Hier geht was! Reges Treiben im 3. OG

Seit September sind wir, die Freie Tanz- und Theaterszene (FTTS), im Landesmuseum und richten noch bis Ende Dezember (letzter Vorstellungstermin am 30.12.!) die Bespielung des 3. Obergeschosses aus. Phantastisch! Unkuratiert und entsprechend divers jagt eine Produktion die nächste; jede Woche wechselt mehrmals das Abendprogramm und ein nicht geringer Teil der Stuttgarter „Freien Szene“ geht im Landesmuseum ein und aus: Schauspieler*innen, Performer*innen, Figurenspieler*innen, Tänzer*innen auf 600 Quadratmetern Fläche – ein ungewohnter Luxus für alle Beteiligten, für die sich in Stuttgart immer wieder die ermüdende Raumfrage stellt.

„Sei unser Gast!“ Am 14. September fand im Innenhof des LMW die große Eröffnungsfeier statt – mit Waffeln, Sekt, zahlreichen Künstler*innen und den Tapeworms der Stuttgarter Künstlerin Stefanie Oberhoff. (c)Daniela Wolf

Freie Szene zu Gast im Landesmuseum also. Wir sind ein Gemisch aus Künstler*innen, die sich in ihrer Arbeit nicht dauerhaft einem hierarchischen System unterordnen oder einer Institution verpflichten wollen. Akteur*innen, die sich immer wieder in neuen Teams zusammenfinden, quer durch alle Genres hindurch. Vielleicht weil sie die Unsicherheit der Freiberuflichkeit nicht nur verfluchen, sondern deren Lebendigkeit auch schätzen. Vielleicht weil sie sich nicht immer leicht damit tun, sich anzupassen.

Bei der Reihe 23, die dem Namen entsprechend immer am 23. Tag eines Monats stattfindet, stellen Künstler*innen aller Sparten Try-Outs sowie Ausschnitte aus alten und neuen Stücken vor. (c)Franco Jennewein

Die FTTS tut, was sie kann und kann nicht immer, wie sie gerne wollte. Für die Projektleitung hätte es vielleicht doch noch zusätzliches Personal gebraucht…?! Also…nein, nein, nicht wegen der Künstler*innen, nicht wegen des wunderbaren Teams des Landesmuseums…eher häufen sich dann eben doch Abend- und Bardienste, unvorhersehbare Ausnahmen dekorieren den Regelspielplan, Workshops wachsen aus dem Boden, das Rahmenprogramm hält sich nicht an die 40 Stundenwoche…sind wir überrascht? Nein. Sind wir trotzdem im Glück? Ja! Obwohl die Bar zum Beispiel spektakulärer sein könnte. Obwohl die Künstler*innen-Honorare mit 120 Euro pro Abend noch immer um die Hälfte zu gering sind (wir sind dran). Obwohl das Ende der Bespielung schon wieder greifbar nah ist.

Neben Abendveranstaltungen finden auch zahlreiche Kinderformate statt, zum Beispiel „Elternfrei“ an jedem Samstag von 10 bis 12 Uhr, bei dem die Kinder selber zu Künstler*innen werden. (c)Angela Milosevic

Können wir nicht einfach bleiben? Wiederkommen? Die Öffnung des Landesmuseums, für andere Bereiche der Kunst – überhaupt eines Museums – mehr davon! Nicht zu unterschätzen, die dadurch entstehende Erweiterung des Netzwerkes, die Öffnung der unterschiedlichen Publika füreinander. Wir sind Fans!

Jetzt heißt es aber auf, zum wöchentlichen Jour Fixe zwischen Landesmuseum, FTTS und Robin, unserer Technik-Konstante vor Ort. Robin, der zuverlässig hier und da die lockeren Schrauben festzieht, seine Überstundenzettel stapelt und unverzichtbar ist.

Mit Tanzboden und Tribüne wird das 3. OG zum Aufführungsort von Tanz, Theater, Performance und mehr. (c)FTTS

Nach Anlaufschwierigkeiten im September haben die Zuschauer*innenzahlen mittlerweile Aufwind bekommen und unsere zugegeben sehr vorsichtige aber sicherlich nicht ganz unkluge Einschätzung von 10 regulär zahlenden Gästen pro Abend kann guten Gewissens heraufgesetzt werden.

Habt ihr uns schon besucht? Nein? Bis Ende Dezember habt ihr noch die Chance, Stücke der Freien Tanz- und Theaterszene im Landesmuseum Württemberg zu sehen. Tickets gibt es an der Museumskasse und im Online-Ticketshop. Ab Januar 2020 werden wir euch vermissen.

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