Berlin-Mitte ist voller Menschen, die Spree glitzert in der Sonne und wir lab.Bode Volontär*innen sitzen im Raum „Plattform“ des Bode-Museums und tauschen uns zum Thema „Museum und Schule“ aus: Wie können diese beiden Institutionen zusammengebracht werden? Was ist Bildung überhaupt? Wie sehen die ersten Schritte für eine Kooperation zwischen Museum und Schule aus? Wie gestaltet sich die thematische Entwicklung eines gemeinsamen Projekts?
Bildung im Museum
Jedes Museum hat einen Bildungsauftrag. Aber was heißt Bildung eigentlich? Nach wie vor ist dieser Begriff zentral, um die Ziele pädagogischer Handlungen zu begründen. Die aktuelle Erziehungswissenschaft fordert ein Bildungsgeschehen, welches ein Andersdenken oder Anderswerden des Menschen hervorbringt. Als Anlass für einen Bildungprozess werden Konfrontation und Irritation angesehen, um durch das Auftreten neuer Problematiken und Fragestellungen die bereits vorhandenen Denkschemata weiter zu entwickeln und in Folge auch das Handeln zu verändern.
Sinnliche Wahrnehmungen ermöglichen
Ein anderer bildungstheoretischer Ansatz fokussiert im Kontext kulturhistorischer Objekte die ästhetische Erfahrung als Kern des Bildungsprozesses. Beide Idealvorstellungen erfordern eine selbstbestimmte Auseinandersetzung mit Inhalten. Wenn das Museum seinen Bildungsauftrag erfüllen möchte, sollten Vermittlungsformate angeboten werden, welche irritieren und dennoch sinnliche Wahrnehmungen ermöglichen. Die Herausforderung für uns als Museum besteht also darin, die unterschiedlichen Zielgruppen aus ihren Komfortzonen zu locken und gleichzeitig eine besucherfreundliche Atmosphäre zu schaffen, in welcher eine ästhetische Erfahrung stattfinden kann.
Museum als Lernort
Die Argumente für das Museum als außerschulischen Lernort sind vielfältig: Im Museum können Besucher*innen Geschichte und Geschichten erleben, Begegnungen mit fremden und fernen Kulturen erfahren, sich unterschiedlichen Fragestellungen widmen und einen Bezug zur eigenen Identität herstellen. Das Museum bietet ebenfalls die Möglichkeit, die festen Rollen von Lehrer*innen und Schüler*innen aufzubrechen. Lehrkräfte haben die Chance, ihre Klasse neu kennen zulernen. Es besteht im Museum kein Notendruck, alle können den Alltag hinter sich lassen und sich auf die sagenumwobene Begegnung mit dem Original einlassen.
Ein Workshop mit der 6./7. Klasse der Ernst-Abbe-Schule
Soweit die Theorie – doch was bedeutet das konkret für meine Arbeit? Ich habe das Glück, bereits eine Klasse gefunden zu haben, mit denen ich ein Projekt zur Kunstkammer der Württemberger Herzöge durchführen darf. Die 6./7. Klasse der Ernst-Abbe-Schule aus Stuttgart war bereits zu zwei Workshops bei uns in der Kunstkammer. Die Schüler*innen konnten erste Erfahrungen in der Begegnung mit den vielfältigen Objekten und deren Geschichten machen. So haben wir unter dem Begriff „anders sein“ einen geflügelten Hasen (im Bereich der Hands-On-Station) unter die Lupe genommen oder das Herzogswappen auf dem Panzer einer Karettschildkröte näher beleuchtet.
Das Schulprojekt „Meine Kunstkammer“
Das Schulprojekt „Meine Kunstkammer“ hat das Ziel, bis zu den Sommerferien bei den Jugendlichen das Interesse an kultureller Teilhabe zu stärken. Im Austausch mit den Schüler*innen wollen wir partizipativ das künftige Vermittlungsprogramm für Jugendliche im Museum entwickeln. Hierfür setzen wir uns mit dem bunten Spektrum der Kunstkammer auseinander, binden die Themen an die Lebenswelt der Jugendlichen an und werden zum Abschluss einen von den Schüler*innen gewählten Ausstellungsinhalt kunstpraktisch in Angriff nehmen. Ich bin gespannt, was entstehen wird.
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