Was bisher geschah
Bereits seit April werden ca. 3700 Entwurfszeichnungen Bernhard Pankoks in einem 12-monatigen, von der Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg geförderten Projekt digitalisiert, um sie online einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Hierzu gesellt sich nun zu unserer großen Freude ein weiteres, von der Kulturstiftung der Länder gefördertes Projekt, das den Erhalt der Originalzeichnungen in den Mittelpunkt stellt.
Die Sammlung im Depot…
Bei den Zeichnungen handelt es sich um Objektentwürfe, technische Konstruktionsdetails oder architektonische Gesamtansichten. Außerdem gehören eine kleinere Anzahl Fotografien von Raumansichten und Gebäuden sowie Entwürfe für Bühnenausstattungen zur Sammlung. Die Arbeiten sind in einem Depot des Landesmuseums Württemberg aufbewahrt und füllen dort drei große Grafikschränke.
…und in ihren Schränken
Auf gerade mal knapp 50 Grafikmappen sind die 3700 Einzelblätter in ihrer jetzigen Unterbringung verteilt. Jede Mappe enthält zwischen 50 und 130 Blätter, die dicht gedrängt aufeinander liegen. Zum Auffinden und Entnehmen einer bestimmten Zeichnung muss also immer eine große Anzahl Blätter bewegt und gehandhabt werden. Dadurch allerdings können an ihnen Schäden entstehen. Denn für seine Arbeiten verwendete Pankok verschiedenste Papiere, die in den rund 100 Jahren seit ihrer Entstehung ganz unterschiedlich gealtert sind. Viele sind vergilbt, Transparentpapiere sind oft verbräunt und brüchig. Sehr große, gefaltete Zeichnungen haben besonders an ihren Faltungen und Rändern Risse, Knicke und weitere Schäden.
Ein weiterer Aspekt gefährdet den langfristigen Erhalt der Sammlung: die Grafikmappen, in denen sich die Zeichnungen befinden, sind aus handelsüblichen Kartons gefertigt, deren Bestandteile organische Säure abgeben. Die Säure dringt über die Luft in die Originalzeichnungen ein und trägt zu deren beschleunigter Alterung bei. Zudem sind die Zeichenpapiere selbst ebenfalls säurehaltig. Die bereits erfolgte Veränderung der Papiere macht sich durch Vergilbung, Verbräunung und Versprödung bemerkbar.
Das Projekt: Reinigung und Umverpackung der Zeichnungen
Bernhard Pankoks Werk ist national und international von großer Bedeutung. Deshalb wollten wir die Gelegenheit nutzen, die Sammlung parallel zu ihrer Digitalisierung so umzulagern, dass sie in Zukunft möglichst keine weiteren, durch die Verpackung verursachten Schäden erfährt.
Was genau geschieht jetzt mit den Zeichnungen?
Der erste Schritt ist die Entfernung von aufliegendem Staub mit einem weichen Pinsel. Anschließend kommen wesentlich kleineren Mengen als bisher in neue Grafikmappen. Es werden sich maximal 30 bis 45 Blätter in einer Mappe befinden, die wiederum in Gruppen von je 15 Blättern auf drei sogenannte Innenmappen aufgeteilt werden. Zu ihrem weiteren Schutz kommt zwischen jedes Blatt ein Zwischenpapier. Alle Materialien sind nicht nur säurefrei, sondern auch alkalisch gepuffert. Das heißt, der pH-Wert der Mappen und Zwischenpapiere ist so hoch, dass er die in den Blättern enthaltene Säure, die einen niedrigen pH-Wert hat, teilweise ausgleichen kann. Das trägt ebenfalls ganz beträchtlich zum Erhalt der Papiere bei.
Mit den Fotografien gehen wir etwas anders vor. Sie lagen bisher gemeinsam mit den Zeichnungen in den Mappen, werden aber in Zukunft getrennt aufbewahrt. Jedes Foto kommt in eine eigene transparente Hülle aus Polyester und dann in Gruppen in säurefreie Archivboxen.
Ermöglicht wird dies alles dank der großzügigen finanziellen Unterstützung der Kulturstiftung der Länder. Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder, äußert sich folgendermaßen dazu: Dieses Projekt verdeutlicht die vielfältigen verdienstvollen Aufgaben, die Museen im Umgang mit unserem kulturellen Erbe übernehmen. Die sachgemäße Lagerung und Konservierung ist eine wichtige Grundlage für das Sammeln und die Bewahrung des Nachlasses von Bernhard Pankok. Sie schafft die Voraussetzungen dafür, dass das Werk dieses bedeutenden Vertreters des Jugendstils und der Moderne in Deutschland der Öffentlichkeit präsentiert, der Forschung zugänglich gemacht und für kommende Generationen bewahrt werden kann. Daher haben wir das Landesmuseum Württemberg bei diesem Projekt sehr gern unterstützt.
Dafür sind wir hier am Landesmuseum sehr dankbar!
Fortsetzung folgt…!
Abbildungsnachweis und Nutzungsbedingungen
Abb. 1–4: Haus Lange, Tübingen: Entwurf des Hauses, ein Foto des Esszimmers von Südwesten, Entwurf für eine Tapete und Entwurf für Stühle; Landesmuseum Württemberg (CC BY-SA 4.0)
Abb. 5: Stapelweise Fotos und Entwurfszeichnungen; Landesmuseum Württemberg (CC BY-SA 4.0)
Abb. 6: Entwürfe mit Riss und ausgefransten sowie eingerissenen Rändern; Landesmuseum Württemberg (CC BY-SA 4.0)
Abb. 7: Mappen aus handelsüblichen Karton zur bisherigen Aufbewahrung; Landesmuseum Württemberg (CC BY-SA 4.0)
Abb. 8–10: Mappen und Innenmappen unterschiedlicher Größe, Archivboxen für die Fotos, Setup für die Umverpackung – alle erforderlichen Materialien sind griffbereit zurechtgelegt; Landesmuseum Württemberg (CC BY-SA 4.0)