Vor einem Dreivierteljahr hat das Landesmuseum Württemberg im Bereich „digitale Museumspraxis“ für die Koordination der verschiedenen damit verbundenen Aufgaben eine eigene Stelle eingerichtet. Kurz vor Jahresende ist es höchste Zeit, auf die ersten Schritte zurück zu blicken und von unseren weiteren Plänen zu berichten.
Digitale Museumspraxis?!
Aber zunächst, was bedeutet digitale Museumspraxis? Auch wenn die Bezeichnung nicht gänzlich selbsterklärend ist, beschreibt der Begriff eigentlich ziemlich genau, worum es sich handelt: nämlich um alle Aufgabenbereiche bei uns im Haus, bei denen digitale Medien zum Einsatz kommen. Das sind seit der Einführung von Computern und dem Internet in den 1990er Jahren inzwischen nicht wenige. Nach außen sichtbar ist dies besonders in der Vermittlungs- und Öffentlichkeitsarbeit mit unseren Webseiten (LMW, Museum der Alltagskulturen, Junges Schloss), dem digitalen Sammlungskatalog, Medienstationen in den Schausammlungen und Sonderausstellungen und Aktivitäten in den sozialen Medien, zu denen auch ganz frisch dieser Blog gehört. Dazu kommen Datenbanken, die wir hausintern für die Planung von Ausstellungen, Veranstaltungen und Führungen, die zentrale Bild- und Objektverwaltung und im Rechnungswesen einsetzen.
Wohin soll die Reise gehen?
Auch wenn insgesamt schon einiges erreicht ist, gibt es noch viel zu tun für die Koordination all dieser Bereiche. Sie sollen insgesamt stärker aufeinander abgestimmt und strategisch ausgerichtet werden. Das ist für uns Voraussetzung, um bei dem schnellen Technologiewechsel sowohl eine nachhaltige Infrastruktur zu schaffen, als auch kreative Angebote entwickeln zu können: Offenes
WLAN in unseren Ausstellungen, die Neugestaltung unserer Webseite und eine Zeitreise ins Spätmittelalter mit Virtual Reality sind nur drei digitale Themen in dieser Spannbreite, die uns gerade beschäftigen und über deren Fortschritt wir hier im Blog berichten werden.
Weil so gut wie alle Aufgabenfelder im ganzen Haus direkt mit der digitalen Museumspraxis zusammenhängen, können wir nicht alle Bereiche sofort angehen. Im Moment erarbeiten wir deshalb eine digitale Strategie, die die Grundlage und den Rahmenplan für den digitalen Ausbau des Museums bildet und Prioritäten für die konkrete Umsetzung definiert.
Digitalisierung als Querschnittsaufgabe
Wir, das ist ein Arbeitskreis mit Vertretern aus verschiedenen Abteilungen, der die fachspezifischen Anforderungen im digitalen Bereich übergreifend abstimmt. Dadurch ist die digitale Museumspraxis als Querschnittsaufgabe direkt eingebunden. Das ist besonders wichtig, weil hier nicht nur einzelne digitale Projekte geplant und realisiert werden, sondern sich letztlich dadurch auch das Museum an sich und unsere Arbeitsumgebung verändern werden. Dieser Blog ist ein Bespiel für sich verändernde Kommunikationsformen. Hier können alle Kollegen ihren Blick auf das Landesmuseum vorstellen und in den direkten Austausch mit euch treten.
Bei all den kommenden Aufgaben, die mit der Digitalisierung zusammenhängen, ist Feedback von außen viel wert. Als Teilnehmer der ersten Phase im Coaching-Programm Museen 2.0 hatten wir in diesem Jahr externe Unterstützung bei der Entwicklung strategischer Rahmenbedingungen. Die MFG hat uns bei den ersten Schritten der neu eingerichteten digitalen Museumspraxis im Haus begleitet und Kontakt zu Experten hergestellt, mit denen wir uns über deren Erfahrungen austauschen konnten. Im Zeitraum von Februar bis Dezember haben wir damit begonnen, intern benötigte Strukturen aufzubauen: Handlungsbedarf gemeinsam zu diskutieren, Ziele zu formulieren und die Koordinationsstelle im Haus zu integrieren. Jetzt kann es konkret werden!
Digitalisierung ist kein Ersatz, sondern eine Erweiterung
Während wir die digitale Strategie aktuell ausarbeiten, stehen einige Prämissen bereits fest: digitale Zugangsmöglichkeiten und ein verstärkter Austausch mit dem Publikum sind für uns Grundbedingung, um als weltoffenes Haus agieren zu können. Dabei werden wir unseren eigenen Transformationsprozess nach innen wie nach außen transparent gestalten und neue Formate ausprobieren. Gerade bei den scheinbar unbegrenzten digitalen Möglichkeiten ist es uns wichtig, dass bewährte traditionelle Angebote nicht ersetzt, sondern sinnvoll erweitert werden. Denn es geht nicht um ein entweder oder, sondern um ein sowohl als auch: Kein digitales Werkzeug kann den Besuch der Originalobjekte vor Ort ersetzen, aber über das Internet könnt ihr z.B. auch außerhalb Stuttgarts und der Öffnungszeiten in den Sammlungsbeständen recherchieren, über den Blog Einblicke in unsere verschiedenen Arbeitsfelder und Projekte erhalten, mit uns in Kontakt treten und bald noch einiges mehr. Wir sind gespannt, wohin uns die Reise führen wird und freuen uns auf ein kreatives neues Jahr 2018!