Das Landesmuseum Württemberg im Alten Schloss in Stuttgart zeigt noch bis zum 24. April 2022 die Große Landesausstellung „Fashion?! Was Mode zu Mode macht“.
Zahlreiche Designer*innen, Outfits und das System Mode von der Fertigung bis zum endgültigen Produkt sowie der Aspekt der Nachhaltigkeit werden mit rund 250 Exponaten, teils von internationalen Leihgeber*innen, näher beleuchtet.
LET’S TALK?!
Neben den ganz in schwarz gekleideten Mitarbeiter*innen des Besucherservices finden sich immer wieder Museumsmitarbeiter*innen, die auf den ersten Blick leicht verwechselt werden können. Auf Ihren ebenfalls schwarzen T-Shirts steht in großen weißen Lettern: „LET’S TALK?!“ – Aber über was reden? Die sogenannten Explainer*innen des Landesmuseums haben eine besondere Aufgabe in der Ausstellung. Ganze zwei Teams, abwechselnd im Einsatz, gehen regelmäßig auf die Gäste zu, suchen das Gespräch und fragen nach dem Lieblingsexponat, verweisen auf die gezeigten Mode-Filme, verewigen fotografisch den Museumsbesuch oder stehen auch sonst jederzeit gern mit Rat und Tat zur Seite.
Explainer*innen für das Junge Schloss und die Sonderausstellung
Drei Explainerinnen des ersten Teams möchten heute an dieser Stelle aus ihrem Museumsalltag erzählen: Von den kleinen und herzlichen, freundlichen und bereichernden Momenten, aber manchmal auch fordernden und anstrengenden Erfahrungen. Hauptsächlich arbeiten Sina, Tabea M. und Tabea S. im Kindermuseum Junges Schloss und betreuen dort die jungen Besucher*innen mit ihren Familien, Lehrer*innen, Erzieher*innen und weiteren Begleiter*innen. Hier darf aktiv, meist passend zum aktuellen Sonderausstellungsthema, entdeckt und erfahren werden. Auch wenn anfassen sonst im Museum verboten ist, im Jungen Schloss ist es erlaubt, sogar erwünscht! So kann es auch vorkommen, dass alle Explainer*innen im Kindermuseum anzutreffen sind, wenn hier viel los ist. Doch nicht nur im Kindermuseum üben sie eine betreuerische Tätigkeit aus, sondern auch in der Großen Landesausstellung, diesmal in ihrer Funktion als Explainerinnen.
Im Gespräch mit den Kolleginnen
Tabea S.: „Über den Tag verteilt wechseln wir uns untereinander ab und sind so einerseits im Kindermuseum (Gerade wird hier die Mitmachausstellung „Ran an den Stoff!“ gezeigt – noch bis 31. Juli 2022), andererseits auch ‚unten‘ in der Sonderausstellung „Fashion?!“. Wir gehen auf unsere Gäste zu und führen kleine, aber sehr interessante Gespräche über die unterschiedlichsten Themen. So kann es auch vorkommen, dass die Gespräche gar nicht mehr so viel mit Mode zu tun haben.“
Sina: „Teilweise kostet es mich auch Überwindung auf die Besucher*innen zuzugehen, denn wir sind hier immer noch in einem Museum und das ist ja allgemein eher als ein Ort der Ruhe bekannt. Die freie Zeit der Besucher*innen möchten wir natürlich positiv und nicht negativ beeinflussen, deshalb ist es manchmal ein Balanceakt zwischen Ansprechen und In-Ruhe-Lassen von konzentrierten, in die Exponate vertieften Besucher*innen. Hier müssen wir genau beobachten und entscheiden, wer vielleicht eher nicht angesprochen werden möchte und wer offen für ein (kurzes) Gespräch ist – gerade zu Corona-Zeiten mit Maske tragen und Abstand halten.“
Tabea M.: „Diejenigen, die einen der Multimedia-Guides des Museums nutzen, sprechen wir zunächst einmal nicht an – aber wir sind natürlich trotzdem gerne für sie da, zum Beispiel wenn jemand Fragen oder Schwierigkeiten mit der Technik hat sowie darüber hinaus.“
Tabea S.: „Besonders gern mache ich auf den Ausstellungsfilm zum Thema Modenschau und Modepräsentation aufmerksam. Manchmal verpassen unsere Gäste nämlich den Filmraum, weil sie so auf die anderen Exponate konzentriert sind. Denn diese befinden sich auf der gegenüberliegenden Seite des Raums. Der Fokus auf den Ausstellungsfilm spiegelt mein persönliches Interesse an dem Thema wieder.“
Sina: „Ich stehe oft am Beginn der Ausstellungsfläche und erinnere daran, dass es eine tolle Möglichkeit zur Interaktion in „Fashion?!“ gibt. Die Besucher*innen können an fünf Sticker-Stationen ihre eigene oder die Einstellung ihrer Begleiter*innen zum Thema Kleidung einschätzen. Durch eine Vervollständigung von unterschiedlichen Aussagen wird nach der eigenen Meinung gefragt und so können sich Besucher*innen aktiv an der Ausstellung beteiligen. Am Schluss gibt es dann die Auflösung, welcher Mode-Typ am besten zu einem passt. Selbstverständlich kann man hier nicht in Schubladen denken, die Grenzen sind definitiv fließend. Dieser partizipative Part gefällt mir besonders gut an der Ausstellung.“
Tabea M.: „Wir geben zwar keine klassischen Führungen, holen aber bei Anmeldung gerne auch junge Besucher*innengruppen in der Dürnitz ab und betreuen sie bei ihrem Besuch der Sonderausstellung. Bevor die Gruppen die Ausstellung erkunden können, geben wir zunächst einen thematischen Überblick und informieren die Besucher*innen, was sie in der Ausstellung erwartet. Danach begleiten wir sie individuell durch die Räume. Am Ende ihres Besuches machen wir eine kleine Rückfragenrunde und verweisen auf das Gästebuch, in dem schon zahlreiche interessante Einträge zu lesen sind. Zusätzlich gibt es ein digitales Führungsangebot, das Gruppen online oder direkt bei der Führungsannahme buchen können. So sind sie nicht ortsgebunden und können bequem von zu Hause unsere Ausstellungen erkunden. Trotzdem freuen wir uns natürlich über jeden Besuch im Landesmuseum.“
Sina: „Ich denke, die Ausstellungsbetreuung macht uns allen (auch dem anderen Team, das sich mit uns abwechselt) sehr viel Spaß und ist unglaublich bereichernd. Vor allem sonntags haben wir im Jungen Schloss immer tolle, wechselnde offene Werkstätten, in denen wir gemeinsam basteln. Die Angebote sind wirklich kreativ und werden sehr gut angenommen!“
Tabea S.: „Ich lerne jeden einzelnen Tag im Umgang mit den Kindern und Jugendlichen (und natürlich auch den Begleitpersonen) neu dazu. Wie man in bestimmten Situationen reagiert, ist vereinzelt durchaus nicht ganz einfach, manchmal kommt man dabei auch an seine Grenzen. Aber wenn man den Menschen mit Empathie und Freundlichkeit begegnet, lassen sich alle kleinen Schwierigkeiten schnell lösen. Unsere Gäste können sich hier bei uns wohlfühlen, Spaß haben, etwas dazulernen und einfach ein bisschen den Alltag vergessen.“
Kommt vorbei!
Die drei Explainerinnen Sina Klischies, Tabea Motika und Tabea Schulz sind, zusammen mit weiteren Kollegen und Kolleginnen, jeden Dienstag bis Sonntag zwischen 10 und 17 Uhr (donnerstags bis 19:30 Uhr) im Landesmuseum Württemberg anzutreffen. Hier gibt’s die Tickets für die Ausstellungen!