Bildmedien gehören zu den wichtigsten Multiplikatoren von Mode. Modefotografien entstehen meist in einem kommerziellen Kontext für Magazine oder Werbeanzeigen, dabei verschwimmen die Grenzen zwischen künstlerischer und modeschöpferischer Arbeit häufig. Die aktuelle Landesausstellung „Fashion?! Was Mode zu Mode macht“ zeigt Klassiker der Modefotografie von den 1950er Jahren bis heute. Neben Arbeiten von Irving Penn, F. C. Gundlach, Peter Lindbergh, Juergen Teller, Ellen von Unwerth oder David LaChapelle zeigt das Landesmuseum auch drei Arbeiten der Fotografin Walde Huth.
Wer war Walde Huth?
Walde Huth wurde am 29. Januar 1923 in Stuttgart geboren und wuchs in Esslingen auf. Nach ihrer Ausbildung an der Staatlichen Schule für Angewandte Kunst in Weimar von 1940 bis 1943 arbeitete sie für Agfa, einem Hersteller fotochemischer Produkte. Im Jahr 1946 eröffnete sie das Atelier Künstlerische Lichtbildwerkstätte in Esslingen und expandierte 1953 mit einem größeren Studio für Mode- und Werbefotografie nach Stuttgart. In den Folgejahren etablierte sie sich zur gefragten Modefotografin.
Dokumentarin der Haute Couture
Für die FAZ und verschiedene deutsche Modejournale reiste Walde Huth nach Paris und dokumentierte das letzte große Jahrzehnt der Haute Couture, die gehobene Schneiderkunst, die auf den Engländer Charles Frederick Worth zurückgeht. Nie wieder gab es so viele Modedesigner*innen wie in den 1950er Jahren, die Mode aus hochwertigen Materialien und in Handarbeit für Kundinnen maßschneiderten. Nach dem der vom Mangel gezeichnete Krieg vorbei war, zeigte sich in der Mode eine Verschwendungssucht: für den Rock eines Kleides konnten zum Beispiel bis zu 40 m Stoff verwendet werden. Die Modehäuser von Christian Dior und Jacques Fath gehörten zu den führenden Adressen der Zeit, ihre Modelle hat Walde Huth regelmäßig inszeniert.
Mode und Architektur
Walde Huth fotografierte vornehmlich im freien, wie in der oben zu sehenden Modefotografie: Das Mannequin Patricia in Kleid und Cape von Jacques Fath arrangierte sie vor der Kulisse von Paris. Aufgrund Walde Huths ursprünglicher Ausbildung zur Architekturfotografin bezog sie oftmals bekannte Gebäude in ihre Inszenierungen mit ein. So verewigte sie mit der Fotografie gleich zwei Wahrzeichen der Stadt: den Eiffelturm und die Mode.
Das Alte Schloss als Kulisse
Die Schwarz-Weiß-Aufnahme entstand als Auftragsarbeit für die 1938 gegründete Wäschefirma Charmor, für die Walde Huth viele Jahre tätig war. Die Fotografie zeigt eine Frau in Bluse, Rock und hohen Schuhen vor der Kulisse des Alten Schlosses, das heute die Ausstellungsräume des Landesmuseums beherbergt. Im Hintergrund steht ein Auto. Unscharf sind zwei Herren zu erkennen, die die in Strümpfe gehüllten Beine des Models fokussieren. Es sind die Strümpfe, die Gegenstand der Werbeanzeige waren.
Zunächst als kitschig empfunden, widmete sich Walde Huth bald auch der Farbfotografie. Das Foto zeigt eine Inszenierung eines Capes im Studio. Der Fokus liegt auf dem satten Rot des Stoffes, das vor der weißen Kulisse besonders eindrücklich zur Geltung kommt.
Dichterin mit der Kamera
Die Fotografie verweist auf Walde Huths zukünftige Schaffensphase, in der sie als Werbefotografin in Zusammenarbeit mit ihrem Mann, dem Architekturfotografen Hugo Schmölz, zunehmend im Studio arbeitete. Nach dem Tod ihres Mannes 1986 widmete sie sich künstlerisch-surrealistischen Motiven. Die Fotografin, die auch als Dichterin mit der Kamera bezeichnet wurde, verstarb 2011. Ihr Werk wird im schmölz + huth Archiv verwaltet.