgart .

Ein württembergischer Jagdhornpfennig aus dem 15. Jahrhundert, der zurzeit in der Staatsgalerie zu sehen ist

Nicht nur Mittelalter

Am Montag letzter Woche ging es aber nicht um Stücke aus dem 15. Jahrhundert, sondern um Prägungen, die im nächsten Jahr auf den Markt kommen: Ich durfte beim Anprägen der neuen 10 Euro-Münzen dabei sein, einen kurzen Vortrag halten – und sogar eines dieser Stücke selbst herstellen.

Eine Münze mit durchsichtigem Ring

In der Prägestätte Karlsruhe wurde die 10 Euro-Münze „An Land“ vorgestellt, die zweite von drei Prägungen aus der Serie „Luft bewegt“.
Diese Münze ist eine technische Innovation, denn sie besteht aus mehreren Materialien: Den Kern in der Mitte bildet eine Legierung aus Kupfer und Nickel, der Ring außen besteht aus Rotbronze. Zwischen die beiden Metalle ist ein Ring aus Kunststoff eingefügt, aus Polymer. Dieser Ring ist – passend zum Thema Luft der Serie – farblos und lichtdurchlässig.
Die Münze wurde von Andre Witting aus Berlin gestaltet. Auf der Vorderseite ist ein Strandsegler in einer Dünenlandschaft an der Nordsee zu sehen, die Rückseite zeigt den Bundesadler.

Die neue 10 Euro-Münze „An Land“

Münzprägung früher und heute

Ober- und Unterstempel für die Münzprägung sowie zwei Batzen der Reichsstadt Isny

Jahrhundertelang wurden Münzen mit der Hand hergestellt, in unserer Ausstellung LegendäreMeisterWerke sind solche Prägestempel wie der nebenstehende aus dem frühen 16. Jahrhundert zu sehen.

Heute werden die Münzen, komplett maschinell hergestellt. Für die Münze „An Land“ setzt die erste Maschine zunächst den Kupfer-Nickel-Kern, den durchsichtigen Polymerring und den Ring aus Rotbronze zusammen. Eine zweite Maschine prägt dann Vorder- und Rückseitenmotiv.
Die Staatssekretärin im Finanzministerium, Gisela Splett, hatte die Ehre, die erste Münze zu prägen. Dann durfte ich an die Maschine: Mit meinem Zeigefinger drückte ich einen Knopf und startete so den Prägevorgang – mit einem Gewicht von über 88 Tonnen pressten die Stempel das Motiv ins Metall.

Ein ein-präg-sames Erlebnis

Leider durfte ich „meine“ Münze nicht behalten, sondern musste sie gleich wieder abgeben. Ab dem 26. März 2020 ist die 10 Euro-Münze „An Land“ dann erhältlich. Ganz sicher werde mir ein Exemplar kaufen – als Erinnerung an dieses wirklich ein-präg-same Erlebnis.

Von rechts nach links: Gisela Splett (Staatssekretärin im Finanzministerium), Peter Huber (Direktor der Staatlichen Münzen Baden-Württemberg) und Matthias Ohm (Landesmuseum Württemberg) mit der neuen 10 Euro-Münze. © Foto: Finanzministerium Baden-Württemberg

 

 

1 Kommentar zu “Mein Zeigefinger bewegt 88 Tonnen”

  1. Sehr interessanter Bericht über die Münzprägung von früher bis heute, u.a. handwerkliche bzw. maschinelle Herstellung von Münzen.
    Werde demnächst das Württembergische Landesmuseum „Altes Schloß“ in Stuttgart besuchen.

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